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Als ich die Lokation das erste Mal gesehen habe, hat sie mir schon gefallen, aber zusammen mit der ganzen Dekoration kann ich meine Augen kaum abwenden. Von der Decke hängen goldene Kronleuchter, die alles in ein warmes Licht tauchen. Die komplette Lobby ist verbunden mit dem Essbereich, rund um eine riesige Tanzfläche.

Ich kann mich noch daran erinnern, wie Dad mit Lilian über die Tischdeko diskutiert hat, bis er sich eingestehen musste, dass weisse Tulpen einfach besser passen. Überall sind Blumen und Pflanzen verteilt und ordentlich in alles andere eingearbeitet. All die Stoffe und Farben sehen so leicht aus und um den Raum herum leuchten LEDs in den Ecken. Viele Kellner versuchen noch die letzten Dinge an der Bar und den Tischen zu richten. Keiner scheint mein minutenlanges Starren wirklich wahr zu nehmen.

Ich folge den Schildern 5 Stockwerke nach oben und nehme auf halber Strecke den Aufzug. Als ich in meinem Zimmer ankomme könnte ich vor Freunde aufkreischen. Doch ich habe keine Zeit um die kastanienfarbenen Möbel oder die riesigen Fenster genauer zu betrachten, denn die Zeit rennt mir davon. Ich schnappe meine Schlüsselkarte, meine kleine Tasche und richte noch meinen Schmuck. Bevor ich zurück in den Aufzug hoppel und dabei fast über meine eigenen Absätze stolpere.

Als ich gerade zurück zu meinem Auto gehen will, sehe ich Fynn im Erdgeschoss durch eine Glastür in sein Zimmer gehen. Ich beschließe das jetzt zu klären. Ich will ihn nicht verlieren. Mit zitternden Knien laufe ich ihm hinterher, als hätte er mich kommen hören, steht die Tür offen.

Vor dem Hotelbett befindet sich ein riesiger Spiegel und genau davor sitzt Fynn, sichtlich gequält mit seiner schwarzen Krawatte. Ich bleibe im Türrahmen stehen und beobachte ihn.

,, Lass mich das machen." meine ich und er reist den Kopf in meine Richtung. Seine Augen weiten sich, das hat er wohl nicht erwartet.

Wortlos gehe ich auf ihn zu und er steht auf, damit ich die Krawatte binden kann. Der schwarze Anzug sitzt wie angegossen an ihm und es hätte nichts mehr gebraucht, um gut auszusehen und trotzdem entscheidet sich Fynn immer für seine Ringe. Meine Hände zittern, als ich die Krawatte vorsichtig binde und es nicht wage zu ihm aufzusehen.

,, Fynn, das mit uns ist für mich das Richtige. Ich habe dich mit diesem Mädchen gesehen und ich weiß nicht, wieso ich so reagiert habe- Ich kann mich nicht von dir fern halten und ich kann auch nicht mit dir befreundet sein. Außerdem erwarte ich nicht, dass du mit mir zum Ball gehst." meine ich, viel zu schnell und sehe ihn hoffnungsvoll an.

Sein Blick ist weich, als ich meine Hände von der Krawatte abwärst streifen lasse.

,, Bitte sag was." flehe ich leise und ein Schmunzeln huscht über mein Gesicht.

Quälende Sekunden stehen wir uns nahe. Bis er meine Taille packt und mich in einen ruppigen Kuss zieht. Seine Zunge streift meine und ich bewege meinen Kopf nach rechts, um uns noch näher zu verbinden. Ich seuftze in seine Lippen, während ich meine Hand auf seine Wange lege und ein Lächeln an meinem Mund spüre.

Völlig außer Atem lösen wir uns voneinander. Pure Lust strömt durch meine Adern und ich sehe die Gleiche in seinen finsteren Augen.

,, Carol ist lesbisch." meint er, geht an mir vorbei, nimmt seine Schlüsselkarte und verschwindet aus dem Zimmer.

Ich atme auf.

Ein Lächeln kommt über mein Gesicht und ich blicke in den Spiegel. Ich warte noch eine Weile in den Raum und fummel an meinem dunkelroten Kleid herum, damit Fynn und ich uns nicht peinlicher Weise nochmal auf dem Parkplatz treffen. Danach mache ich mich auf den Weg zu meinem Auto, um zu der Hochzeit zu fahren.

...

,, Alexia? Bist du das?" funkelt meine Oma und stürmt in einem fliederfarbenen Kleid durch die Stadtkirche auf mich zu.

,, Lass dich drücken. Du siehst fantastisch aus!" mit feuchten Augen umarmt sie mich, als hätten wir uns ewig nicht gesehen, dabei ist es keine zwei Wochen her.

Zum Glück habe ich nicht so ein großes Dekoltée, das macht es weniger unangenehm, dass der Kopf der kleinen Frau auf der Höhe meines BHs ist.

,, Sag mal, wer sind denn die ganzen Leute hier?" fragt sie mich, während wir zu unserem Platz in der zweiten Reihe gehen.

,, Also Lilian hat drei Schwestern, mit jeweils ein bis drei Kindern. Dann ihr Bruder und ihr Vater. Ein paar Freundinnen und deren Familien schätze ich. Papas Arbeitskumpel und wir halt." erkläre ich und zeige auf verschiedene Leute.

,, Hallo Beverly, wie schön dich wieder zu sehen."

,, Das beruht ganz auf Gegenseitigkeit." grinst meine Freundin und klopft auf den Stuhl neben sich, damit wir uns setzten.

Oma platziert sich rechts und ich links von Bev am Rand der Sitzreihe

,, Dieses Kleid ist sowas von sexy." flüstere ich der Blondine zu und blicke auf ihr fliederfarbenes Kleid, welches perfekt zu ihren Haaren passt.

,, Sagst du." schmunzelt sie und zupft an dem Stoff herum.

Der Saal füllt sich, bekannte Gesichter winken mir zu und ich erspähe Sunny, die in einem Rosanen Tütü-Kleid auf mich zugerannt kommt. Fynn und Doreen setzten sich hinter uns.

,, Dein Kleid sieht zauberhaft aus." schmunzelt ich zu ihr herunter und Sunny dreht sich im Kreis, damit der Stoff schwingt.

Sie hällt einen kleinen weissen Flechtkorb in der Hand, der gefüllt mit weißen Rosenblätter ist. Sunny wird heute das Blumenmädchen sein, wenn Lilian den roten Teppich entlang bis zum Altar läuft. Endlich tauchen mein Vater und Lip dort vorne auf und ich melde mich für einen Moment ab.

,, Naa, aufgeregt?" grinse ich Dad entgegen, der völlig aufgelöst mir einem Taschentuch auf seiner Stirn herumtupft.

Sein ebenfalls schwarzer Anzug umgibt seine makellos breiten Schultern, die Phillip offensichtlich von ihm geerbt hat. Die Krawatte sitzt wir angegossen und seine Miene verrät jede Menge Nervosität.

,, Wo bleibt sie denn?" keucht er und ich beobachte den Pfarrer, der gerade an seinem Pult die Trauung vorbereitet.

,, Gleich geht's los."

,, Ab auf die Plätze Kids, jetzt wird's ernst." grinst Mr. Miller, unser Schulleiter, der schon seit dem College mit Dad befreundet und heute sein Trauzeuge ist.

Oma winkt uns zu und ich gehe zusammen mit Lip zu unseren Plätzen. Klassische Musik spielt im Hintergrund und alle Gäste haben Platz genommen. Lilians Schwester setzten sich vor uns, nur Loren steht schon vorne und wartet auf ihre Schwester.

Das ist das Zeichen, die Braut ist angekommen. Ich kann schon fast ihre Aufregung spüren.

Don't you trust me? -𝓔𝓷𝓮𝓶𝓲𝓮𝓼 ℴ𝓻 𝓛𝓸𝓿𝓮𝓻𝓼?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt