Don't you trust me? -𝓔𝓷𝓮𝓶𝓲𝓮𝓼 ℴ𝓻 𝓛𝓸𝓿𝓮𝓻𝓼?

22

Er lässt mich los und für einen Moment bin ich frei, doch mein Vorhaben scheint schon längst vergessen. Vorsichtig streift er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lässt seine Hand an meiner Wange. Ich verliere mich in dieser Situation und frage mich, was ich jetzt tun soll. Wir sitzen nur wenige Zentimeter auseinander und ich bewege mich nicht. Kein Stück, obwohl ich eigentlich schreiend wegrennen sollte. Ich hebe mein Kinn an und er legt seinen Kopf etwas schief.

Was mache ich nur hier und was zum Teufel tut er da?

Unentschlossen spaltet er seinen Mund und schließt ihn dann wieder, als würde er mich mit seinem Warten auf die Folter spannen.

Ein frischer Windstoß lässt mich begreifen, dass das hier keine Illusion ist. Mein Blick schweift kurz auf das Meer, welches sich am Horizon bewegt.

Doch länger kann ich nicht darüber nachdenken, denn aus unbeschreiblichen Gründen bewegt er seine Lippen sanft auf meine.
Ein Stromschlag zieht sich zu meinen ganzen Körper, bis hin zu den Zehenspitzen und ich atme zischend ein, da mir diese Aktion so verdammt abwegig vorkommt, dass sie doch den gewissen Reitz mit sich bringt.
Eine Gänsehaut rennt meinen Rücken hinab, als ich mich auf seine Berührungen fixiere und dennoch keine Anstalten erwäge ihn aufzuhalten.

Alles in mir brennt und ich schließe meine Augen, um meine ganze Wahrnehmung auf die weichen Lippen zu konzentrieren, die mich gerade küssen. Soll ich den Kuss erwidern? Doch ich kann keinen genauen Entschluss treffen, so schnell entfernt sich Fynn schonwieder von mir.

Erst als er sich von mir löst und für den Bruchteil einer Sekunde mit den Zähnen über meine Unterlippe fährt, begreife ich, dass ich den kompletten Kuss über die Luft angehalten habe. Seine Lippen sind jetzt leicht rötlich und erst jetzt scheint sich Fynn über seine eigenen Taten zu wundern. Ich blicke ihn perplex an und weiss nicht, was ich darauf sagen soll.

Noch nie war mein Kopf so leer, wie jetzt. So viele Fragen und doch keine Antwort.

Was war das?

Genau diese Frage sehe ich in seinen Augen, die plötzlich ganz geweitet sind. Die Kamera befindet sich jetzt wieder in meiner Hand und ich breche unseren Augenkontakt, um wieder von ihm weg zu kommen. Fast hätte ich ihn gefragt, was das sollte, doch genau in diesem Moment klettern fünf Jungs auf die Garage und unterbrechen den Moment, der nur Fynn und mir gehören sollte.

...

Ich lasse mich auf mein Bett fallen und weiss nicht ob ich das jetzt zum Kotzen finde oder ob es der beste Kuss war, den ich jemals hatte. Verwirrung macht sich in mir breit und dieses Gefühl wird mit jedem Mal schlimmer und intensiver.

Meine Finger streifen mir durch die Haare und ich kippe nach hinten, um dieses Geschehen zu verarbeiten. Mein Herz rast immernoch, wie ein Presslufthammer und dieses verdammte Adrenalin will einfach nicht meinen Körper verlassen.

Ich greife nach meinem Handy, um ihn zu fragen, was er sich dabei gedacht hat. Doch mein Verstand hällt mich davon ab, den Text abzuschicken.
Das war eine einmalige Sache, schluck es runter. Erinnere ich mich selbst und beschließe, es als mein- unser kleines Geheimnis zu bewahren.

Plötzlich beginnt mein Handy zu vibrieren, mein Vater ruft an. Ich muss tief einatmen und die letzten 10 Minuten aus meinem Kopf bekommen, um ein anständiges Gespräch zu führen.

,, Hallo?" beginne ich und schließe meine Fenster.

,, Schatz, ist Lilian gerade bei dir?"

Ich setzte mich zurück auf das Bett und blicke verwundert in den Spiegel. ,, Nein."

,, Gut ... Du weißt ja, wir sind schon eine Weile zusammen und ich möchte den nächsten Schritt machen." ertönt und ein breites Lächeln erscheint auf meinem Gesicht.

,, Heißt das-!" beginne ich fröhlich und springe wieder auf.

,, Ja, ja ich möchte ihr einen Heiratsantrag machen." meint Dad und ich kann sein Grinsen schon durch das Telefon sehen.

Ich quietsche wie ein kleines Kind, das wird meiner Stiefmutter so eine Freude machen. Ich kann es kaum fassen!

,, Wann denn?" grinse ich und hüpfe durch das Zimmer.

,, Ich habe schon alles für Morgen vorbereitet, aber du sollst noch eine ganz wichtige Rolle spielen. Also es wird am Strand stattfinden, gegen Abend und ich würde dich bitten, den Antrag mit meiner Kamera zu filmen. Du weißt ja, wie sehr sie darauf steht, Erinnerungen festzuhalten." antwortet er und ich male mir das ganze Szenario nocheinmal aus.

,, Könntest du dann auch bei einer Freundin übernachten? Oder ist das zu kurzfristig?" fügt er an und ich nicke sofort, auch wenn mein Gesprächspartner es nicht sehen kann.

,, Geht klar, ich organisiere das."

,, Dankeschön, ich schreibe dir die genaue Zeit und Ort. Wir sehen uns dann später." höre ich noch, bevor wir uns verabschieden und auflegen.