Epilog

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Unten in der Küche war bereits meine Mutter, die sich einen Kaffee kochte. „Guten Morgen mein Schatz." sagte sie so gut gelaunt, wie sie immer war. „Guten Morgen." antworte ich knapp und kramte im Kühlschrank nach etwas essbaren. 

„Schau mal, was heute morgen im Briefkasten war." Sie legte mir einen geöffneten Briefumschlag hin. Neugierig ließ ich vom Kühlschrank ab und widmete mich dem Brief. Ich holte in aus dem Umschlag und sah direkt, dass es um einen 18 Geburtstag ging. „Das ist die Einladung für Jans 18 Geburtstag im Juni!" „Ach ist die endlich angekommen?" „Ja, sie schien wohl in der Post festgesteckt zu haben!"

Ich kannte Elias, Jans älteren Bruder schon seitdem ich denken konnte. Jan und Livia hatten schon zusammen im Sandkasten gespielt. Elias und ich freundeten uns relativ zeitnah an. Über die Jahre bröckelte etwas die Freundschaft von Elias und mir, doch die Freundschaft unserer Eltern wuchs.

Ab einen gewissen Zeitpunkt einer Familienfreundschaft kommt der Punkt, wo aus Freundschaft, so etwas wie Verwandtschaft wird. Auch wenn ich sowohl Elias als auch Jan nicht so häufig sah, waren sie für mich oftmals so etwas wie entfernte Cousins. Sie gehörten einfach dazu und auch wenn wir nie darüber geredet hatten, war ich mir sicher, dass es ihnen mit mir und meiner Familie genauso ging.

„Weißt du, ob er auch kommen wird?" fragte ich meine Mutter. Sie wusste, wen ich mit er meinte. „Ja, er ist der beste Freund von Elias und versteht sich in letzter Zeit auch gut mit Jan." sagte sie, während sie dabei war, irgendetwas in ihrer Handtasche zu suchen.

„Ohje." Meine Mutter hob den Kopf von ihrer Handtasche und sah mich an. „Wieso ohje?" fragte sie mich leicht irritiert. „Du hast doch nichts gegen ihn." Ich zuckte leicht mit den Schultern. „Nichts gegen ihn haben ist zu viel gesagt, aber ich weiß wie sehr er Livia verletzt hat. Sie wird darüber nicht glücklich sein, dass er auch da sein wird." „Das war doch klar, dass er auch kommen wird!" „Schon, aber ich glaube sie hatte gehofft, dass wir nicht eingeladen werden."

Meine Mutter schien darüber verwirrt zu sein. „Sie mag doch Jan und Elias." „Ja, um die zwei geht es doch auch gar nicht." „Bei Jans 18 Geburtstag geht es nicht um ihn?" Sie schien das alles noch viel mehr zu verwirren. „Natürlich geht es bei dem Geburtstag um das Geburtstagskind, doch Livia will ihn einfach nicht mehr sehen. Du weißt doch, wie schlecht es ihr vor vier Jahren wegen ihn ging!" „Ich glaube, du traust deiner Schwester viel weniger zu als sie aushält. Sie ist stärker als du denkst. Sie wird sich ihn entgegenstellen und noch nicht mal mit der Wimper zucken." sagte sie stolz über ihre Tochter. Ich war mir da nicht so sicher. „Sie weiß doch noch nicht einmal, ob sie auf den Geburtstag gehen wird."

Meine Mutter fing viel sagend an zu grinsen. „Glaub mir, sie wird auf den Geburtstag gehen. Sie wird sich nicht die Blöße geben zu kneifen. Wir wissen beide, dass sie so nicht ist." Ich atmete einmal tief ein und aus. „Was wenn die zwei wieder Kontakt mit einander haben werden? Dann werden sie doch nur an den selben Punkt kommen wie damals."

Ihr Grinsen wurde breiter. „Da bin ich mir nicht so sicher!" sagte sie, ging aus der Küche und ließ mich mit meinen Sorgen, um Livia und diesen blöden Liam zurück.

Das Spiel - EinführungsaufgabenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt