Auf Messers Schneide

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ACE

Es war schon spät - oder früh, als Ace, sein Vater und die Gammas zurück zum Rudelhaus kamen. Ace war immer noch fuchsteufelswild. Der verfluchte Alpha, der elendige Verräter Johannes und die Schlampe von Schwester waren entkommen.
ENTKOMMEN!
Die feindlichen Krieger hatten sich geopfert um den feigen Rückzug der drei zu decken. Jonah war als erster aus der blutrünstigen Raserei erwacht und hatte es geschafft, die Wut seines Sohnes so weit abzukühlen, damit dieser wieder der Vernunft zugänglich war. Dennoch hatten sie sich nach einer kurzen, aber wilden Diskussion dazu entschieden, den Flüchtigen zumindest für eine Zeit zu folgen. Nur um sicher zu gehen, dass dem Blackford-Rudel in naher Zukunft keine unschöne Überraschung bevor stand.

Auf den Treppen wandelte Ace sich und stürmte durch die Eingangshalle, nur um in Grayson hineinzurennen.
„WO IST SIE? WIE GEHTS IHR?? JETZT REDE DOCH!"
Verzweifelt packte der blonde Mann die Schultern seines Alphas und schüttelte diesen hektisch. Müde schob Gray seinen Freund zur Seite und deutete über seine Schulter. „Der Doc ist noch dran... aber Ace... Es sieht nicht gut aus." Ace starrte seinen Freund fassungslos an und flüsterte: „Was? Ich .. ich versteh nicht!? Was meinst du damit? WAS MEINST DU DAMIT?" Konstantin gesellte sich zu ihnen und reichte ihm ein T-Shirt. „Sie hat zu viel Blut verloren, sagt der Doc. Er meint, dass es leider sehr wahrscheinlich ist, dass sie die Nacht nicht überleben wird."
Ace taumelte und stützte sich an der Wand ab. Schockiert schüttelte er den Kopf.
„Nein... nein... das... bitte..."
Dem Beta liefen Tränen übers Gesicht. Auch Gray und Kon konnten sich kaum noch zusammenreißen. Jonah betrat die Halle und sah die jungen Alphas an.
„Was ist mit Alpha Warren?" Grayson hob den Blick und sagte: „Vater ist wie Unkraut und zäh wie Rindsleder. Er wird wieder. Das Rudel ist bereits versammelt und ihre Anwesenheit hilft bei der Heilung."

Eifrig sah Ace seinen Vater an: „Das hab ich fast vergessen... Lia ist doch eine Wölfin... die Heilkraft des Rudels wird auch ihr helfen, richtig?" Lucan kam die Treppe runter und sagte leise: „Vielleicht... aber Alia ist ein Omega, Ace. Ihre Selbstheilung ist mit denen der Menschen vergleichbar. Und sie wurde nie offiziell ins Rudel aufgenommen... selbst für einen erwachsenen Wandler ist ein solcher Blutverlust kritisch. Und ihre Wölfin ist noch jung... zu jung, um da großartig was zu reißen.... Und auch wenn du mich jetzt mit Blicken erdolchen willst, ändert es nichts an den Fakten! VERDAMMT, GLAUBST DU, ICH SAGE ODER DENKE DAS GERNE? WIR LIEBEN DIESE SÜSSE KLEINE FRAU DA OBEN WIE NIEMANDEN SONST! Denkst du nicht, das es uns genauso zerreißt wie dich?" Lucan schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte auf.

Helena Blackford kam aus dem Krankenzimmer ihres Gefährten und sagte ruhig: „Jungs... es bringt Alia gar nichts, wenn ihr euch gegenseitig anbrüllt. Geht euch duschen, zieht euch was Frisches an und esst etwas. Christofer lässt ausrichten, er braucht bestimmt noch ein bis zwei Stunden für die OP. Solange könnt ihr nicht machen.." Jonah nickte zustimmend: „Die Luna hat recht, Jungs. Los jetzt... sollte es Veränderungen geben, ruf ich euch sofort!" Die vier Männer seufzten unisono auf und begaben sich in ihre Zimmer.

Ace stand unter dem warmen Wasser und sah blicklos ins Leere. Sein Herz tat schrecklich weh, der Gedanke, das seine kleine Maus in dieser Nacht sterben könnte war schlichtweg unerträglich. Sein Wolf jaulte vor Kummer und endloser Verzweiflung.
Müde trat er aus der Dusche und trocknete sich ab. Der Beta atmete schwer ein, dann hob er entschlossen den Kopf. Lia würde nicht eine Sekunde mehr allein sein. Wenn sie sterben sollte, dann würden sie alle bei ihr sein. Und wenn die Mondgöttin ihnen gnädig war, würden sie sich im nächsten Leben wieder finden. Manche Seelen waren einfach für einander bestimmt. Ace zog sich rasch an und stürmte in Richtung Krankenflügel los. Flankiert von den Drillingen... denn wie gesagt... manche Seelen waren einfach für einander bestimmt.

Vor Lias Zimmer erwartete sie der Rudelarzt. Er sah erschöpft aus und sprach gerade mit dem amtierenden Alphapaar. Helena winkte die vier Männer zu sich. Christofer Schiller musterte die Neuankömmlinge und lächelte müde: „Sie hat die Operation überlebt... Aber ich hab sie ruhig gestellt. Alia wird mindestens noch einen Tag schlafen." Alle atmeten erleichtert aus. Die vier jungen Männer sahen sehnsüchtig zur Tür hin. Auf ein zustimmendes Nicken des Arztes betraten sie leise den abgedunkelten Raum. Ihre Wölfe jaulten gequält auf, als sie ihre winzige Gefährtin da im Bett liegen sahen. Verzweifelt kämpften die Seelentiere um die Kontrolle.
Gefährtin war verletzt... mussten beschützen.. wärmen... WÄRMEN!!! Sie war so blass... schließlich verlor Konstantin den Kampf mit seinem Wolf und wandelte sich. Nur eine Sekunde später folgten seine Brüder und jetzt drängte drei riesige schwarze Wölfe sich ums Bett. Kon legte seinen Kopf auf die Decke und sein Schnaufen zerzauste Lias Haare. Leise winselt richtete er sich schließlich auf und stieg vorsichtig auf die Matratze, um sich neben der kleinen Omega zusammenzurollen. Gray glitt an ihre andere Seite und Lu ließ sich auf ihren Füßen nieder.
So!
Jetzt wurde ihre Kleine wieder warm! Und NIEMAND konnte ihr jetzt noch was antun! Die Tür öffnete sich und die drei Wölfe ließen augenblicklich ein drohendes Knurren los. Der Arzt sah Ace an und machte eine auffordernde Bewegung. Mit einem letzten Blick auf das Krankenbett trat der junge Mann auf den Gang zurück.

Helena sah ihn mit einen traurigen Lächeln an und hob eine Augenbraue: „Lass mich raten... es hat genau zehn Sekunden gedauert, bis die Wölfe übernommen haben...?!"
‚Volltreffer' dachte Ace und nickte mit einem kurzen Grinsen. Christofer sah ihn an und sagte leise: „Ace... es steht nach wie vor nicht gut um sie... und wenn sie es schaffen sollte... nun, da ist leider etwas, was ich euch noch sagen muss.." Nachdem der Arzt geendet hatte, herrschte eisiges Schweigen...
„Scheiße!" entfuhr es Helena sehr undamenhaft. Warren seufzte und strich sich müde über das Gesicht. „Göttin... was muss dieses arme Mädchen noch alles ertragen?" fragte er leise. Ace war wie vor dem Kopf geschlagen. Das konnte nicht sein! So grausam durfte das Schicksal einfach nicht sein!!!! „Ich sag's ihnen.." murmelte er bedrückt und betrat mit einem schweren Seufzer das Zimmer. Die drei Wölfe hoben schnaubend den Kopf, ohne das beruhigende Schnurren für ihre Gefährtin zu unterbrechen.

‚Göttin... wie nur soll ich ihnen sagen, dass Alias Verletzungen so viel schlimmer waren, als ursprünglich angenommen. Wie nur soll ich ihnen sagen, dass Lia niemals Welpen bekommen wird, weil die verdammte Schlampe Kayla ihren Uterus zerfetzt hat? Wie nur soll ich ihnen sagen, dass die Kleine somit nicht mehr ihre Gefährtin sein kann...' dachte Ace wie betäubt und sah seine besten Freunde todunglücklich an, während er sich langsam dem Bett nährte.

AliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt