Aufgeflogen

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ALIA

Konstantin blieb stehen und sah fragend seinen besten Freund an. Er schnupperte unauffällig in der Luft. Auch Grayson blieb stehen. Die Brüder atmeten schwer ein, ballten kurz die Fäuste und lösten diese wieder. Dann ließen sie sich rechts und links neben Alia nieder.

Konstantin räusperte sich. „Was ist passiert, Kleines?" fragte er sanft. Alia sah ihn traurig an, dann blickte sie auf das Schlamassel vor sich. „Muss ich da wirklich noch was zu sagen?" fragte sie unglücklich. Ungläubig atmete Grayson neben ihr ein. Und begriff, was der Beta ihnen hatte mitteilen wollen. Der Duft, der von Alia aufstieg wurde von Sekunde zu Sekunde stärker. Eine Omega! EINE UNVERPAARTE, FRUCHTBARE OMEGA! Seine grünen Augen wurden golden, als sein Wolf an die Oberfläche stieg. Konstantin lehnte sich über Alias Schulter und sah auf die zerstörte Hausarbeit herunter. Dann drehte er langsam den Kopf und seine Nase glitt nur Millimeter an ihrem Hals entlang, während er den Geruch gierig inhalierte.

In dieser Sekunde begriff Alia, was geschehen war. Das Wasser und dann das abtrocknen mit dem Shirt hatten den verhüllenden Kräuterduft zerstört und nun konnten alle Wölfe in einem Umkreis von 20 Metern riechen, was sie war.
Schlagartig erhöhte sich ihre Herzfrequenz. Konstantin spürte die Angst und Panik, die in der jungen Frau aufsteigen. Behutsam legte er seine große Hand um ihren Nacken und strich sanft mit seinem Daumen über ihren hämmernden Puls.
Ein leises, tiefes Schnurren vibrierte in seiner Brust. „Ruhig, mein Kleines. Hab keine Angst. Du kennst uns doch... wir würden dir niemals etwas zuleide tun!"

Alia begann zu zittern. DOPPELMIST!! Jetzt fing auch noch Grayson an zu schnurren !!! Sie. Musste. Da. Weg!!! Und zwar schnell.. und sie musste ihren Vater warnen! Sie waren aufgeflogen. Sie würde die Gefährtin des Triumvirats werden - gut, da gab es schlimmeres, zumal sie die drei echt gerne hatte - aber ihr Vater würde im Kerker landen oder getötet werden, weil er dem Rudel einen wertvollen Omega vorenthalten hatte. Das konnte sie auf keinen Fall zulassen!!!!

Grayson streckte seine Hand aus und griff nach ihrer. Doch Alia sprang auf, riss sich von den beiden Männern los und wich bebend vor ihnen zurück. Unbemerkt hatte Ace derweil eine Nachricht an Lucan geschickt und nur Augenblicke später stürmte dieser mit Markus um die Ecke, um sich der kleinen Gruppe anzuschließen.

Alias dunkelblaue Augen funkelten in Panik und suchten verzweifelt nach einem Ausweg.
Ihr Herz raste und ihr Atem kam schon fast hechelnd über ihre Lippen.
Grayson hob langsam die Hände. „Beruhig dich, Kleines. Niemand tut dir was!" Die Drillinge verstärkten das Schnurren. Dieses Schnurren konnten nur Alphas von sich geben. Es war ein Laut, der selbst den wütendsten oder verängstigten Wolf beruhigen konnte und Alia spürte, wie sich das Geräusch einem kühlen Tuch gleich über ihre Panik legte. Die Furcht war noch da, aber jetzt fühlte es sich so an, als hätte sie ein Kilo Valium intus. Dennoch arbeitete ihr Verstand fieberhaft an einem Ausweg. Göttin, sie musste zu ihrem Vater. Auch wenn ein Teil, gut... ein großer Teil von ihr sich in dieses Schnurren einkuscheln wollte. Den Drillingen glauben wollte, dass alles in Ordnung war, kein Gefahr für ihren Vater bestand.. Göttin!!!! Einen Ausweg, bitte!!
Und das Schicksal erwies sich als gnädig und bescherte ihr einen...

... in Form der Rudel-Matratze nebst Konsorten.

„Hier steckt ihr," gurrte Kayla. Sie stöckelte an Ace und Markus vorbei und schlang die Arme um Konstantin, während ihre Anhängsel sich an dem Rest des Höllentrios schubberten.

Hallöchen, Ablenkung und Fluchtweg!!!
Alia stürmte zwischen den Männer hindurch, wich den zugreifenden Händen der beiden Betas aus und sprintete in Richtung Wald davon.
„ALIA!!!" brüllten fünf Stimmen gleichzeitig. Während sie rannte, hörte sie Grayson, wie er ihr hinterher schrie: „Wir wegen dich wiederfinden, Lia. Egal, wo du dich versteckst... wir werden dir folgen!"
Die junge Frau riß beim laufen ihr Handy aus ihrer Tasche und wählte die Nummer ihres Vaters... Mailbox?!! „PAPA!!! Wir sind aufgeflogen! Verschwinde da!!! Treffpunkt alte Mühle.." Sie überlegte kurz das Handy wegzuwerfen, aber die Männer würden sich denken können, dass sie auf dem Weg zu ihren Elternhaus war. Also stopfte sie es sich in die Gesäßtasche und konzentrierte sich aufs Rennen. Sie brauchte knappe 15 Minuten für den Heimweg und als die aus dem Gebüsch treten wollte, sah sie drei große schwarze SUVs in ihrer Einfahrt stehen. ‚Mist, Mist, Mist, mistiger Mist, Mist, Mist!' schimpfte sie gedanklich.
Die Wölfe mochten vielleicht nicht zu einem Mind-Link fähig sein, aber sie wussten durchaus, wie man ein Telefon benutzt. Göttin! Hatten sie ihren Papa schon erwischt? Panisch schnupperte Alia in der Luft. Der Geruch ihres Vaters war nur noch schwach vorhanden. Sie konnte nur hoffen, das ihr Vater ihre Nachricht rechtzeitig erhalten hatte und sich bereits bei der alten Mühle befand. Also drehte die junge Frau sich um und huschte durch den Wald in Richtung des Treffpunkts.

Nur wenig später traten der amtierende Alpha Warren Blackford und sein Beta Jonah Cunningham aus dem kleinen Haus. „Riechst du das?" fragte der Alpha. Ace's Vater nickte. „Folge ihr. Vorerst unauffällig.. ich warte auf meine Söhne und dann kommen wir nach." Der Beta neigte den Kopf und verschwand im Wald.

AliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt