Sarah

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EMMA

Emma streute Mehl auf die Arbeitsfläche, kratze den Brotteig aus der Rührschüssel und begann ihn durchzukneten. Sie formte kleine Leibe und decke diese sorgfältig mit einem Tuch ab. Die junge Frau griff nach der Rührschüssel, da stießen ihre Finger gegen eine Hand. Emma hob überrascht den Kopf und sah in Lucans goldene Augen. „Entschuldige! Ich .. ich hab die Luna gefragt... ob das in Ordnung ..." Ihre Stimme wurde leise und erstarb schließlich. Der junge Alpha grinste und begann die benutzen Utensilien zu spülen. „Du backst also gerne.." fragte Lu und musterte Emma nachdenklich. Diese nickte und nahm ein Tuch um die Arbeitsfläche abzuwischen. „Nur ab und zu... also wenn ich nervös bin oder traurig oder glücklich oder wütend..." Lucan lachte. „Also immer... warum machst du nichts daraus?"

Emma legte fragend den Kopf schief. „Du meinst, eine Ausbildung als Bäckerin oder Konditorin?" Der Mann nickte. Sie seufzte traurig: „Würd ich gerne.. Aber schon vergessen? Ich bin eine Omega. Ich bin dazu da, um Welpen auszutragen - also ein Brutkasten zu sein und nicht um in einer Backstube zu stehen."
„Du bist mehr als nur dein Uterus!" sagte Grayson hinter ihnen. Emma schüttelte bitter den Kopf. „Wäre ich in diesem Rudel groß geworden, dann vielleicht, ja... Aber mir ist schon klar, wenn Sarahs Methode bei Alia Erfolg hat, bin ich hier obsolet... und dann muss ich zurück in mein altes Rudel. Bis ich an den nächsten Alpha verkauft werde..." Gray senkte den Kopf. „Vielleicht kannst du hier bleiben, Emma." sagte er leise. Die rothaarige Omega schüttelte mit einem traurigen Lächeln den Kopf. „Es ist wirklich lieb von dir, das zu sagen... aber das würde nie funktionieren. Zwei Omegas, drei Alphas... Da ist Chaos vorprogrammiert und das möchte ich euch nicht antun..."

Ein leises Summen ertönte und unterbrach die schwere Stille, die sich ausgebreitet hatte. Emma griff nach ihrem Handy: „Sarah? Bist du schon da? Verfahren?...Äääh...ok, warte kurz. Ich kenn mich hier auch nicht aus..." Grayson streckte bereits die Hand aus, nahm mit einem Zwinkern das Telefon entgegen und sagte: „Sarah? Ich bin Grayson. Wo steckst du genau?" Mit dem Handy am Ohr verließ der Alpha die Küche. Emma sah Lucan entgeistert an: „Ist er gerade echt mit meinem Telefon abgehauen?" Lu grinste breit und trocknete seine Hände ab. „Komm, Kleine. Dann lass uns dem frechen Dieb mal folgen!"

Emma schüttelte kichernd den Kopf, hob das Tuch von den Teigrohlingen und schob diese dann nach einem zufriedenen Nicken in den vorgeheizten Backofen. „Habt ihr nen Kurzzeitwecker?" Lucan warf ihr das Gewünschte zu und Emma stellte die richtige Zeit ein. „Ok, los! Dem Handyschnorrer hinterher!" Sie hüpfte aus der Küche, während Lu ihr mit einem leisen Lachen folgte. In der Eingangshalle trafen sie auf einen Teil des Rudels. Mindestens hundert Leute waren versammelt, darunter auch das Alphapaar, der Rest des Höllentrios, Markus und Jonah Cunningham. Die Luna streckte die Arme nach Emma aus und diese ließ sich in eine liebevolle Umarmung ziehen. „Das war sehr großzügig von dir, Liebes!" murmelte die Frau in die kupferne Mähne. „Noch hat es nicht funktioniert..." flüsterte Emma bedrückt bei dem Gedanken, diesen Ort verlassen zu müssen. Der einzige Ort, an dem ihr je Güte und Liebe entgegen gebracht worden war. Ihre Wölfin winselte und schmiegte sich tröstend an die Seele ihres Menschen.

„EMMA!!!"
Eine helle Stimme hallte durch die leicht überfüllte Halle. Die Omega löste sich von der Luna und fand sich prompt in der nächsten Umarmung wieder.
Sarah war da!
Sie schob Emma etwas nach hinten und betrachtete sie ausgiebig. „Gehts dir gut, Lämmchen?" fragte sie besorgt. Emma lachte leise und nickte. Warren trat vor und sagte mit einem freundlichen Lächeln: „Willkommen im Blackford-Rudel. Ich bin Alpha Warren und dies ist meine Frau Helena. Lasst uns erstmal zur Besprechung ins Büro gehen.." Mit einer einladenden Geste deutete er in die entsprechende Richtung. Sarah lächelte und folgte dem Mann, ihren Arm um Emmas Schulter geschlungen. Das Gemurmel des Rudels hinter sich lassend bot Warren den beiden jungen Frauen einen Platz auf dem Sofa an und schloss die Tür.

GRAYSON

Gray hatte seine Brüder eingesammelt und war mit ihnen auf dem Weg ins Alpha-Büro. „Ich weiß, ich sollte noch nicht zu viel erwarten... aber... verdammt. Hoffnung ist ne Scheißsache!" Konstantin fuhr sich durch die Haare und seufzte laut. Seine Brüder nickten unisono, Lucan klopfte und die Drillinge betraten den Raum. Helena hatte derweil für Erfrischungen gesorgt und alle warteten geduldig, bis Sarah etwas getrunken und gegessen hatte. Grayson musterte die junge Frau neugierig. Sie war nur geringfügig größer als Emma, hatte schwarze Haare und hellblaue Augen und war etwas mollig-stabiler gebaut. Es stand ihr hervorragend. Sarah war auf eine faszinierende Weise hübsch. Er schätze sie auf Mitte zwanzig und ihre Ausstrahlung war zum einfach zum niederknien. Eine unglaubliche Mischung aus Fröhlichkeit, Güte und Stärke. Perfektes Luna-Material, dachte er.

„Also, Sarah ... dürfen wir Sarah sagen?" begann Warren und fuhr nach dem Nicken der jungen Frau fort: „Emma hat uns erzählt, dass du ihr das Leben gerettet hast.. durch Bluttransfusionen.." Sarah nickte und sagte: „Ich weiß, für Wölfe ist der Gedanke an Bluttransfusionen, nun sagen wir mal ungewöhnlich. Ihr heilt nahezu augenblicklich und braucht herkömmliche Medizin nicht. Für Menschen ist das natürlich was anderes. Und Omegas zähle ich wegen der schlechten Selbstheilung auch mal zu den Menschen. Ich meine... da war nichts zu verlieren. Emma starb und die Rudelärzte hatten von menschlicher Medizin keinen Plan. Also hab ich es einfach versucht." Emma kuschelte sich an ihre Freundin, ihre Wölfin summte glücklich und wedelte träge mit der Rute. „Wie kommt es nur, dass die Rudelärzte nicht auf diese Idee gekommen sind?" fragte Helena ungläubig. Christofer, der mittlerweile dazu gestoßen war, hob eine Augenbraue. Sarah blickte ihn kurz entschuldigend an: „Das soll jetzt keine Beleidigung sein! Ich denke, es liegt zum großen Teil einfach daran, dass dieses Wissen nicht gebraucht wird. Und der Rest ist - zumindest bei Emmas alten Rudel, nun ja... Ignoranz. Menschen sind für viele Wölfe nichts wert... daher..." Sarah wurde leiser und sah noch einmal entschuldigend zum Rudeldoc.

Der nickte nur bitter und sagte: „Das stimmt wohl leider. Wenn ich mir aber die Erfolgsquoten ansehe... und bedenke, dass wir bald eine Omega als Luna haben werden... sollte ich wohl dringend mein allgemein medizinisches Wissen wieder auffrischen." Sarah lächelte schüchtern.
„Emma sagte etwas von speziellen Geräten.." warf Konstantin ein. Sarah schüttelte den Kopf. „Keine Geräte. Es war Gift..."
Alle Wölfe starrten sie fassungslos an.
„Nein, nein, stopp!!! STOPP!!!! Nicht Gift im Sinne von Tot-Gift. Es ist nun leider mal so, dass eure Haut ziemlich hart ist und jede Verletzung, speziell bei Alphas sofort heilt und die Haut daher mit Nadeln zum Blutabnehmen nicht durchbrochen werden kann... Es war ein Cocktail aus Wolfswurz, Silberoxid und Eisenkraut. Und ja, es tat dem Alpha höllisch weh, was mich ehrlich gesagt echt gefreut hat! Der Scheißkerl war schließlich Schuld an den Schlamassel!!! ... Es hat nur kurz gewirkt, gerade solange wie ich brauchte um eine Kanüle in seinen Arm zu rammen..." „Genial!" murmelte Christofer leise und sah die Krankenschwester mit leuchtenden Augen an. „Ich hab alles dafür hier... jetzt brauchen wir nur noch nen Freiwilligen!" Gleichzeitig hoben die Drillinge die Hand.
„War klar!" sagten alle Anwesenden.

AliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt