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,, Ich kenne den Inhaber. Er hat immernoch ein paar Zimmer frei. Es scheint jemand abgesagt zu haben." flüstert mir Lilian zu, die mir meine Fragen wie immer beantwortet, bevor ich sie überhaupt ausgesprochen habe.

Ich nicke nur und esse weiter meinen Salat. Wir hatten nach dem Tragen der Koffer extrem Hunger und so habe ich mir eine etwas zu große Schüssel bestellt, die ich jetzt genießen kann. Phillip und Dad haben sich schon vor ein paar Minuten auf ihre Zimmer verdrückt. Auch Fynn verlässt jetzt den Saal und wirft mir noch einen kurzen Blick zu, bevor er hinter der großen Tür verschwindet.

Meine Augen wandern durch den Raum, es scheinen ausschließlich Business Leute hier zu sein. Denn ich erkenne ziemlich viele Männer und Frauen in Anzügen und schicker Kleidung. Das Hotel an sich scheint nicht gerade ein Ort für gewöhnliche Menschen zu sein, denn die hohen Decken, großen Fenster und die ganze Dekoration weißt eher auf die reichere Gesellschaft hin.

...

Nachdem auch Lilian sich verabschiedet hat, setzte ich mich mit Bev an die Bar, welche edle Holz verzierte Hocker vor sich platziert hat. Wir bestellen uns eine Cola, während wir uns über die aufgestylten Frauen unterhalten, die sich an die Ärmel älterer Männer klammern.

,, Bringst du mich noch zu meinem Zimmer?" fragt Bev, nachdem die Tische langsam abgeräumt werden und auch die Gäste in der Lobby auf ihre Zimmer zurückkehren.

,, Ich trinke noch schnell meine Cola, du schaffst das schon." grinse ich und nippe an meinem halb volle Glas.

Sie verdreht nur die Augen und danach beobachte ich meine beste Freundin, wie sie zügig den Raum verlässt. Das war malwieder einer der Momente, in denen ich begriffen habe, wie gut es mir doch geht.

...

Meine nassen Füße hinterlassen eine feuchte Spur auf den Badfliesen, als ich nach einem langen Tag meine Haut sauber gewaschen habe. Ein Handtuch bedeckt meine Haare und so schlendere ich zu meinem Koffer, um meinen üblichen Schlafklamotten heraus zu ziehen. Der anfängliche Schock über die Aussicht ist vergangen und so stehe ich nun mitten im Zimmer, mein Blick geradewegs auf die leuchtenden Farben der Stadt gerichtet.

Ich knipse alle Lampen aus, damit ich die vielen Straßen und Hochhäuser besser sehen kann. Danach trockne ich meine Haare an und halte diesen Moment erstmal auf meinem Handy fest. Ob die Aussicht bei Bev genauso schön ist?

Gerade als ich die Musik, welche auf dem Fernseher spielt aus machen will, ertönt plötzlich ein leises Klopfen an der dunklen Tür und ich sehe einen Schatten zwischen dem schmalen Spalt Holz und dem Teppichboden. Wer stört denn um die Uhrzeit noch?

Gespannt erhebe ich mich und laufe zügig auf den Eingang zu. Vorsichtig drücke ich die Klinke herunter, die sich nicht kälter anfühlt als sonst und zum Vorschein kommt Baker.

,, Was ist los?" scherzte ich und seine Grübchen erscheinen wieder.

Meine Augen kleben an seinen Lippen, als er schnell darüber leckt und eine kleine Narbe an der oberen sticht mir ins Auge.

,, Du hast noch meine Kette, ich würde sie ja dir überlassen, aber mir steht sie einfach besser."

Seine Haare sehen aus, als hätte er sich schon ins Bett gelegt, denn sie stehen noch verstrubbelter ab, als sie es sonst tun. Seine Worte kommen erst bei mir an, nachdem ich sein Aussehen betrachtet habe. Meine Hand huscht zu meinem Dekoltée und umschließt den kleinen Anhänger. Kurz danach lasse ich die unter meinem Shirt verschwinden. Ich hatte selbst beim Duschen ganz vergessen, dass ich seine Kette noch trage.

,, Ich weiss nicht, was du meinst." scherzte ich und lasse von der Tür ab, was ihm symbolisiert herein zu kommen.

Ich gehe ein Stück in den Raum hinein und als der Lichtstrahl gebrochen wird, vernehme ich ein leises Klicken, welches das Schließen der Tür bedeutet. Jetzt ist es fast stockdunkel und nur die vielen Beleuchtung von draußen werfen Lichtpunkte auf das Geschehen. Mein Herz beginnt lauter zu schlagen und ich identifiziere seine Gestalt wenige Meter vor mir.

Ich stehe starr im Zimmer, diese Situation fühlt sich so unreal an. Eine kalte Hand berührt meinen Nacken und fährt an dem Schmuckstück entlang, auf der Suche nach dem Verschluss. Doch um ihn jetzt wieder gehen zu lassen, ist es zu spät. Wir sind bereits wieder von dieser Spannung umgeben, die es uns unmöglich macht, einander zu verlassen.

Ich höre seinen Atem gegen meine immer noch feuchte Haut treffen und wortlos sieht er zu mir herab. Seine Hand immernoch auf mir und unsere Blicke aufeinander. Mein Bauch beginnt sanft zu kribbeln und dieses Verlangen steigt in mir hoch, das die Nähe zu ihm als Selbstverständlichkeit ansieht. Jedes Mal wenn solche Gefühle in mir auftreten, frage ich mich, ob er das gleiche fühlt. Ob er irgendwas fühlt. Aber diese Stimme in meinem Kopf bestätigt mir, dass es so sein muss und darauf verlasse ich mich.

Vorsichtig beugt er sich runter und ich erwarte, dass er mich küsst. Doch das ist nicht der fall, noch nicht. Stattdessen bewegt er sich zu meinem Ohr und tritt näher. Allein schon bei dem Geruch seiner Cologne schmelze ich dahin, wie Kerzenwachs in der Sonne.

Er sieht mich immer noch an und meine nächsten Worte sind dumm wie auch sehr riskant.

,, Ich weiss, dass du mich willst." flüstere ich und mein Ton klingt ziemlich selbstbewusst.

,, Ich weiss, dass du mich auch willst, Lexi." gibt er genauso scharf von sich.

Ich habe Poker gespielt und gewonnen. Fynn hat gerade, auch wenn er es nicht ausgesprochen hat, zugegeben dass er etwas spürt.
Eine bekannte Stimmung füllt dieses Zimmer und die Musik macht das ganze nicht wirklich besser. Im Gegenteil, sie heizt sie nur noch mehr an.

,, Das ist alles nicht so einfach." seufze ich und streiche eine Strähne aus meinem Gesicht.

,, Oh doch, das ist sogar verdammt einfach." meint er und ich kann kaum reagieren, da mich seine Wortwahl mich noch mehr aus der Bahn wirft.

Don't you trust me? -𝓔𝓷𝓮𝓶𝓲𝓮𝓼 ℴ𝓻 𝓛𝓸𝓿𝓮𝓻𝓼?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt