Pech und noch mehr Pech

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ALIA

„Ich könnte ja sagen, dass das funktionieren würde, aaaaaber dafür kenne ich meinen Bruder einfach zu gut!" antwortete Konstantin grinsend. Ace lachte schallend, schlug seinem besten Freund auf die Schulter und sagte: „Komm schon, Mann...Wir müssen jetzt los. Mäuschen, wir sehen uns dann nach deinem Kurs." Alia verdrehte erneut die Augen, grinste jedoch verstohlen. „Bis später Ace, Konstantin.." Dann betrat sie den Hörsaal. Der Professor war noch nicht da, daher setzte sie sich rasch auf ihren üblichen Platz am Fenster und hing ihren Tagträumen nach.

Auch wenn sie keine Männerbeziehungen hatte... Träumen war schließlich erlaubt!!
Mitten in ihren wunderschönen (und heißen) Traum platzte allerdings eine schrille und gehässige Stimme.

„Schau an, Benson... Auch schon da?" mit einem tiefen Seufzer verabschiedete Alia sich von dem erträumten Rumgeknutsche und fixierte die aufgetakelte Wasserstoff-Blondine vor sich. Kayla war ihre ehemals beste Freundin und als Delta Wölfin ein Teil des Rudels. Auf dem Gymnasium waren die beiden noch unzertrennlich gewesen. Doch seit zunächst Ace und dann kurze Zeit später die Blackford Drillinge sich für Alia zu interessieren begannen, hatte Kayla sich verändert. In den verzweifelten Versuch, dem Höllentrio aufzufallen, wurden die Röcke immer kürzer, die Ausschnitte immer tiefer, die Stimme immer quietschiger und die Haare immer künstlicher.

Kayla warf die Wasserstoff-blondierten Haare (ein ziemlich verunglückter Versuch, an Alias natürliche weiß-blonde Lockenflut heranzukommen) über die Schulter und sah spöttisch auf diese herab. „Ich versteh einfach nicht, wieso die heißesten Männer der Uni auf so was wie dich stehen können! Du bist ein Mauerblümchen! Männer wollen.." „Meeeensch, Kayla! Ich hab's geschnallt. Du bist besser, geiler und ach ja, sooo viel verzweifelter als ich. Grün steht dir nicht, du neidische Gans! Schon mal daran gedacht, dass es daran liegen könnte, dass ich nicht für jeden die Beine breit mache..? Kleiner Tipp: niemand kauft die Kuh, wenn er die Milch umsonst haben kann!"

Traurig, aber wahr. Ihre ehemalige Freundin war zur Rudel-Matratze mutiert. Nicht, dass etwas gegen viel Sex einzuwenden wäre... was sauer aufstieß, war die schiere Verzweiflung, mit der Kayla versuchte bei den Männchen zu landen. Was aber teilweise doch mit Erfolg gekrönt war. Sie hatte es sogar geschafft, die drei Blackfords in Bett zu locken.. alle auf einmal versteht sich. Dass dies auf der 21sten Geburtstagsfeier von Markus, dem zweiten Beta geschehen war und die Drillinge aufgrund des Alkoholspiegels nicht mehr so richtig zurechnungsfähig waren, war Kayla ziemlich wummpe. Das Ergebnis zählte! Die vier hatten es recht wild getrieben, also... warum sollten die zukünftigen Alphas Kayla nicht als Gefährtin wählen. Gut im Bett war sie ja schließlich! (Ja, Logik war jetzt nicht ihre Stärke.)

Kayla setzte zu einer Erwiderung an, als der Professor den Hörsaal betrat. Alia lächelte zuckersüß und flötete, wobei sie die Bewegung imitierte, mit welcher die Matratze vorher ihre Haare über die Schulter geworfen hatte: „Göttin, ich würde unser Gespräch ja so gerne noch vertiefen... aber leider, leider sieht es ganz nach einer Vertagung aus!" Kayla knurrte leise und zischte: „Pass bloß auf, Menschlein! Leg dich nicht mit mir an! Wenn ich erstmal die Gefährtin der nächsten Alphas bin, sorge ich schon dafür, dass du die Rudelgrenzen ganz schnell von der anderen Seite kennen lernst!" Darüber machte sich Alia eher weniger Sorgen. Da hatte die Familie Blackford das letzte Wort, ganz abgesehen davon, dass Alia eher die erste Marskolonie gründen würde, als dass Kayla die nächste Gefährtin wurde!
Fake-Blondie stöckelte hochnäsig zu ihrem Gefolge davon und Alia konzentrierte sich auf die Vorlesung.

Nachdem diese vorbei war, packte die junge Frau ihre Arbeitsmaterialien ein und verließ zusammen mit den anderen Studenten das Gebäude. Alia setzte sich im Halbschatten an einem Tisch nieder und kramte ihre Hausarbeit heraus. Sie hatte die letzten Wochen dafür gebraucht und der Abgabetermin war in zwei Tagen. Eine weitere Korrektur-Lesung konnte da nicht schaden, fand sie. Alia las hochkonzentriert und bekam nicht mit, wie Kayla sich von hinten an sie ran schlich.

Die junge Frau kreischte auf und ihre ehemalige Freundin hauchte bestürzt: „Oh, nein... wie ungeschickt ich doch bin... Da bin ich ganz furchtbar unglücklich gestolpert und hab dir meine ganze Wasserflasche über den Kopf gegossen. Ich ungeschickte aber auch..." Während sie das sagte, goss Kayla in Seelenruhe die zwei Literflasche Evian über ihrer Rivalin und deren Hausarbeit aus.
Alia starrte sie fassungslos an. Da erscholl ein leises Knurren hinter ihnen. „Gibt es hier ein Problem?" fragte Ace gefährlich leise. Die blondierte Rudel-Matratze strich sich eine Haarsträhne aus den Augen und zwinkerte dem Beta zu. Sie versuchte es kokett aussehen zu lassen, allerdings hatte die Vorstellung eher Ähnlichkeit mit einem Schlaganfall. „Verzieh dich!" zischte Ace. Kayla trollte sich. Sie wusste es besser, als es mit einem wütenden Beta aufzunehmen.

„Hey, Mäuschen.. Alles okay bei dir?" Ace musterte die junge Frau besorgt. Alia befand sich in einen leichten Schockzustand. Hilflos sah sie auf die ruinierten Blätter vor sich und dann zu dem großen Mann auf: „Ich habe fünf verdammte Wochen für die Arbeit gebraucht!!!" Tränen glitzerten in ihren Augen. Ace seufzte leise, griff in seine Tasche und reichte ihr sein Ersatzshirt um sich abzutrocknen. „Ach, Kleine... Das tut mir so leid! Hast du nur diese handschriftliche Form?" Alia hob den Kopf und sagte unglücklich: „ Du weißt doch, ich bin da altmodisch. Ich schreib alles lieber mit Hand und jaaaaha... ich weiß, dass mir das gerade in den verlängerten Rücken beißt!" Ace lachte: „Der Terminus heißt in diesem Falle gerade Arsch, mein Schatz!" „Das ist nicht witzig, Ace! Ich muss die Arbeit in zwei Tagen abgeben!"

Alia trocknete sich wütend das Gesicht und rieb sich mit den Shirt auch über den Hals.
Der Beta sah sie mitfühlend an und fragte: „Soll ich mal mit deinem Prof reden?"
Die junge Frau schüttelte den Kopf. Sie schämte sich, weil sie Ace so angefaucht hatte. „Nein, das muss ich schon selbst tun. Aber danke! Ich weiß manchmal echt nicht, was ich ohne dich machen würde!" Ace wickelte eine der weißen Locken um seinen Finger. Er betrachtete seine kleine Freundin und fing auf einmal an, dreckig zu grinsen. „Was?" fragte Alia mit hochgezogenen Augenbrauen und folgte dann seinem Blick. „Wolltest du dich für einen Wet T-Shirt Contest anmelden, von dem ich nichts weiß?" kicherte Ace. Alia quieckte und versuchte so schnell wie möglich das sehr feuchte Shirt anzuziehen, mit dem sie gerade sich noch abgetrocknet hatte. „ Oh, nur keine Eile, Mäuschen! Ich genieße derweil die Aussicht!" Alia boxte ihm gegen den Arm. „Schau gefälligst weg, du Spanner!" maulte sie undeutlich durch diverse Stoffschichten hindurch, während sie verzweifelt nach der Kopföffnung im Shirt suchte. „Wer ist hier ein Spanner?" fragte eine warme, dunkle Stimme. Grayson und Konstantin kamen auf sie zugeschlendert. Alia tauchte endlich aus den Untiefen der Baumwolle auf - ihre weißen Haare standen in sämtliche Richtungen ab - und als sie die beiden Alphas sah, schlug sie mit dem Kopf gegen den Tisch und stöhnte: „Warum bin ich heute nicht im Bett geblieben? Das ist anscheinend echt nicht mein Tag!" Ace wollte gerade zum trösten ansetzten, als ihm ein Duft von Alia ausgehend in die Nase stieg. Ein süßer Duft, den er noch nie gerochen hatte, von dem er aber ganz genau wusste, was es war. Seine braunen Teddybär-Augen weiteten sich. Er hob ruckartig den Kopf und starrte die zwei Blackford Riesen schockiert an.

AliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt