2cm lange Beine kriechen hier bei mir im Zelt herum. Ein Käfer. Ein verdammt großer Käfer.
,, Oh nein-" schniefe ich und durchwühle die einzige Tasche, welche mit in mein Zelt gepasst hat.
Schweren Herzens ziehe ich mein Lieblingsbuch heraus und nähre mich dem Monster, welches mich kein Auge mehr schließen lässt.
Ein kurzer Schub Mut durchdringt mich und ich schlage mit einem kleinen Quietschen zu. Sekundenlag lasse ich das Buch auf der Stelle und bewege es dann weg. Nur um diesen dunkelbraunen und immernoch lebendigen Käfer in mein Bett fallen zu sehen. Automatisch krieche ich zurück, meine Augen füllen sich mit Wasser und ich beginne hektisch zu atmen.Keine Ahnung, warum ich immer so auf Insekten reagiere. Aber dieses höllische Teil liegt direkt vor mir und ich sehe es nicht, da meine Bettdecke furchtbar dunkle Falten wirft. Wieder kralle ich mir mein Handy und rufe Beverly an. Ich lasse es lange tuten doch es geht niemand ran.
,, Verdammt." schluchzte ich und hoffe jemand hört es, doch der Regen von draußen übertönt jeden Laut.
Mit dem Wissen, dass er mich auslachen wird, schreibe ich meinem Bruder. Drei Minuten warte ich auf eine Antwort und rufe ihn dann an. Niemand hebt ab und ich höre nichteinmal ein Klingeln. Mein Handy hat gleich keinen Akku mehr und ich beginne mit einem Stift in der Decke herum zu stochern. Während ich mir vorstelle, dass dieser Käfer unbemerkt auf meinem schlafenden Körper krabbelt, laufen erneut Tränen mein Gesicht herunter. Letztendlich beginne ich richtig zu weinen und keine 20 Sekunden später erscheint der Käfer wieder.
Mit einem lauteren Kreischen zucke ich zusammen und bewege mich so schnell wie möglich von ihm weg. Minuten lang sitze ich zitternd an der äußersten Kante der Matratze und starre Löcher in die Decke, während ich weiter weine. Doch plötzlich ertönen matschige Schritte vor der Tür. Ich hoffe es ist mein Bruder, der die Nachrichten gelesen hat und mir jetzt zu Hilfe kommt.
,, Sag Mal heulst du?" ertönt eine Stimme mit belustigtem Unterton, als jemand ruckartig den Reißverschluss öffnet.
,, Nein." wimmere ich tränenüberströmt, als Fynn seinen Kopf durch den Eingang streckt und seine feuchten Haare in sein Gesicht fallen.
Mit einem breiten Grinsen sieht er mich an und hebt dann eine Augenbraue.
,, Na komm." fordert er und deutet an, aus dem Zelt zu klettern.
,, Vergiss es, Baker." keife ich und krieche noch ein Stück weiter weg.
,, Na gut, dann noch viel Spaß bei was auch immer du tust." meint Fynn und zuckt mit seinen Schultern, danach verlässt er das Zelt.
,, Warte." zische ich und rappel mich auf.
Ich kralle mein Handy und versuche es einzustecken, doch bemerke dann, dass meine Shorts keine Taschen haben. Deshalb stecke ich es in den Bund meiner Unterhose und krieche achtsam zu ihm.
Kühler Wind kommt mir entgegen, welcher mich erneut frösteln lässt und der starke Geruch von frischem Regen füllt meine Nase. Ich nehme nichts mit, immernoch beunruhigt wegen diesem verdammten Käfer. Fynn hällt mir seine Hand entgegen und ich nehme sie, damit er mich heraus ziehen kann. Schnell schlüpfe ich in meine Schlappen, die zum Glück noch nicht nass sind, da ich sie unter die Plane geschoben habe und schließe danach das Zelt.
Dunkle Wolken befinden sich am Himmel, als Fynn und ich im Gras stehen und uns wenige Sekunden einfach nur ansehen. Er zuckt mit dem Kopf in die Richtung seines Zeltes und führt mich anschließend dort hin. Die Zelte meiner Familie sind alle dunkel und sie scheinen zu schlafen. Warum ist er wach?
Es regnet immernoch, weshalb Fynn sein Zelt hektisch öffnet und wir beide schnell darin verschwinden. Ich wusste er hat mehr Platz, aber so viel? Ich kann sogar sitzen und gebückt gehen. Warum hat mein Vater für die Gäste diese Zelte verwendet und für seine eigenen Kinder nur die Kleinen?
Fynn scheint gerade einen Film anzusehen, denn sein Laptop steht hell leuchtend am Kopfende und viele Kissen sind darum platziert. Hier ist es nicht so kalt wie in meinem Zelt, oder bilde ich mir das etwa ein?
,, Es ist 1 Uhr Morgens, warum bist du noch wach?" frage ich, während ich mich im Schneidersitz vor ihn setzte und an meinem Pijamatop herum zupfe.
,, Das sollte ich dich besser fragen." murmelt er und reicht mir ein Teil seiner Decke, die ich wohl oder Übel annehmen muss, denn es ist trotzdem arschkalt.
,, Da war ein ziemlich großer Käfer." murmle ich und blicke nach unten.
,, Natürlich." grinst Baker und legt sich auf den Bauch.
Ich setze mich neben ihn, doch als ich bemerke, welchen Film er eingeschalten hat, achte ich gar nicht mehr darauf, sondern starre ihn nur an. Ein kitschiger Liebesfilm, so kitschig, dass ich die Handlung bereits vorraussehen kann.
,, Und sowas schaust du mitten in der Nacht." flüstere ich amüsiert.
...
Müde stütze ich meinen Kopf auf meine Hände und ein Schauer läuft mit den Rücken hinunter.
,, Bist du noch sauer?" meint mein Sitznachbar und im Augenwinkel kann ich erkennen, dass er mich ansieht.
,, Ich hab viele Gründe, um auf dich sauer zu sein, Fynn." brumme ich und ziehe die Decke ein Stück weiter über mich.
,, Ich dachte nur- du weinst wegen mir." nuschelt er, in seiner Stimme ein Hauch von Ehrlichkeit?
Jetzt sehe ich ihn an.
,, Nein, deswegen doch nicht." versichere ich ihm und fixiere wieder den Bildschirm.
,, Warum bist du dann noch sauer?"
,, Wir sind ständig sauer aufeinander, schon vergessen?" erinnere ich ihn und streife meine Haare hinter meine Ohren.
,, Und wenn ich mich entschuldige?" beginnt Fynn.
,, Schau mich an, wenn ich mit dir rede." fügt er an und steuert mein Kinn mit einem Finger in seine Richtung.
,, Ich dachte Fynn Baker entschuldigt sich nicht." spotte ich und im Licht des Laptops sieht es aus, als würde er Lächeln, denn plötzlich wird alles rosa und in meine Ohren dringt eine unpassend, romantische Musik.
Nicht jetzt. Nicht hier.
,, Und dachtest du auch nicht, dass Fynn Baker die kleine Schwester seines besten Freundes küsst?" platzt es aus ihm und anhand seines Blickes kann ich erkennen, dass er dies nicht sagen wollte.
,, Fynn." seuftze ich und verdrehe die Augen.
Das hier wird kein gutes Ende nehmen.
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Don't you trust me? -𝓔𝓷𝓮𝓶𝓲𝓮𝓼 ℴ𝓻 𝓛𝓸𝓿𝓮𝓻𝓼?
RomantikDieser Sommer wird anders. Der Traum jedes Teenie Mädchens, auch Lexis, die sich seid Jahren nach Veränderung sehnt. Spaßige Monate zusammen mit ihren besten Freundinnen verbringen und sich von dem letzten Beziehungsdrama erholen. Das war der Plan...