Alltag ist doch nicht so leicht

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ALIA (10min früher)

Alia atmete erleichtert auf, als sie in das Universitätsgebäude eintreten konnte. Ihre Wölfin war genervt... gelinde gesagt...
Seit Lia mit Markus auf den Parkplatz gefahren war und gesehen hatte, wie diese aufgepudelte Matratze sich an Konstantin gehängt hatte, knurrte ihr inneres Tier wie ein Miniatur-Höllenhund und trabte mit gestäubten Fell und gebleckten Fängen im Kreis herum. Alia war erschöpft von der Wut ihres Seelentieres und lehnte sich an die Wand außer Sichtweite der fünf Männer.

„Fräulein Benson... Geht es Ihnen gut?" fragte Herr Schimmelpfennig, ihr Musikprofessor. Die junge Frau hob den Blick und zwang sich zulächeln. „Ja, bitte machen Sie sich keine Sorgen..." presste sie mühsam raus. Professor Schimmelpfennig blätterte in seinen Unterlagen und rückte zerstreut seine Brille zurecht. „Herr Cunningham hat mit mir gesprochen und mir die Umstände Ihres Fehlens erklärt. Selbstverständlich bekommen Sie einen Aufschub für Ihre Arbeit. Vier Wochen kann ich Ihnen einräumen..." Alia stammelte : „Was? Äh, ja, vielen Dank!! Das würde mir sehr helfen! Danke, danke!" Der Professor nickte ihr freundlich zu und wuselte in Richtung seines Hörsaal davon.

„Natürlich... das Liebingsstreberchen bekommt wieder Extra-Würste!" Langsam drehte sich Lia um und sah Kayla in die Augen. Ihre Wölfin fauchte und machte einen Buckel. Kayla sah verächtlich auf Alia runter. „Also bist du doch ein Wandler... ein mickriger Winzling... und du willst eine Gefährtin sein?! Göttin... wie lachhaft! Was sollen die drei sexuell aktivsten Männer des Campus mit einer verklemmten kleinen Jungfrau?" „Was soll das, Kayla? Kannst du mich nicht einmal in Ruhe lassen?" fragte Alia erschöpft. Mittlerweile hatte sich eine Studentenschar um sie gebildet, Handys waren gezückt und filmten die Szene. Begierig auf einen Zickenkampf...
Kayla richtete sich auf und legte sich jetzt so richtig ins Zeug. „Auf der anderen Seite... du warst vier Wochen weg... bei einem anderen Alpha... vielleicht bist du ja gar keine Jungfrau mehr, hm? Hat er es dir besorgt? Wurdest du gut eingeritten? Einer war dir wohl nicht genug, du kleine Hure?! Jetzt willst du noch unsere drei zukünftigen Alphas!" Alia war in einer Schockstarre. Selbst ihre Wölfin war durch die Grausamkeit von Lias ehemalig bester Freundin spontan zur Salzsäule geworden. Die Erinnerungen an die Wochen in Claytons Folterkellern durchströmten die junge Frau. Ihr Puls begann zu rasen und sie hatte auf einmal Mühe, genug Sauerstoff in ihre Lungen zu bekommen. Die Klone der Rudelmatraze begannen die Rufe und nur wenig später stimmte die Studentenschar ein und skandierten „Hure, Hure...." ein grausames Lächeln umspielte Kaylas Lippen, während sie genüsslich zusah, wie das Entsetzen und die Panik in ihrer Rivalin aufstiegen.

Alia presste die Hände auf die Ohren und brach aufschluchzend in die Knie. Sie hörte die Rufe ihrer Studien-Kollegen nicht mehr, ein dumpfes Dröhnen erfüllte ihren Kopf, die Erinnerungen an die Schmerzen durch die Kälte, die Einsamkeit, die furchtbare Angst... und nicht zuletzt an den Tod ihres Vaters durchzuckten Alia. Sie bemerkte nicht, dass sie schrie. Gellend und voller Panik...
.... Zwei starke Arme legten sich um sie, hoben sie hoch und trugen Lia aus dem Gebäude. Ein tiefes Schnurren vibrierte durch ihren Körper, während Konstantin sie zu seinem Auto trug, sich mit ihr auf den Rücksitz niederliess und ihren Kopf in seine Halsmulde presste, damit sein Geruch sie zusätzlich beruhigen konnte.

GRAYSON

In der Sekunde, in der sie Alia schreien hörten, rannten die fünf Männer los. „Was zum Geier rufen die da?" entfuhr es Markus. Ace brüllte vor Wut. Seine Augen glühten wie geschmolzenes Gold. Er riss die Tür auf und stürmte auf die versammelten Studenten zu. Mit einen Blick erfasste er die Situation und pflügte durch die Menge, die drei Alphas und Markus als Rückendeckung direkt hinter sich. Ohne sich abzustimmen handelten die fünf Männer wie eine gut geölte Maschine. Konstantin war mit einem Schritt bei der am Boden kauernden kleinen Omega, hob sie in seine Arme und brachte sie weg. Ace hatte währenddessen die Kontrolle verloren und sich auf Kayla geworfen. Er packte sie an der Kehle und schmetterte die Delta gegen die Wand, während er vor Wut brüllte, verschoben sich seine menschlichen Zähne und wurden zu einem monströsen Raubtiergebiss.

Kayla winselte vor Angst und sah flehend zu Lucan und Grayson hinüber. Doch die beiden Alphas waren ebenfalls fertig mit ihr. Ihre Wölfe tobten und kämpften um die Kontrolle. Mit aller Kraft stemmte Gray sich gegen sein inneres Tier und drängte es zurück. Er wirbelte zu den Studenten herum und brüllte: „VERPISST EUCH! LÖSCHT WAS AUCH IMMER IHR GERADE GEFILMT HAT UND KOMMT UNS DIE NÄCHSTE ZEIT NICHT UNTER DIE AUGEN!"
Grayson legte Ace die Hände auf die Schultern und sagte mit seiner Alphastimme: „Töte dieses Miststück nicht. Bring sie zum Rudelhaus. Vater hat das letzte Wort über ihre Strafe!" Ace knurrte immer noch... dann sah er Grayson an und zwang seinen Wolf mit äußerster Willensanstrengung zurück. Er presste seine Lippen zusammen, dann nickte er knapp, ließ Kaylas Hals los und zerrte sie am Arm hinter sich her.

Lucan sah seinen Drilling an und sagte gepresst: „Oh, Göttin... ich will diesem Dreckstück das Herz rausreißen! Unsere arme Kleine." Gray nickte abgehakt. Sein Wolf zitterte vor Wut und vor Sorge... und drängte ihn nach draußen zu seiner kleinen Gefährtin zu gehen. Die beiden Brüder verließen hinter den Betas das Unigebäude. Markus riß seine Autotür auf und Ace stieß Kayla auf die Rückbank. Markus sah die heulende Wölfin an und sagte kalt: „Halt die Klappe! Alles was jetzt passiert, hast du dir selbst zu zuschreiben!" Ace zischte: „Wenn du darüber nachdenkst zu türmen, werde ich dich bis zu deinem sehr qualvollen Tod jagen! Und keine Alphastimme der Welt wird dich vor mir retten können! Obwohl... wenn ich es recht bedenke... bitte, sei so dumm! Ich kann es gar nicht erwarten!" Unter seinem hasserfüllten Blick schrumpfte Kayla zusammen und schüttelte wild den Kopf. Markus schnaubte verachtend und schlug die Wagentür zu. Ace sah noch einmal zu den Drillingen hinüber und sah dass diese sich um Lia scharrten. „Fahren wir, Markus." sagte er und die beiden Betas brachten Kayla ihrer ungewissen Zukunft entgegen.

Grayson und Lucan hatten derweil sich zu Konstantins Auto begeben und sahen ihren Bruder mit der kleinen bebenden Omega in den Armen auf dem Rücksitz hocken. Alia hatte sich winselnd auf Kon's Schoß zusammengerollt und zitterte am ganzen Leib. Konstantin sah zu seinen Brüdern, tiefe Sorge schimmerte in seinen blauen Augen. Eine Hand kraulend in ihren kurzen weißen Locken vergraben, die andere drückte die junge Frau sanft an seinen Körper. Gray atmete tief ein, dann rückte er neben seinen Bruder und stimmte in das Schnurren ein, seine Hände streichelten zärtlich über ihre Arme. Er warf Lucan einen kurzen Blick zu : „Bringst du uns nach Hause?" fragte er. Lucan nickte und schnappte sich die Schlüssel. „Bretter nicht so, ein Trauma pro Tag reicht!" meinte Konstantin. Lucan verdrehte die Augen und fuhr mit einem letzten unglücklichen Blick auf die weinende Alia los.

AliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt