108

32 0 0
                                    

Mir ist so schwindelig.

Als Henry den letzten Becher von Bev und Lip trifft, jubel ich auf. Langsam beginnt alles etwas zu wackeln, als könnte ich mein Gehirn spüren, welches in meinen Schädel hin und her rollt. Drei Runden Bierpong hat es gebraucht, um die Zwei zu schlagen und den meisten Alkohol habe ich abbekommen. Ich fühle meine Magensäure bei jedem weiteren Drink verdächtig blubbern. Auf nüchternen Magen so viel trinken bekommt mir gar nicht gut.

,, Ich- gehe mal- ganz ganz kurz auf die Toilette." melde ich mich ab und bahne mir den Weg nach oben.

...

,, Muss ich jetzt links? Oder Rechts?" frage ich laut und entscheide mich für links, in denen ich einige Personen in Räume gehen sehe.

Wo ist das Klo?

Ich laufe los und meine Schuhe schlürfen auf dem alten Fransenteppich, der mich an der Kante fast zu Fall bringt. Auf diesem Gang scheint jetzt niemand mehr zu sein und ich drehe wahllos einen beliebigen, golden Türknauf um. In diesem Haus ist alles so schick. Der Raum dahinter ist in Dunkelheit getränkt und ein kleiner Balkon führt hinaus, mit Sicht auf den Nachbargarten, doch da steht eine Person und raucht.

,, Du weißt schon, dass die Party unten stattfindet."

Meine Stimme klingt ganz wabbelig, so fühlen sich auch meine Knie an, als ich das finstere Zimmer betrete. Die Gestalt dreht sich um und entweder bilde ich es mir ein, oder Fynn steht vor mir. Er hält eine Flasche in der Hand und grinst mir entgegen, als ich ich neben ihn an das kühlende Geländer lehne.

Der Mond scheint auf uns herab und wenn ich ganz genau hinsehe, kann ich schon fast sein urteilendes Gesicht erkennen. Auf der Terrasse unter uns tanzen und singen die Gäste so laut, dass es fast die Musik übertönt.

Ich hab viel zu viel getrunken.

,, Hast du dich verlaufen, Baby?" stellt er mir eine Gegenfrage und ich höre auch bei ihm den alkoholischen Slang.

,, Oh, verehrter Herr nennt mich jetzt also wieder Baby. Du musst schon ziemlich voll sein, mein Lieber." antworte ich und er hällt mir die Flasche entgegen, von der ich einen Schluck trinke. Zuerst brennt die Mische, in der ich auf jeden Fall Vodka schmecke, auf meinen Lippen, bis in meinen Rachen, dann fühlt sich meine Zunge etwas pältziger an.

Danach schmecke ich kaum noch etwas, von der Grütze die ihren Weg hinunter bahnt und ich lache ein bisschen, bei dem Gedanken daran, wie es in meinem Magen ankommt. Fast kann ich das Plätschern schon hören.

...

,, Wahrheit oder Pflicht?" frage ich ihn.

Wir sitzen auf dem kühlen Boden, der wenig Fläche für uns bietet. Ein paar klare Gedanken kann ich noch fassen, doch aufstehen könnte in den nächsten Minuten schwierig werden. Alles beginnt sich zu drehen und die Musik von unten bebt in meinen Adern. Seit einiger Zeit spielen wir dieses lächerliche Spiel, aber mit ihm macht es viel mehr Spaß.

,, Hm, Wahrheit." grinst Fynn und spielt an der Flasche herum.

,, Hast du mich in dein schickes Notizbuch eingetragen? Und wenn ja, welche Bewertung hast du mir gegeben?"

Das sind zwei Fragen, aber er ist so benebelt, dass es ihm nicht einmal auffallen wird.

Er trinkt einen Schluck, bevor er zur Antwort ansetzt.

,, 8,5 von 10." lallt Fynn frech und ich stoße einen überraschten Laut aus.

Ich nehme ihm die Flasche aus der Hand, um diese Information hinunter zu spülen.

,, Wieso keine 10?" spotte ich und blicke auf den Boden der Flasche. Leer.

,, Tja, du hast noch die Chance es besser zu machen. Lass uns doch Flaschendrehen spielen." grinst er und leckt sich die Lippen.

Erneut holt er sich das Gefäß zurück und platziert sie auf dem Boden zwischen uns. Ich hebe eine Augenbraue.

Weiss er, dass wir nur zu zweit sind?

Seine Hand dreht das Glas und ich weiss, dass es auf mich zeigen wird. Deshalb halte ich es auf und nehme die Flasche in die Hand.

,, Dafür-"

Ich hebe den Finger in die Luft, um ein Statement zu formulieren.

,, Dafür bin ich noch viel zu nüchtern, Fynnley Baker." lalle ich.

In meinem Kopf hat sich das viel besser angehört.

,, Iiiich hole mehr Alkohol."

Als ich aufstehe, dreht sich alles. Meine Füße machen sich selbständig als ich zur Tür taumle und der Weg zurück sich viel schneller zurücklegen lässt.

...

In der Küche durchsuche ich jeden Schublade und komme erst ganz am Ende auf die Idee, in dem Kühlschrank zu schauen. Ein Lachen übernimmt mich, als ich es begreife.

Das erst beste Getränk wird es tut müssen.

Ich schnappe mir eine eiskalte Flasche und erspare mir den Blick auf die Prozente des Alkoholinhalts. Zurück auf der Tanzfläche beginnt ein bekanntes Lied.
Direkt neben mir steht ein Lautsprecher, welcher mich fühle lässt, als könnte ich jede einzelne Strophe in jeder Zelle meines Körpers spüren.

Wie berauschend sich das anfühlt.

Ein Gitarrensolo erklingt und plötzlich gehen alle Lampen aus. Die Musik läuft weiter und ein tiefes rotes Licht erhellt die Dunkelheit. Erst geht es an, dann wieder aus, flackernd zu dem Beat. Ich hebe die Arme in die Luft und lasse sie durch die Luft schweifen. Fast könnte ich fliegen. Eine leichte Schweißschicht hat sich auf meiner Haut gebildet, seitdem ich von dem kühlen Balkon wieder in das stickige Innere gelangt bin.

Plötzlich packt jemand meine Hand und dreht mich herum. Es ist Fynn. Er versucht mir etwas mitzuteilen, doch ich verstehe ihn nicht. Das Einzige was ich wahrnehme ist der Song und seine glitzernden Lippen, die mich anziehen.

Ich will ihn.

Meine Finger krallen sich blitzschnell in sein Hemd und ziehen ihn an mich. Unsere Münder pressen sich aufeinander und er neigt seinen Kopf zur Seite, um seine Zunge grob zwischen meine Lippen zu drücken.
Unsere Körper sind wie aneinander geklebt, als ich meine Arme um seinen Nacken schlinge, hebt er mich an meiner Taille ein Stück nach oben. Seine Hände auf mir und meine auf ihm, überall, wo sie nicht sein sollten. Nicht sein dürften. In meinem Bauch kribbelt es wie verrückt und würde mich Fynn nicht so fest an sich halten, würde ich nach hinten umkippen.

Pures Verlangen strömt durch uns, als meine Finger sich in seine Haare verankern. Die Luft wird immer heißer, würde der Alkohol, oder wohleher das Adrenalin mich nicht antreiben, hätte ich schon längst einen Hitzeschock bekommen.

,, Fynn." brumme ich in sein Ohr, als wir uns für einen kurzen Moment trennen, um die erfrischende Luft einzuatmen.

,, Ich brauche dich." füge ich an und ein Brummen löst sich von ihm.

Seine Finger schieben sich an meinem Körper hoch, der sich immernoch zu der Musik bewegt. Er umschließt meine Hand und führt mich zur Treppe. Mein Herz beginnt zu hämmern, als wir die Jugendlichen hinter uns bringen und dieses Mal rechts abbiegen.

Er wählt irgendein Zimmer aus, welches er so schnell aufstößt, dass die Tür an die Wand dahinter knallt. Ich kenne die Einrichtung, das ist mein Gästezimmer. Die Tür fällt genauso schnell und laut ins Schloss zurück, wie sie aufgegangen ist und im nächsten Moment werde ich schon an das harte Holz gedrückt.

Unser Atem wir laut, als seine Hände in meinen Arsch kneifen und mich kurz danach hoch heben. Er drückt seinen Körper zwischen meine Beine, als er seinen Kopf in meiner Schulter vergräbt und mein Kleid hoch schiebt. Weit hoch.

,, Beeil dich." raune ich, der Rausch scheint verflogen, er ist meine neue Droge.

Don't you trust me? -𝓔𝓷𝓮𝓶𝓲𝓮𝓼 ℴ𝓻 𝓛𝓸𝓿𝓮𝓻𝓼?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt