Geheimnisse, Blut und Tränen

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ACE

Ace seufzte tief auf und Konstantins Wolf hob den Kopf. Die goldenen Augen fixierten ihn und der schwarze Riese grollte fragend. Seine Brüder fauchten und rückten näher an Lias Körper. „Kon... bitte. Ich muss euch was Wichtiges sagen. Wandel dich schon..." bittend sah Ace seinen Alpha an. Der Wolf schüttelte sich, vergrub seine Schnauze an Alias Hals und schnurrte.
Seine Gefährtin! Gefährtin war verletzt. Brauchte Schutz. Brauchte Wärme! Sein Fell war warm!
Eine sehr simple Gleichung für das Seelentier. Ace sagte: „Es ist wichtig! Kommt mit raus. Sonst hol ich euren Vater für einen Alphabann!"
Ruckartig hoben die Drillinge die Köpfe und grummelten sauer. Dann erhoben sie sich widerwillig, schmiegten ihre Schnauzen noch einmal an die kleine Omega und glitten vom Bett. Ace hielt ihnen die Tür auf. Sobald die Tiere auf dem Gang waren, wandelten sie sich.

Lucan knurrte wütend, packte Ace am Kragen und stemmte ihn gegen die Wand. „WAS SOLL DER SCHEIẞ, BETA?" brüllte er. Helena ging zu ihrem Sohn, legte ihm die Hand auf den Arm und sagte ruhig: „Schatz... wenn du deinen besten Freund erwürgst, glaub mir - das wirst du eine Sekunde später schon bereuen... ganz abgesehen davon, dass er dir als Toter keine Antwort geben kann!" Lucan verdrehte die Augen und ließ Ace los. Konstantin verschränkte die Arme vor der Brust und sah den blonden Mann stirnrunzelnd an: „Jetzt rück raus mit der Sprache... was ist so wichtig, das du uns von unserer Gefährtin wegholst? Speziell wenn sie verletzt ist. Ich denke, ich spreche da für uns alle, mein Wolf ist kaum zu halten. Er will zurück zu ihr... und ich auch!!!" Ace presste die Lippen zusammen und atmete schwer. Als er seinen Blick auf die drei Alphas richtete, waren seine Augen vollen Tränen.

Grayson richtete sich beunruhigt auf und ein Strahl reiner Furcht durchzuckte ihn. „Ace... du machst mir Angst. WAS IST LOS! Rede endlich!"
„Kayla hat Alia schlimmer verletzt, als wir dachten... Sie hat... sie kann nicht... es..." Ace stöhnte und ging in die Hocke, vergrub den Kopf in seinen Händen. „Oh, Göttin! Ich kann es nicht... ich kann einfach nicht..."
Tränen erstickten seine Stimme. Christofer Schiller legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte leise: „Schon gut... es ist sowieso meine Aufgabe." Dann sah er das Höllentrio ernst an. „Als Kayla ihre Klauen in Lias Unterleib gegraben hat, hat sie ihre Gebärmutter zerfetzt. Ich hab getan was ich konnte, aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie jemals Kinder bekommen kann liegt bei weniger als 0,5%. Es tut mir so leid!"

„NEIN! Das glaub ich nicht! Was genau willst du uns damit sagen?" donnerte Konstantin.
Helena sah ihn traurig an und sagte leise: „Konstantin... ihr wisst genau, was das bedeutet.." Kon zischte: „Ja... aber ich muss es vom Doc hören. Ich muss von ihm hören, dass es bedeutet, dass wir Lia niemals als Gefährtin nehmen können. Das sie niemals ein Nest bauen wird! Das sie uns niemals Welpen schenken kann!... DAS MUSS ICH VOM DOC HÖREN, WEIL ICH ES SONST EINFACH NICHT GLAUBEN WERDE!!!!"
Der Rudelarzt sah ihn gequält an und nickte mit bebenden Lippen. „Leider trifft alles zu, was du gerade gesagt hast, Konstantin. Wäre sie kein Omega, hätte ihre Selbstheilung die Verletzung ungeschehen gemacht... Aber da sie ein Omega ist, ist ihr Körper einfach nicht stark genug, um den Schaden zu beheben..." Lucan schrie vor Verzweiflung auf und hämmerte seine Fäuste gegen die Wand. Mit einem Heulen schmetterte Grayson eine Kommode durch den Flur und sank neben Ace auf den Boden.

„Fuuuuuck! Göttin, wieso? Wieso sie? Hat sie nicht genug durchgemacht?" schluchzte er. Die Luna sah verzweifelt auf ihre Söhne. Mittlerweile saßen sie alle im Flur, die Köpfe in den Händen vergraben. Die Wölfe hatten sich unter Schock tief in ihre Seelen zurückgezogen und trauerten, vor Qual halb wahnsinnig. Helena betrat lautlos das Krankenzimmer und ging zu Alias Bett. Sie setzte sich zu der jungen Frau und nahm behutsam ihre kleine Hand. „Ach, Liebes... ich wünschte, ich könnte dir das ersparen.. euch allen. Es wird nicht nur dich brechen. Das ganze Rudel wird nie wieder das alte sein. Ich hoffe nur, du wirst mir vergeben können, was ich als nächstes tun muss!" Die Frau beugte sich vor und küsste Lia auf die Stirn. Dann streichelte sie ihr sanft über die Wange und verließ den Raum.

Gray sah seiner Mutter kurz nach. Der Blick leer und immer noch fassungslos. Sein Wolf sprang auf einmal jaulend auf und rammte sich regelrecht gegen Grayson's Rippen. Panik und Angst ... und eine seltsame Dringlichkeit gingen in Wellen von dem Seelentier aus. Der junge Mann kam rasch auf die Füße und riss die Tür zu Lias Zimmer auf. Alles war ruhig... ein leichter Wind bewegte die Vorhänge. Alia lag still da, das leise Heben und Senken ihrer Brust hätte Gray beruhigen sollen... Aber das tat es nicht. Sein Wolf stellte das Fell auf und brüllte in seinem Innern. Der Alpha trat an das Bett der kleinen Omega und senkte sein Gesicht zu ihrem. Seine warmen Lippen streiften zart ihre Schläfe und dann stutzte er... sie fühlte sich... kalt an. Und jetzt, wo er so nah an ihr war, roch er es plötzlich. Sein Herz setzte einen Schlag auf und begann dann zu rasen. Mit einem Ruck riss er die Decke weg. „DOOOOC!!!! REINKOMMEN SOFORT!!!!" schrie er in Panik, während er mit Entsetzen seine Hände auf ihren Unterleib presste, um die gewaltige Blutung noch irgendwie einzudämmen.

HELENA

Die Luna ging mit hängenden Schultern ins Erdgeschoss und betrat das Büro ihres Gefährten. Warren legte gerade den Hörer auf und fuhr sich durch die dunklen Haare. Seufzend sah er Helena an und murmelte: „An manchen Tagen hasse ich es, der Alpha zu sein." „Als wollte die Mondgöttin uns prüfen...aus welchem Rudel kommt sie und WANN kommt sie hier an?" fragte Helena resigniert. Warren schob einen Stift auf dem Schreibtisch hin und her. Dann sagte er: „Aus dem Hamburger Rudel. Morgen..." „scheiße!"
Warren nickte bitter. „Es wird zu früh sein. Die Wölfe der Jungs werden Lia nicht so schnell aufgeben. Sie können es gar nicht. Es wäre vielleicht einfacher, würden unsere Söhne Alia nicht so sehr lieben..."
„Es bringt alles nicht, Liebster. Wir können Vergangenes nicht rückgängig machen. Und auch wenn es gefühllos klingt... aber Grayson, Konstantin und Lucan haben als zukünftige Alphas eine Verpflichtung dem Rudel gegenüber..." Warren wiegte seinen Kopf unschlüssig. „Du weißt, das sie in diesem Zustand nicht der Vernunft gegenüber offen sein können. Und ihre Wölfe werden toben!"

Helena sprang auf. „Denkst du ich weiß das alles nicht," rief sie aufschluchzend. „Lia war die perfekte Wahl als nächste Luna. Aber sie kann keine Welpen mehr bekommen! Was sollen wir denn sonst tun? WIR MÜSSEN DOCH AN DEN FORTBESTAND DES RUDELS DENKEN!!!" Sie sah ihren Mann in die Augen und stieß sich vom Schreibtisch ab.
„Ob wir wollen oder nicht. Unser Gast ist unterwegs und wird morgen hier eintreffen. Ich werde ein Zimmer vorbereiten..." Mit schweren Schritten verließ Helena das Büro und fuhr sich über das Gesicht. Für einen Moment gestattete sie sich zu fühlen, wie unendlich beschissen die ganze Situation war. Dann straffte sie die Schultern und machte sich an die Arbeit.

AliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt