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,, Hallo?" äußere ich nach ein paar Sekunden Stillschweigen, während sich meine Fingernägel nervös in meine Oberschenkel bohren.

,, Ich- kann morgen leider nicht kommen, um dir bei diesen scheiss Büchern zu helfen." lacht eine Stimme am anderen Ende, die ich nach kurzem Überlegen als Fynn identifiziere.

,, Wie meinst du das?" brumme ich hörbar aufgebracht und lasse den Löffel in die Schale fallen.

Wenn er mich sitzen lässt gibt es noch mehr Probleme.

,, Ich komme nicht mehr zur Schule, Alexia." antwortet Fynn schließlich und ich höre ein kurzes Räuspern, kein normales Husten.

,, Bist du- high?" frage ich ungläubig und höre von meiner Sitznachbarin nur ein schockiertes ,,Was?".

,, Findest du das nicht lustig?" antwortet er und ich springe auf.

,, Lass mich bitte raus." flüchte ich, bis Nora von der Bank rutscht und ich aufstehen kann.

Meine Hände krallen meine Jacke und ich lege den ungefähren Preis auf den Tisch.

,, Lexi, was ist los? Wer ist da am Telefon?" meint Grace und legt ihr Besteck nieder.

,, Ist etwas passiert?" erkundigen sich Nora und Bev gleichzeitig.

,, Ich erkläre euch alles später." hetze ich und drehe mich einige Sekunden danach um.

Ich halte meine Jacke und Tasche fest in der Hand, als ich aus dem Restaurant eile und auf die viel befahrenen Straßen San Franciscos sehe.

,, Wo bist du?" schreie ich in das Telefon, in der Hoffnung er ist noch dran.

,, Sieht ziemlich nach Meer aus, da wo du eigentlich ein Praktikum machen wolltest, aber es nicht bekommen hast." kichert Baker und wenn ich genau hinhöre rauschen die Wellen im Hintergrund.

,, Idiot." fluche ich und blicke nach einem Taxi.

Das Erste und Einzige Mal, als Lip Gras geraucht hat, ist er mit seinem Kopf völlig woanders gewesen. Dad durfte nichts davon erfahren und ich musste ihn wieder von seinem Trip runter kommen lassen, sonst hätte er sicher wieder etwas angestellt.

Als ein Tuten an der anderen Leitung ertönt stehe ich planlos am Straßenrand. Zum Glück kommt ein Taxi vorgefahren und der Fahrer kurbelt das Fenster runter.

,, Sind sie Mrs. Carlos?" fragt er mit einem Dialekt und ich nicke.

Ohne zu zögern steige ich in das Auto und der Fahrer gibt mir zu verstehen, dass wir zu einer Bar fahren. Scheisse, diese Mrs. Carlos hätte natürlich nicht an den Strand fahren können.

,, Das Ziel hast sich spontan geändert, ich möchte jetzt zum Stadtstrand." meine ich selbstbewusst und nach einem kurzen Seuftzen macht das gelbe Auto kehrt.

...

Ich reiche ihm etwas Geld entgegen doch er meint nur verwirrt, dass ich die Fahrt bereits bezahlt habe.
Peinlich berührt steige ich wieder aus und bin schneller weg, als der Fahrer den Motor starten kann.

Ich gehe zügig einen Pfad entlang, der direkt mich zu einem bekannten Gebäude bringt. Letzten Sommer wollte ich bei den Rettungsschwimmern nebenbei Geld verdienen und hatte deshalb extra meine Goldmedaille erweitert. Fynns Ex klaute damals gekonnt meinen Platz, der mir eigentlich schon versprochen war. Baker lachte mich nur aus und ließ mich das Monate lang nicht vergessen. Bis heute.

Den Weg zu dem kleinen blauen Häuschen kenne ich noch immer auswendig und betrachte währenddessen den Sonnenuntergang am Horizont schimmern. Ich spüre bereits wie Sand in meine Schuhe rutscht und ich ziehe sie samt den Socken aus und gehe barfuß weiter.

...

,,Fynn?" lenke ich seine Aufmerksamkeit auf mich, als ich seinen Körper samt eines Joints und einer Flasche auf dem Boden sitzen sehe.

Sein Blick ist starr auf die Sonne gerichtet und er scheint nichts anderes zu tun als zu kiffen und zu trinken.

,, Ich wollte nicht, dass du her kommst." murmelt er und ich setzte mich neben ihn.

,, Ich weiß selbst nicht, warum ich hier bin und mir deine dummen Sprüche anhören muss." spotte ich und ziehe mein Kleid ein Stück nach unten.

,, Vielleicht, weil du willst, dass ich dich flachlege." grinst er und sieht mit müden Augen zu mir herüber.

Erst jetzt erkenne ich die Prellung an seinem Kiefer und betrachte die Stelle genauer.
Ich krame erneut mein Handy heraus und ignoriere die vielen Nachrichten meiner Freundinnen, sondern wähle direkt dir Nummer meines Bruders.

,, Lip, komm sofort an den Strand zu dem Rettungsschwimmer Haus." befehle ich ihm, als er abnimmt und in das Telefon brummt weshalb ich ihn geweckt habe.

,, Warum?" meint Lip jetzt hellwach.

,, Es ist wichtig, keine Zeit für Erklärungen." äußere ich und nehme Fynn den Joint aus der Hand, der sich nur mit einem Brummen beschwert.

,, War das ein Stöhnen?" fragt Lip nun etwas aufgewühlter und ich höre wie er eine Tür schließt.

,, Phillip." meine ich und vermittle ihm, dass ich jetzt keine Zeit zum Reden habe.

,, 20 Minuten." brummt er und legt auf.

Ich drücke den Joint auf dem Holzboden aus und werfe ihn danach zwischen die abgenutzten Dielen. Anschließend nehme ich Fynn auch noch die leere Schnapsflasche weg, was ihm nur zu einem spöttischen Lachen bringt. Am Rand erkenne ich einen ganzen Kasten Alkohol. Woher bekommt er sowas nur so schnell?

,, Warum tust du das?" funkle ich ihn an und setzte mich so, dass er mich direkt ansehen muss.

,, Das könnte ich dich genauso fragen." lallt mein Gegenüber und fährt sich durch die Haare.

,, Vermutlich wegen der gleichen Scheisse, die dich dazu gebracht hat Kai zusammenzuschlagen." spotte ich und denke schonwieder nicht über meine Wortwahl nach.

,, Wohl kaum." grinst Fynn und wirft seinen Kopf zurück, bis dieser an dir Holzwand stößt.

,, Ist es wegen dem Kuss?" murmle ich und er blickt mich belustigt an.

Wieso findet er alles so unfassbar witzig?

,, Du denkst ich schieße mich wegen einem Kuss ab? Es dreht sich nicht immer alles um dich, Alexia. Spiel dich nicht so auf." antwortet Fynn mit einem amüsierten Unterton.

Mein Blut beginnt wieder zu Brodeln und mein Herz friert genauso schnell wieder, wie es vor Stunden für ihn geschmolzen ist.

,, Was zum- du hast mich doch geküsst!" meine ich nun etwas lauter und seine Miene wird immer ernster.

,, Wie ich schon sagte, bilde die verdammt nochmal nichts darauf ein." antwortet er mit dem gleichen, scharfen Ton und wir verbringen die nächsten Minuten in Stille.

...

,, Komm lass mich fahren." lallt Fynn, als er von meinem Bruder gestützt wird.

,, Ja sicher." scherzt Lip und wir helfen ihm auf die Rückbank zu kommen, wo ich mich neben ihn setzte, damit er nicht wieder aussteigt.

,, So wenig Platz-" beschwert sich mein Sitznachbar und steckt seine Gliedmaßen aus.

,, Fynn. Lass das-" fuchtel ich, als er seinen Kopf auf meinen Schoß fallen lässt und mich erneut herausfordert.

Ich führe seine Hände von meinem Körper weg und blicke hilfesuchend nach draußen.

,, Alles okay da hinten?" meint mein Bruder, dessen Blick konzentriert auf die Straße gerichtet ist.

,, Hmh." brumme ich zustimmend und lasse meine Hände durch seine Haare fahren, was ihn aufatmen lässt.

,, Ich würde Geld bezahlen, damit du das nochmal machst, Süße." flüstert Fynn grinsend und ich schüttel nur meinen Kopf.

Dieser Junge ist so dreist und respektlos.

Don't you trust me? -𝓔𝓷𝓮𝓶𝓲𝓮𝓼 ℴ𝓻 𝓛𝓸𝓿𝓮𝓻𝓼?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt