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Als ich das Wohnzimmer betrete, stelle ich leider fest, dass sich meine Befürchtungen bewahrheitet haben. Auf dem weissen Fellteppich sitzen mein Bruder und seine Freunde. Ich hätte mir das eigentlich denken können, denn mein Vater ist heute auf einem Meeting und kommt erst am späten Abend wieder. Auch Lilian ist nicht da und besucht eine gute Freundin in einer naheliegenden Stadt.

Ich schleiche mich einfach an den Jungs vorbei, die gerade ein Videospiele spielen und setzte mich in den Garten. Es riecht nach frischen Gras und das Wasser des Pools schimmert in einem wunderschönen Blauton. Ich lasse meine Füße hinein gleiten und tippe auf irgendwelchen Apps herum. Bis mir eine Idee kommt und ich letztendlich die Nummer meiner besten Freundin wähle.

,, Hast du Lust an den Strand zu gehen?" beginne ich, ohne jegliche Begrüßung.

,, Klar, in einer Stunde bei Antonios Café. Frag noch Grace und Nora." steigt sie direkt darauf ein und ich kann ihr breites Grinsen schon durch das Gerät sehen.

,, Mach ich bis dann." schmunzel ich.

,, Bis dannn." verabschiedet sich Bev und wir legen auf.

...

,, Wo gehst du hin?" ruft mein Bruder, als ich mit meiner grünen Strandtasche die Haustür öffne.

,, Ist das nicht offensichtlich?" antworte ich ihm und trete über die Schwelle.

Es kommt mir direkt die warme Sonne entgegen und ich ziehe mein blaues Top ein Stück nach oben.
Mit großen Aufwand schiebe ich mein Fahrrad nach draußen und schmeiße die Tasche in den Korb. Danach mache ich meine Musik an und beginne die Straße entlangzufahren.

Warmer Sommerwind weht mir durch die Haare und ich rücke meine Sonnenbrille zurecht. Ich lenke auf den Gehsteig und übersehe ein Schild, welches mich auf eine kleine Abbiegung hinweist.
Adrenalin schießt durch meinen Körper als ein Roter Kabrio in dieser Auffahrt erscheint und mich meine Bremsen mit einem lauten Quietschen davon abhalten, über die Motorhaube zu fallen. Der Schotter unter den Reifen ist zu hören, als mein Rad mit einen beängstigenden Ruck stehen bleibt und ich mit einem großen Schrecken aufsehe.

,, Pass doch auf!" schreit der ältere Fahrer und lässt mich im Schock da stehen.

Mein Beutel ist aufgrund des plötzlichen Rucks von dem Gepäckträger geflogen und meine Schwimmsachen liegen überall auf dem Bürgersteig verteilt.

Mir einem leisen Seuftzen steige ich ab und beginne die unterschiedlichen Handtücher, Bikinis und Sonnencremes wieder aufzusammeln.

,, Ist alles okay?" ertönt vor mir und als ich meine Kopf nach oben bewege, beugt sich ein Junge zu mit herunter und gibt mir meine Haarbürste.

Seine brau-blonden Haare fallen in welligen Strähnen in sein Gesicht und die hellen Highlights umspielen seine eisblauen Augen.

,, Ja, ja danke." schmunzel ich und betrachte seine geraden Zähne.

Nach einem kurzen Gespräch stellt sich heraus, dass der nette Junge Oliver heißt und anscheinend im gleichen Jahrgang ist. Dennoch habe ich ihn noch nie gesehen, was mich ein bisschen wundert. Aber wenn ich Oliver etwas genauer betrachte, weißen sein buntes Hemd, die kurze Jeans-Hose und die Muschelhalskette eher daraufhin, dass er zu der Clique der Surferboys gehört.

Das erklärt auch, warum er den gleichen Weg zum Strand läuft, wie ich.

Als dann ein ziemlich heruntergekommenes Auto neben uns hupt, sehe ich weitere Jungs, die exakt genauso gekleidet sind wie meine neue Bekanntschaft.

,, Ah da sind sie ja, ich hoffe du findest den Weg auch ohne überfahren zu werden. Man sieht sich, Lexi." zwinkert er mir zu und setzt sich neben seinen Freund, der mir zuwinkt.

Ich lächle zurück und blicke ihnen hinterher, als sie wegfahren.

Wenige Sekunden später spüre ich eine kalte Hand auf meiner Schulter und ich zucke leicht zusammen, bis ich ein bekanntes Gesicht erkenne.

,, Wer war das denn?" schmuzelt Nora, die gerade mit einem Eis in der Hand auftaucht.

,, Ich wurde fast überfahren und Oliver hat mir dann geholfen, meine Sachen wieder aufzusammeln. Moment hast du deine Haare gefärbt?" grinse ich verlegen und deute auf die Abbiegung, welche etwa 60 Meter zurückliegt.

,, Ja, ich wollte man was neues ausprobieren." meint sie und fährt sich durch ihre neue Frisur.

Dünne rosane Strähnchen ziehen durch ihre kastanienbraunen Haare und fallen gerade auf ihre Schultern. Diese Farbe erinnert mich an Zuckerwatte und es steht ihr wirklich gut.

,, Gefällt mir." grinse ich zu meiner Freundin und gehe weiter auf das Café zu, wo wir wenig später auf die anderen Zwei treffen.

...

Meine Füße berühren gerade so den sandigen Untergrund als wir zu viert im Wasser treiben und die letzten Sonnenstrahlen dieses Tages beobachten. Im Hintergrund wird viel geredet und gelacht, da ganz in der Nähe ein Restaurant ist und natürlich viele Gäste diesen schönen Anblick beobachten. Doch wir sind ganz still und genießen einfach nur den Frieden, der für einen ganz kurzen Moment über die Welt gekommen ist.

Meinen Freundinnen schwimmen allmählich zurück, doch ich will dir Zeit, bis ich Fynn wieder sehe noch etwas herauszögern. Stattdessen begegnet mir eine andere Person.

,, Lexi?" grinst Oliver ein paar Meter von mir entfernt auf seinem Surfbrett.

,, So sieht man sich wieder." schmuzel ich und schwimme ihm ein Stück entgegen.

,, Das trifft sich gut, ich hab nämlich vergessen vorhin nach deine Handynummer zu fragen." meint er und ich stütze mich an dem Brett an.

Mein Instinkt deutet diesen Satz einfach nur als nett, doch irgendetwas sagt mir, dass Oliver gerade mit mir flirtet. Aber was verstehe ich schon von flirten, dazu könnte alles zählen.

,, Hast du was zum schreiben da?" scherze ich und betrachte seinen nassen Körper.

,, Seh ich so aus?" grinst Oliver und deutet mir an zurück ans Ufer zu schwimmen.

Was ich auch tue und danach gehen wir schnell zu seinen Sachen. Er holt sein Handy heraus und tippt die Zahlen ein, die ich ihm diktiere. Kurz darauf kommen seine Freunde wieder und ich verabschiede mich lieber, bevor es unangenehm wird.

Mit zügig laufe ich zu meinen Freundinnen zurück, die urteilend in einer Reihe stehen und mich beobachten wie ich grinsend zurück komme. Natürlich fragen sie mich über den misteriösen Neuen aus und es ist auch alles lustig, bis der Name Fynn fällt.

,, Wir sollten jetzt nach Hause fahren." schlägt Grace vor und packt ihre Sachen auf das Fahrrad.

So tuen wir es ihr gleich und keine 10 Minuten später trennen wir uns an der nächsten Hauptstraße. Dieses Mal schaue ich lieber extra nochmal nach links und rechts, damit ich auch ganz sicher kein Auto übersehe. Bis ich letztendlich an der Garage ankomme, von der ich Stunden davor weggefahren bin. Aus dem Fenster, welches zu dem Zimmer meines Bruders führt, dringt Musik und Lichter blicken hell.

Müde schließe ich die Tür auf und die Töne verstummen, als hätten sie meine Präsens mitbekommen.

Don't you trust me? -𝓔𝓷𝓮𝓶𝓲𝓮𝓼 ℴ𝓻 𝓛𝓸𝓿𝓮𝓻𝓼?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt