Des Rätsels Lösung

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ACE

„Komm mit!" rief Ace, griff nach Emmas Hand und zog sie hoch. Emma quietschte auf und stolperte hinter dem großen Beta her. Ace blieb stehen, sah kurz verwirrt auf die kleine Omega, die ihn aus riesigen, schockierten Augen anblickte. „Ups... sorry... äh, so gehts schneller!" Rasch glitt seine eine Hand in ihre Kniekehlen und die andere um ihre Schultern. Mit einer gleitenden Bewegung hob der junge Mann Emma hoch und stürmte durch die Eingangshalle in den Krankenflügel. Er hielt vor Alias Zimmer inne und ließ den kleinen Rotschopf wieder auf ihre eigenen Füße hinab.

Er hob die Hand und klopfte leise. Gray öffnete die Tür und sah den Beta fragend an. „Was gibt es, Ace? ... Emma? Was machst du.." „Gray, lass uns rein! Glaub mir, dass wollt ihr hören!!" unterbrach der blonde Mann seinen Alpha. Grayson zögerte kurz, dann trat er zur Seite und ließ die beiden in das lichtgeflutete Zimmer. Lucan und Konstantin lagen in Wolfsform auf dem Bett und kuschelten sich an Alia. Lucan hob den Kopf und knurrte drohend in Emmas Richtung. Ace fauchte: „Genug, Lu! Diese ganze Scheiße ist nicht Emmas Schuld! Wandelt euch! Sie hat was sehr interessantes mitzuteilen!" Konstantin wandelte sich als erster und griff nach einer Jogginghose. Während er sie anzog, blaffte er den immer noch vor sich hin maulenden Lucan an. „Verdammt, du Dickschädel! Das heißt ja nicht, dass wir Lia verlassen müssen. Ich bin sicher, Emma kann auch hier mit uns reden!" Emma nickte schüchtern und kam zögernd näher. Sie sah auf die weißhaarige Omega hinunter und sagte mit Ehrfurcht: „Göttin... Sie ist so schön!! Als hätte der Mond sie berührt..."

Lucan glitt vom Bett und wandelte sich ebenfalls. Emma errötete, als der nackte junge Mann vor ihr zum Stehen kam und versuchte nicht auf sein Glied zu starren. Ace grinste, kannte er doch dieses eingeschüchterte Verhalten von Alia. „Lu... Hose!!!" schnaubte Gray und warf seinem Bruder das besagte Kleidungsstück an den Kopf. Der grinste und zog sich an. Dann verschränke er die Arme vor der Brust und sah belustigt auf den zierlichen Rotschopf runter. „Also... Emma. Du hast unsere Aufmerksamkeit. Was wolltest du uns sagen?" fragte Grayson.

EMMA

Emma atmete geräuschvoll ein und versuchte sich wieder zu fangen. „Äh... Ace hat mir erzählt, wie das alles passiert ist. Etwas ähnliches ist mir geschehen. Es ging nicht um meinen Uterus, sondern ... Ähm... ich..." sie machte einen Schritt von den drei riesigen Alphas weg und sah hilfesuchend zu dem Beta. Er legte ihr sanft die Hände auf die Schultern und zog sie mit dem Rücken an seine Brust. „Keine Angst, Kleines. Sie mögen knurren... aber sie würden dir niemals weh tun..." flüsterte er sanft in ihr Ohr. Lucan seufzte leise und ging vor Emma in die Hocke. Er sah zu ihr auf und sagte: „Verzeih mir... ich ... die ganze Situation war zu viel für mich. Die Angst Lia zu verlieren, dann die Ankunft einer neuen Omega.. es tut mir leid, wenn ich dir Furcht eingejagt habe." Er strich Emma mit den Fingerknöcheln sachte über die Wange und lächelte sein schiefes, freches Grinsen.

Emma erwiderte zögernd das Schmunzeln und holte tief Luft. „Also.. Mein ehemaliger Alpha war nicht .. äh... nett.. Wenn er schlechte Laune hatte, hat er mich zum Abreagieren aufgesucht. An einem Tag hat er es übertrieben und in seinem Frust solange auf mich eingeprügelt, bis ich mich nicht mehr bewegt habe. Ich erinnere mich nicht mehr viel.. was mir im Gedächtnis geblieben ist, sind eigentlich nur Schmerzen und wie etwas in mir .. ähm .. gerissen ist... glaub ich. Ich bin irgendwann wieder aufgewacht, meine beste Freundin Sarah saß an meinem Bett und hat mir erzählt, was passiert ist." Emma liefen mittlerweile Tränen über das Gesicht und unwillkürlich begannen alle drei Alphas zu schnurren. Ace legte die Arme um sie und wiegte sie sanft. Emma würgte mit aller Kraft die Tränen hinunter und konzentrierte sich auf Alia. Ihr Leben konnte noch im glücklichere Bahnen gelenkt werden... Emma musste sich dazu nur zusammenreißen...

„Sarah ist Krankenschwester und ein Mensch. Deshalb war sie in meinem alten Rudel nicht gerne gesehen. Sie hat mir erzählt, was geschehen ist, nachdem ich das Bewusstsein verloren hatte. Der Hamburger Alt-Alpha hat mich einfach liegen gelassen.. es war ihm scheißegal was mit mir war...Die Luna hat jemanden zu mir geschickt als ich nicht zum Abendessen kam. Ich hatte schwere innere Verletzungen, einen Riss in der Leber und Milz. Gebrochene Rippen, geprellte Hüfte, ein Lungenflügel war kollabiert... ich war am verbluten und - wie ihr wißt - haben Omegas keine Selbstheilungskräfte. Ich wurde ins Krankenhaus gebracht, aber die Rudelärzte hatten keine Hoffnung. Sarah hatte dann die Idee, die mir das Leben gerettet hat. Sie sagte den Ärzten, Omegas haben keine Selbstheilung... Alphas aber schon. Jetzt musste es dann nur eine Möglichkeit geben, diese Selbstheilung auf mich übertragen."

Gray beugte sich atemlos vor und fragte: „Wie? Bitte, Emma..." Verzweifelte Hoffnung schwang in seiner Stimme. Emma schauderte... würde sie diese Art von Liebe auch jemals erleben?
Ach, Göttin... wie gerne würde sie mit Alia tauschen. Ihre Wölfin winselte unglücklich und legte den Kopf auf die Pfoten. „Tut mir leid.. äh.. wo war ich..." Verwirrt wanderte ihr Blick im Raum umher. Ihre Atmung ging stockend und ihre Blattgrünen Augen waren seltsam matt. Ihr Schmerz waberte durch den Raum, bis Konstantin es nicht mehr ertragen konnte. Er hob sie in seine Arme und setzte sich mit Emma aufs Bett. Sanft kraulte er ihren Nacken, das Schnurren der drei Männer verstärkte sich noch einmal. „Tut mir leid," schniefte die junge Frau. Sie erlaubte sich noch ein paar Sekunden lang, den Trost und die Wärme zu genießen, die eigentlich nicht ihr zustanden, sondern der Schwerverletzten Frau auf dem Bett neben ihr gehörte.
Dann löste sie sich mit einem schuldbewussten Blick auf Alia von Konstantin und brachte etwas Abstand zwischen sich und das Höllentrio.

Nervös zerknautschte Emma wieder ihren Hoodie und versuchte sich zu fangen. Mit Mühe konzentrierte sie sich auf die im Koma liegende Omega. „Äh, also.. Sarahs Idee war recht simpel. Bluttransfusionen... es waren vier nötig. Das Alphablut, vollgepumpt mit Selbstheilung hat dann meine irgendwie getriggert. Alle Schäden sind innerhalb von zwei Tagen verheilt. Hätte die Alphafamilie nicht Angst gehabt, ihre Handelsware zu verlieren, wäre ich jetzt wahrscheinlich nicht mehr am Leben... Sarah hat, glaub ich ein paar Instrumente herstellen müssen, mit denen das Ganze funktioniert hat ... wenn ihr wollt, kann ich sie bitten herzukommen..." Totenstille breitete sich im Raum aus.

„Warum?" fragte Gray leise. „Du könntest irgendwann Lias Platz einnehmen, als Luna dieses Rudels... Also, warum, Kleines?"
Emma streckte die Hand aus und fuhr Alia mit zitternden Fingern wehmütig durchs Haar. „Aber ich bin nicht sie... und ihr würdet mich nie so ansehen, wie ihr sie anseht. Mich so sehr lieben, wie ihr sie liebt... eure Wölfe haben nun mal Alia gewählt... Und sie hat so ein Glück, den Rückhalt dieses Rudels zu haben. Euch alle zu haben. Auch wenn mein Leben versaut ist, bei ihr kann ich noch helfen, dass es besser wird.."

Lucan ging zu ihr, nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie zärtlich auf die Stirn. Dann strich er mit den Daumen die Tränen von ihren Wangen. „Ihr Omegas seid schon was Besonderes..." flüsterte er und lehnte seine Stirn gegen ihre. Ace fragte leise: „Würdest du das für uns machen, für sie? Deine Freundin anrufen?" Emma nickte und sagte mit einem tränenfeuchten Lächeln: „Ich brauch dann nur noch ein Telefon..."

AliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt