Tränen und Küsse

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GRAYSON

Zwei Tage waren vergangenen, seit sie Alia ihr Blut gegeben hatten... und nichts war passiert. Lia schlief immer noch. Doch heute wollte der Doc einen weiteren Ultraschall machen, um endlich Klarheit zu bekommen. Emma hatte sich eingelebt, genau wie Sarah. Zwischen der Krankenschwester und Ace hatte sich tatsächlich was entwickelt. Der Beta war ihr und Emma gegenüber ähnlich beschützend wie bei Alia geworden und behandelte die kleine Omega wie eine Schwester. Sarah verließ selten das Krankenzimmer, dementsprechend voll war es dort. Denn wo Sarah war, war Emma und da Ace die beiden nicht aus den Augen ließ und die Drillinge nicht von Lias Seite wichen, war das Zimmer in der Regel recht überfüllt.

Gray streckte sich, sprang unter die Dusche und flitzte nach dem Anziehen und Zähne putzen zu seiner kleinen schlafenden Gefährtin. Es war noch ruhig. Ace hatte Sarah doch tatsächlich überreden können, ausnahmsweise in einem der zahlreichen Gästezimmern zu schlafen. Natürlich hatte sein Wolf seinen Willen durchsetzen können und die beiden waren aneinander gekuschelt in dem großen Kingsize-Bett versackt.
Grayson öffnete behutsam die Tür und schlüpfte in Lias Zimmer. Er ließ sich auf der Bettkante nieder und streichelte zärtlich über die Wangen der Schlafenden.
„Ach, mein Liebling... bitte wach doch auf! Wenn du weiterschläfst, verpasst du hinterher noch die Gefährtenbund-Zeremonie von Ace..."

Gray drehte sich um vom Nachtisch und griff nach einem Waschlappen, tauchte ihn in das frische, kühle Wasser und wrang ihn aus. Als er sich der kleinen Omega wieder zuwandte, stockte sein Atem.
Alias Augen waren geöffnet...
„Liebling?" flüsterte Gray fassungslos und beugte sich über sie. Die Sternenaugen rasteten in seinen smaragdgrünen ein. Ein zartes Lächeln schimmerte auf ihren Lippen. „Gray?!" wisperte Alia mit rauer Stimme. Grayson lachte und presste seinen Mund in einem kurzen harten Kuss auf ihren. Dann lehnte er seine Stirn an Lias und schloss die Augen. Dennoch stahlen sich ein paar Tränen der Erleichterung unter seinen geschlossenen Lidern hervor. Lia hob ihre Hand und strich die salzigen Tropfen von seinen Wangen.
„Warte kurz, Liebste!" sagte Gray mit einem breiten Grinsen, dann ging er zur Tür, riss diese auf und brüllte so laut er konnte: „SIE IST WACH!!!!"

Der Alpha ging zum Bett zurück und setzte sich wieder. Liebevoll ergriff er Lias Hand fragte mit vor Schalk aufblitzenden Augen: „Was meinst du... sollen wir wetten? Wer ist zuerst hier und wie schnell?!" Alia grinste und wisperte heiser: „Ok... ich sag Ace und zwei Minuten! Jetzt du, Alpha! ... oh, Moment... um was wetten wir?" „Einen Kuss... und ich sag Konstantin und drei Minuten!" „Einen Kuss? Echt jetzt? Den nimmst du dir doch sowieso, wann immer du willst!" Der Alpha grinste breit und wackelte anzüglich mit den Augenbrauen. „Stimmt..!" Dann glitt seine Hand in ihren Nacken und zog sie an sich. Seine warmen Lippen tranken von ihren und dann glitt seine Zunge in ihren Mund...
Mit einem Krachen wurde die Tür gegen die Wand geschmettert und Lucan stürzte in den Raum. Gray löste sich widerstrebend von Alia, drehte den Kopf und lachte: „Tja, Liebling... ich fürchte, keiner hat gewonnen..."

Lucan war mit zwei riesigen Schritten am Bett und schubste seinen Bruder kurzerhand auf den Boden in dem Eifer, Lia in die Arme zunehmen. „Oh, Göttin, ich danke dir... jetzt haben wir dich endlich wieder, Baby!!!" Bebend vor Erleichterung bepflasterte er ihr Gesicht mit unzähligen federleichten Küssen.
Gray erhob sich und sah schmunzelnd zu, sein Wolf platzte schier vor Freude und Glückseligkeit. Mit stolzgeschwellter Brust saß sein inneres Tier da und putzte sich. Sein Weibchen war wieder wach! Sein Blut hatte das Weibchen gerettet! Der Wolf wollte markieren. Wollte sich mit ihr paaren, wollte sehen wie seine Omega ein Nest baute und Welpen...
Er! Wollte! Ihr! Welpen! Machen!
Gray drängte mit Mühe seinen Wolf und sein wildes, brennendes Verlangen zurück. Und dann wurde er erneut über den Haufen gerannt, als kurz hintereinander Konstantin und Ace zu Alia stürmten.

ACE
Ace konnte sich nur mühsam zusammenreißen. Zähneknirschend überließ er den Alphas den Vortritt. Aber nachdem auch Konstantin der Kleinen seine Liebe durch Berührungen und einen tiefen Kuss gezeigt hat, hielt ihn nichts mehr. Er drängte sich an den Drillingen vorbei und Lia sprang fast aus dem Bett, um in seine Arme zu gelangen. „Mäuschen! Meine kleine Süße! Das wurde aber auch langsam Zeit!!" Alia lachte unter Tränen und presste ihr Gesicht in seine Halsbeuge. „Was hab ich da von einem Gefährtenbund gehört?" fragte sie neugierig. Ace schmunzelte und wollte antworten, als ein Klopfen sie alle verstummen lies.

Christofer und Sarah betraten das Zimmer. Ace beugte sich zu Lia hinab und flüsterte ihr ins Ohr: „Richtig gehört... mit ihr!" Die Omega sah ihn entgeistert an, dann breitete sich ein glückliches Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Christofer musterte die versammelten Männer und lachte: „Ok, dann wollen wir doch mal schauen... Alia... wie fühlst du dich?"
„Äh... Kann ich ehrlich nicht genau sagen... irgendwie ... anders... Stärker?" fragend legte Lia den Kopf schief und horchte in sich hinein.
„Hm.. gut. Hast du es dagegen, wenn Sarah und ich dich einmal durchchecken?"
Die junge Frau nickte nur und löste sich zögernd aus Ace' Armen. Sarah lächelte und scheuchte die Drillinge aus dem Raum. Ace zögerte, dann ging auch er, strich aber im hinausgehen noch kurz zärtlich über Sarahs Wange.

Draußen auf dem Gang sagte Gray: „Ich werde dann mal unsere Eltern wecken.. und Emma. Was auch immer bei dieser Untersuchung rauskommen wird... es betrifft Emma ebenso sehr wie uns." Alle nickten zustimmend und Grayson joggte davon. Der Rest ließ sich an der Wand entlang zu Boden sinken. Schweigen legte sich über sie. Keiner von ihnen wollte wirklich darüber sprechen, was geschehen würde, sollte die Bluttransfusionen nicht die gewünschte Wirkung gehabt haben.
Nur Minuten später kam Emma den Gang entlang und nährte sich zögernd. Konstantin streckte die Hand nach ihr aus und zog sie sanft auf seinem Schoß. „Sie ist also aufgewacht.." murmelte die kleine rothaarige Omega.
Konstantin spürte ihre innere Zerrissenheit und begann leise zu schnurren.

Abermals hallten Schritte im Flur und das Alpha-Paar kehrte mit Gray zurück. „Haben wir schon Ergebnisse?" fragte Helena aufgeregt. Alle schüttelten den Kopf und wieder breitete sich Stille aus... lediglich unterbrochen von Kon's Schnurren. Dann öffnete sich die Tür zu Lias Krankenzimmer und Sarah streckte den Kopf raus. Ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht und fragte: „Wollt ihr nicht reinkommen? Und euch die schönsten Röntgenbilder von einer vollkommen intakten Gebärmutter anschauen, die ihr jemals sehen werdet?" Erst herrschte fassungsloses Schweigen... dann warf Ace den Kopf in den Nacken und ein lautes triumphierendes Heulen brach aus seiner Kehle, in welches die Blackfords sofort überglücklich einstimmten.

Nur Emma saß still da, Tränen glitzerten in ihren Augen, während eine schreckliche Angst die Krallen in sie schlug und sie verschlang....

AliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt