Eine fatale Entscheidung

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ALIA

Es war still im Büro des Alphas... Alia schmiegte sich in Graysons Arme und starrte blicklos ins Leere. Gray zog sie enger an sich, sein warmer Atem strich über ihren Nacken.
Warren sah seine Gefährtin an und seufzte leise. „Jungs... bringt bitte Alia jetzt hier raus. Jonah, ruf unsere Gammas zusammen. Wir haben nun viel vorzubereiten!" Die Youngsters erhoben sich und verließen den Raum. Gray trug Lia, die ihr Gesicht in seiner Halskuhle vergraben hatte. Ace streckte die Hand aus und hielt Konstantin zurück: „Kon... warte kurz..." sein Freund blieb stehen und sah ihn mit fragend hochgezogenen Augenbrauen an. „Was gibts?" fragte jetzt auch Lucan. „Gray, bring Lia doch schon mal hoch. Wir kommen sofort nach!" Der älteste Drilling warf Ace einen kurzen scharfen Blick zu, nickte aber dann und stürmte mit Alia im Arm die Treppe zu ihren Räumlichkeiten hinauf.

Er trat durch die Tür und begab sich zur großen Sofalandschaft. Gray setzte sich, drehte die junge Frau wieder auf seinem Schoß und sah ihr in die Augen. „Alles gut, mein Liebling?" fragte er leise. Ihre Augen wanderten ziellos durch den Raum, voller Unruhe, bis Grayson schließlich seine Hand in ihren Nacken legte und sie so zwang, ihr Augenmerk auf ihn zu richten. „Lia?" Besorgt musterte der junge Alpha sie und schnurrte leise. Sein Wolf setzte sich auf und sträubte das Fell.
Irgendwas war im Busch..
Sein Weibchen konnte ihm nicht in die Augen sehen und ihr kleines Herzchen flatterte nervös. Der Wolf knurrte unwillig und versuchte sich an die Oberfläche zu kämpfen. Die Gefahr für sein Weibchen MUSSTE beseitigt werden! Sie sollte sich wieder ankuscheln oder besser noch... wieder mit seinem Menschen rumknutschen! Grayson stimmte mit seinem Seelentier da voll überein. „Worüber machst du dir Gedanken, Baby? Sag es mir doch... lass mich dir helfen..." flüsterte er an ihren Lippen.

Alias Wölfin winselte und stupste Lia sachte an. Diese überwand den kleinen Abstand zwischen ihnen und presste ihre Lippen auf die seinen. Gut.... Das war jetzt zwar nicht, was Grayson ursprünglich im Sinn gehabt hatte, aber hey...! Wer war er, dass er einen Kuss von seiner kleinen Gefährtin ablehnen würde. Nach nur einigen Augenblicken übernahm der junge Mann die Kontrolle und vertiefte die Zärtlichkeit. Seine warmen Hände umfingen ihr Gesicht, während er sanfte Küsschen auf ihre Lippen hauchte. Leicht knabberte Gray an Alias Unterlippe und Lia öffnete ihren Mund. Diesmal nahm er die Einladung an, schob seine Zunge gegen ihre und streichelte die ihre damit liebevoll. Lias Wölfin hüpfte vor Begeisterung wie ein Flummi auf und ab und wedelte jaulend wie eine Irre mit der Rute.

„Warum kommt mir diese Szene nur so bekannt vor?" fragte eine belustigte Stimme von der Tür. Gray grinste gegen Alias Lippen und drehte schließlich nach einem letzten zärtlichen Kuss den Kopf und musterte seine Brüder und die beiden Betas. Alia wurde feuerrot und versuchte sich hinter ihren Locken zu verstecken. Lucan lachte und hüpfte über die Armlehne. Er packte Lia und zog sie mit einem frechen Grinsen auf seinen Schoß. Mit einer Hand wedelte er seinen älteren Bruder in Richtung Tür weg und strich mit der anderen die weißen Haare hinter ihre Ohren. Gray schmunzelte und ging zu Ace, der ihn am Arm auf den Gang zog.

„Weißt du eigentlich, wie neidisch ich auf den grünäugigen Teufel bin?" fragte Lucan. „Wieso?" flüsterte Lia und legte ihre Lippen auf seine. Lucan übernahm den Kuss, genau wie sein Bruder kurz vorher. Er küsste wilder und leidenschaftlicher. Lias Wölfin hechelte begeistert und rollte sich auf den Rücken...
Als Lucan den Kuss beendete entfuhr der jungen Frau ein kaum hörbares „Wow".
Konstantin lachte und fragte
„So gut? Darf ich versuchen, meine Brüder zu überbieten?"
Lia räusperte sich und streckte ohne Zögern die Arme nach ihm aus. Konstantin grinste frech und machte etwas, was eher Lucan zu zutrauen war. Er zog ihre Schultern nach hinten, sie blieb auf dem Schoß seines Bruders sitzen und nur Kon's Arm verhinderte, dass sie auf den Teppich kullerte. Dann beugte er sich über sie und eroberte ihren Mund.

„Ok, ok... fresst meine kleine Maus nicht auf!" unterbrach Ace lachend. Konstantin schob sie wieder in die Senkrechte und Alia hüpfte sofort in die Arme ihres Ziehbruders. Mit hochroten Wangen kuschelte sie sich an ihn und schloss die Augen. Gedankenverloren fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen und schmeckte die drei Küsse nach. Schnaufend lag ihre Wölfin da, überwältigt von Glück und Zufriedenheit. Lia bekam die Blicke des Höllentrios nicht mit, mit denen sich die Männer untereinander verständigen. Ace kraulte sanft ihren Nacken. „Bett, Mäuschen?" fragte er leise. „Hmhm..." summte Lia müde und ließ zu, dass Ace sie hochhob und ins Nebenzimmer trug. Schläfrig ging die junge Frau ins Badezimmer und unter die Dusche. Nach dem Zähneputzen schnappte sie sich das T-Shirt, das Ace ihr schmunzelnd hin hielt und schlüpfte unter die Decke. Der blonde Mann beugte sich über sie und küsste sie auf die Stirn. „Schlaf gut, mein süßes Schwesterchen!" murmelte er und verließ den Raum, nachdem er das Licht ausgemacht hatte.

Alia starrte an die Decke. Ihre Wölfin tauchte allmählich aus dem glücklichen Dunst auf und fiepte leise. Alia presste die Lippen fest zusammen und versuchte mit aller Kraft das Schluchzen zu unterdrücken. Sie konnte doch nicht zulassen, dass ein Krieg ausbrach! Nicht wegen ihr!! Was wenn Ace dabei starb oder einer der Drillinge?! Sie hatte gewusst, was sie tun musste. In der Sekunde, in der Warren Blackford das Wort ‚Krieg' erwähnte, hatte sie es gewusst.
Und so wartete sie darauf, dass die Geräusche im Nebenzimmer ihr sagten, dass die Jungs sich zum schlafen zurückzogen. Wartete und träumte von diesen wundervollen Küssen, wohl wissend, dass diese vermutlich das letzte war, was sie an schönen Momenten erlebt hatte.

Schließlich stand sie lautlos auf und huschte zu ihren Klamotten. Rasch zog sie sich ihre Hose und die Turnschuhe an und tapste auf Zehenspitzen leise aus dem Schlafzimmer. Unbehelligt schaffte die junge Frau es, das Rudelhaus zu verlassen und lief über die Straße zum Wald. Ein letztes Mal wandte sie den Blick und sah mit tränenblinden Augen zurück. Mit einem Aufschluchzen glitt sie in die Schwärze des Waldes.

WARREN

„Verdammt... Sieht so aus, als hättest du Recht gehabt, Ace.." sagte Warren leise, während er Alia nachsah. Der junge Beta seufzte traurig, während er seine Schuhe anzog. Er hatte es vermutet und die Blackfords vorgewarnt, doch war Lia irgendwie zwischen den Wachen hindurchgeschlüpft.
„Leider! Auch wenn ich gehofft hatte, mich dieses Mal zu irren... Ich kenn sie zu gut... sie kann den Gedanken nicht ertragen, dass jemand für sie sterben könnte..." „Göttin, verdammt... ich hätte noch mehr Wachen aufstellen sollen! Weck meine Söhne, sag deinem Vater Bescheid, dass es los geht. Ich geh ihr schon nach. Sie darf die Grenzen zu den Eiflern nicht überschreiten! Folgt mir so schnell wie möglich!" Ace neigte kurz den Kopf und rannte davon, während Warren der jungen Omega in den Wald hinterher stürmte. Ihr Duft war stark und so konnte der Alpha ihrer Fährte mühelos folgen.

Doch so schnell er war... er kam zu spät... Sie warteten bereits an der Grenze und der Krieg war nun unvermeidlich...

AliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt