Das Ende

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(Triggerwarnung)
ALIA

Alia linste vorsichtig über ihre Schulter. Die Hitze, die von der Feuerschale ausging, war sogar noch ein paar Meter entfernt deutlich spürbar. Im Feuer steckte ein schlanker, langer Metallstab. Der Alpha stellte sie auf dem Boden und strich ihr die Haarsträhnen aus dem blassen Gesicht. Seine Berührungen waren sanft und zärtlich. Leise sagte er eindringlich: „Meine süße, kleine Omega. Was ich jetzt tun werde, das hast du dir selbst zuzuschreiben. Hättest du dich nicht deinem Gefährten widersetzt, müsste ich dich jetzt nicht an deinen Platz erinnern, das weißt du, oder?" Er suchte in den dunkelblauen Augen nach einer Bestätigung.
„Bitte tu mir nicht weh... bitte... ich bin jetzt auch brav!!!" wimmerte Alia ängstlich.
In ihrem Innern fletschte ihre Wölfin stocksauer mit einem lautlosen Grollen die Fänge. Das Seelentier verdrängte erfolgreich seine Angst... was hatte dieses widerliche Arschgesicht nur mit ihrem Menschen vor?
Clayton sah zu seinem Beta. „Alles fertig?" Der Mann nickte mit einem unnahbaren Gesichtsausdruck. Zufrieden lächelte der Alpha diabolisch vor sich hin und fixierte die junge Frau wieder.

Eine seiner Hände glitt in die weiße Lockenflut und fasste sie in ihrem Nacken zu einem Zopf zusammen. Immer noch lächelte griff er mit der anderen Hand nach dem Messer, welches einer der Gammas ihm hinhielt und zog es mit einer schnellen Bewegung durch die Haare. Alia schrie auf und schluchzte ungläubig. Fassungslos sah sie auf den abgetrennten fast armlangen Zopf, den er ihr vor das Gesicht hielt. „Wenn ich von deiner Ergebenheit überzeugt bin, darfst du deine Haare wieder wachsen lassen, Omega." Alia verfolgte geschockt, wie Arschgesicht die Haare in die Feuerschale warf, wo die Flammen sie verzehrten.

„Halt sie fest!"
Auf den scharfen Befehl seines Alphas trat der Beta an Lias Vorderseite, packte mit einem eisenharten Griff ihre Oberarme und drehte sie so, dass ihre Kehrseite in Richtung Manning zeigte. Clayton zog derweil einen feuerfesten Handschuh an und griff nach dem Metallstab. „Das, meine Gefährtin wird dir jetzt sehr wehtun! Aber danach ist dein Ungehorsam vergeben und vergessen und wir beide werden von vorne anfangen.."
Lia stand immer noch unter Schock und sah verwirrt dem Beta in die Augen. Warum kam ihr dieser Mann nur so bekannt vor? Sein Blick war ausdruckslos, aber ein kleines, kaltes und grausames Lächeln hob einen seiner Mundwinkel.

Clayton zog die weiß-glühende Stange aus dem Feuer. Am Ende bildete das Metall zwei ineinander verschlungene Buchstaben ‚CM' - Clayton Manning. Der verschissene Bastard wollte sie doch allen Ernstes mit seinen Initialen brandmarken!!!!
Grinsend trat der Mann einen Schritt zurück und betrachtete genüsslich ihren nackten Hintern. Dann visierte er ihre linke Pobacke an und stieß zu.

Es war dieses halbe, kalte Grinsen des Betas gewesen, welches Alia aus ihrer Schockstarre holte. In dem Moment, in dem sie die Hitze des Brandeisens an ihrer linken Seite spürte, drehte sie sich ruckartig nach rechts, sodass das glühende Metall nur über ihre Hüfte streifte und sich mit vollen Wucht in den Schritt des Betas bohrte. Brüllend ließ der Mann sie los und brach in die Knie, die Hände auf die Kronjuwelen gepresst. Eine dünne Rauchfahne stieg aus der angekokeltem Jeans empor. ‚Jetzt!' dachte Alia zu ihrer Wölfin und spürte, wie ihre beiden Seelen sich vereinten.

Mit einem kreischenden Fauchen wirbelte die junge Frau herum, tauchte unter dem Brandeisen her und stürzte sich auf den fassungslos dastehenden Alpha. Ihre Fingernägel verlängerten sich zu Rasiermesser scharfen Klauen und diese zog Alia ihrem Peiniger nun genüsslich durch das hübsche Gesicht. Sie schlitze es von der Stirn bis zum Kiefer auf und verletzte das Auge. Der Mann schrie gellend auf, ließ das Eisen fallen und presste die Hände vor die Verletzung. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor.

Der Rudelarzt sprang über den am Boden liegenden Beta und stürzte sich auf den Rudelführer. Und nun war das Chaos perfekt. Die Gammas bewegten sich ebenfalls unsicher in Richtung ihres Chefs, um Befehle bezüglich der Angreiferin zu bekommen. Aber beide Befehlshaber waren am Boden und aktuell nicht einsatzfähig. Die Krieger brauchten ein Kommando, wie sie mit der Angreiferin verfahren durften, beziehungsweise sollten!
Alia begriff, das jetzt der Zeitpunkt gekommen war, sich höflich zu verabschieden. Sie streckte der Saubande beide Mittelfinger entgegen, wirbelte herum und sprintete in den Wald.

Adrenalin war schon was großartiges! Obwohl Lia halbverhungert und durch den tagelangen Schlafentzug völlig erschöpft und am Ende ihrer Kräfte war, trieb sie ihre Gliedmaßen zu extremer Leistung an. Sie merkte die peitschenden Zweige nicht, oder gar die Dornen, die lange, tiefe und blutige Spuren auf ihrem nackten Körper hinterließen.
Keuchend brach sie nach einer Stunde kopflosen Rennens in die Knie. Schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen und Zitterkrämpfe jagten durch ihre Muskeln. Ihr war schwindelig und schließlich übergab Lia sich. Ihr Magen schmerzte von den Krämpfen und vor lauter Hunger. Mühsam stemmte sich die junge Frau winselnd wieder hoch. Göttin, wie verzweifelt gerne wollte sie sich auf dem Moos zusammenrollen und schlafen... schlafen... Alia seufzte kraftlos auf und taumelte weiter. Auch wenn der Waldboden noch so einladend aussah, selbst mit ihrem vernebelten Verstand wusste sie genau, dass Clayton ihr schon sehr bald folgen würde, wenn er das nicht schon längst tat. Ein zweites Mal würde sie ihm nicht mehr entkommen können...
Sie spürte, wie ihre Wölfin in ihr aufstieg und die Kontrolle übernahm. Für eine Verwandlung war auch sie zu schwach, aber mit dem wölfischen Sinnen ausgestattet, griff ihr Seelentier auf seine letzten Kraftreserven zu und folgte ihren Instinkten... Heim... Heim zu ihrem geliebten besten Freund, Heim zu ihren Gefährten.

AliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt