Zuhause ist, wo dein Herz schlägt

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ACE

Unruhig stromerte Ace in Wolfsform an den Rudelgrenzen der Blackfords entlang durch den Wald. Seit fast drei Wochen suchten sie Alia bereits. Sein Vater Jonah hatte damals ihre Fährte im Wald verloren, nachdem er die Lichtung erreicht hatte. Die Spuren eines brutalen Kampfes und der Geruch von Blut und aufgewühlter Erde hatten den Duft der jungen Omega verdeckt. Alles was der ältere Beta noch finden konnte waren die Leichen Rudelfremder Wölfe und die von Gregor Benson... erstere hatten sie verbrannt und Alias Vater wurde auf dem Rudelfriedhof beigesetzt.

Die Drillinge besuchten reihum die benachbarten Städte um Nachforschungen einzuholen. Damit es nicht zu einem Krieg zwischen den einzelnen Rudeln kam, hatte Warren Blackford allen seinen Wölfen verboten, die Grenzen bei der Suche nach Alia ohne vorherige Absprachen zu missachten. Ace wusste nicht mehr, die wievielte Runde er bereits lief. Er war außer sich vor Sorge um seine kleine Maus.
Ach, Göttin... er vermisste sie so sehr!
Und sollte ihr jemand Schaden zu gefügt haben, den würde nicht einmal die Mondgöttin selbst vor seinem Zorn schützen können!

Gerade, als er in Erwägung zog, für eine kurze Ruhepause zum Rudelhaus zurückzulaufen, hörte er ein entferntes Knackrn im Unterholz. Sofort duckte sich der große goldbraune Wolf in den Schatten einer Kiefer und stellte die Lauscher auf. Irgendwas, oderbesser gesagt irgendwer kam da durch den Wald.
Nein... es war definitiv ein WER.
Kein Tier wäre so unbeholfen und laut, vor allem nicht auf Rudelland!!
Misstrauisch kniff der massige Wolf die Augen zusammen und bleckte mit einem leisen Knurren die scharfen, weißen Reißzähne. Die Gestalt, die da auf ihn zukam war mager, verdreckt, blutend und ... nackt! Kurze, schmutzig weiße Haare standen in alle Richtung ab und die blau-Silber gesprengelten Augen...

Augenblicklich verwandelte Ace sich wieder in die menschliche Form und war mit zwei riesigen Schritten bei der orientierungslosen jungen Frau. Heiser schrie sie auf und taumelte vor dem plötzlich aus dem Gebüsch stürmenden nackten Mann davon. „Nein, bitte nicht.. lass mich, bitte... nicht" wimmerte sie mit einem irren Glanz in den Augen. Ace blieb sofort stehen
„Lia? Mein süßes, kleines Mäuschen... keine Angst, Baby. Du bist zuhause, in Sicherheit!" Seine warme, tiefe Stimme war beruhigend und der wirr umherschweifende Blick Alia's rastete auf seinem Gesicht ein...Ungläubig.... Konnte es wirklich sein...
„Ace?" fiepte sie mit brechender Stimme. Der Beta hatte Tränen in den Augen
„Ja, Kleines... ich bin es... darf ich zu dir kommen?" Alia konnte es immer noch nicht glauben es bis nach Hause geschafft zu haben. Das musste doch ein verzweifelter Traum sein, den ihr erschöpfter Verstand ihr vorgaukelte.

Ganz langsam nährte der junge Mann sich der völlig verwirrten Frau. Er streckte behutsam die Hand aus und als er sie an der Schulter berührte, brach Alia mit einem Schrei in die Knie und begann zu weinen.
Es war wahr! Oh, Göttin... ES WAR WAHR!
Ace war sofort bei ihr und zog sie in seine Arme. Sie klammerte sich an ihn und presste ihren Kopf in seine Halskuhle.
„Aaaace!!!" jaulte sie und der Beta drückte sie noch fester an sich. Zärtlich kraulte er ihren Nacken und streichelte in sanften kreisförmigen Bewegungen über den Rücken. Er flüsterte ihr leise irgendwelche Belanglosigkeiten ins Ohr und spürte schließlich, wie ihr Körper schwerer wurde. Alia schlief in seinen Armen ein, endlich war sie in Sicherheit. Der Beta hob sie hoch und ging mit langen Schritten auf das entfernt liegende Rudelhaus zu.

„ACE...?!!" brüllte eine Stimme durch den Wald. Der Beta verdrehte die Augen und steuerte in Richtung des Rufenden. Bald darauf löste sich ein Mann aus dem Wald und dann stand Markus auch schon vor ihm. Entgeistert sah er auf Alia herab. „Was... wie... wo hast du sie... verdammt, was ist mit ihr ..."
Zum ersten Mal, seit Ace Markus kannte, war dieser sprachlos. „Sie kam mir im Wald an der Grenze zum Eifelrudel entgegen..."
„MANNING!" knurrte Markus hasserfüllt. Ace nickte grimmig und setzte sich wieder in Bewegung. Die beiden schritten schnell aus. „Wenn es wirklich Manning war, wird es Krieg geben, das sollte uns allen klar sein!"
Markus hatte sein T-Shirt ausgezogen und es Alia übergestreift.
Sein bester Freund nickte finster.
„Ist mir glasklar... wenn er sie so zugerichtet hat, werd ich ihm persönlich das Herz herausreißen!"
„Nicht nur du..." zischte Markus. „Kon, Lu und Gray werden das komplette Eifelrudel niedermetzeln... ihre Wölfe sind dann auf Blut aus!"
Unwillkürlich drückte Ace die junge Frau in seinen Armen fester an sich. „Ich begreife einfach nicht, wie jemand einer Omega etwas antun kann! Sie sind so sanftmütig und kostbar! Und Alia ist dazu noch eines der reinsten und liebevollsten Wesen, das ich je kennengelernt habe!"
Markus sah seinen Freund an und nickte mit zusammengepressten Lippen. Ihre Unterhaltung erstarb und die beiden Männer hingen ihren Gedanken nach.

Zwei Stunden später nährten sie sich ihrem Ziel. Markus lief voraus, um Bescheid zu geben und als Ace das Rudelhaus erreichte, warteten bereits Alpha Blackford, Jonah Cunningham und der Rudelarzt Christofer Schiller auf sie.
Warren atmete erleichtert aus. „Warum wusste ich nur, dass du sie finden würdest?!" fragte er mit einem nachsichtigen Lächeln. Ace setzte zu einer Erwiderung an, als Helena Blackford, die amtierende Luna, Gefährtin von Warren und Mutter des Höllentrios die Stufen herabeilte.
„Meine Herren... Smalltalk könnt ihr später halten. Jetzt ist Alia wichtiger! Christofer?!"
Der Rudelarzt lächelte. „Es ist alles vorbereitet, Luna. Ace, bring sie bitte in das Krankenzimmer im Westflügel." Der junge Beta neigte kurz den Kopf und trat ins kühle Innere der viktorianischen Villa. Markus kam ihm entgegen und sagte: „Ich hab die drei angerufen. Sie werden in etwa einer Stunde hier sein. Es sei denn, Lucan fährt... dann sind es 20 Minuten!"

Ace nickte zustimmend. „Vermutlich wird sie da immer noch schlafen, aber... „ Markus musterte ihn: „Du machst dir Sorgen?!" fragte er. „Na, ja... nun, als sie das letzte Mal aufeinander getroffen sind, hatte Lia eine Panikattacke und ist getürmt.."
Markus nickte nachdenklich.
Und auch Warren und Helena Blackford, die mittlerweile zu ihnen aufgeschlossen hatten sahen sich vielsagend an. Die Luna meinte schließlich: „Du solltest mit unseren Jungs reden, Schatz. Damit sie sich nicht direkt voller Verlangen nach ihrer Gefährtin auf die arme Kleine stürzen..."
Warren nickte zustimmend. Derweil hatten sie das Krankenzimmer erreicht und Christofer öffnete ihnen die Tür. Ace trug Alia hinein und legte sie behutsam auf der Krankenliege ab. „Was kann ich jetzt tun," fragte er. Die Luna lachte leise. „Dich duschen und dir was anziehen!" schlug sie vor.

Ace schmunzelte leicht, beugte sich vor und küsste Alia sanft auf die Stirn. Doch irgendwie konnte er sich nicht von ihr trennen. Markus stupste ihn kurz an. „Geh schon, wir passen auf, dass sie noch da ist, wenn du wieder kommst, versprochen!" Ace seufzte leise und lächelte zerknirscht. Dann drehte er sich um und lief rasch zu seinem Zimmer.

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