Kapitel 17

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Livia

Während ich schlief, spürte ich, wie ein kleiner Windzug immer wieder meinen Hals streifte. Erst dachte ich mir nichts weiter dabei, bis mir auffiel, dass der Windzug von dem Atmen einer Person kam. Einer Person die direkt neben mir im Bett lag.

Indem Moment, wo mir klar wurde, dass ich nicht alleine war, erschreckte ich mich halb zu Tode und rückte bis zum Ende meines Bettes, dabei weckte ich den ungebetenen Besucher in meinem Bett.

„Cole?" fragte ich ihn verwirrt und in diesem Moment fiel mir auf, dass seine Hose auf den Boden vor meinem Bett lag. Ich griff mir an meine Stirn und dachte fieberhaft nach, ob ich irgendetwas verpasst hatte, was mit dem fehlen seiner Hose zu tun hatte.

Verschlafen blinzelte er mich an. „Hey." meinte er und lächelte. Mir gefiel nicht, dass er lächelte. Normalerweise hatte ich nichts dagegen, das Menschen lächelten, doch in diesem Moment war ich mir echt unsicher, wie es dazu gekommen war, dass er in meinem Bett gelandet war und das Horrorszenario, welches sich gerade in meinem Kopf abspielte, brachte mich alles andere als zum Lächeln. 

„Was machst du in meinem Bett?" fragte ich ihn entgeistert. Ich kam einfach nicht darauf klar, dass ich nicht wusste, wie er es unter meine Decke mit mir geschafft hatte.

„Livia mach jetzt mal keine Szene! Keine Sorge, ich habe dich im Schlaf schon nicht vergewaltigt!"

Ich hatte nicht geglaubt, dass er mich vergewaltig hätte. Auch wenn er mich vor ein paar Stunden noch gegen meinen Willen geküsst hatte, konnte ich mir nicht vorstellen, dass er mich vergewaltigen würde.

„Was machst du in meinem Bett?" fragte ich ihn also erneut. „Ich wollte nicht auf den Boden schlafen." Kurz versuchte ich aus diesen Satz schlau zu werden, doch ich verstand einfach nicht, warum er überhaupt in meinem Zimmer schlafen musste.

„Wieso bist du überhaupt hier?"

„Weil wir herausfinden müssen, welche Fähigkeit du hast, damit du endlich die Punkte bekommst."

„Wir?" fragte ich ihn, machte eine kurze Pause und redete weiter. „Ich muss herausfinden, was ich für eine Fähigkeit habe, nicht du! Es gibt hier kein Wir. Wir sind Gegner in diesen Spiel, falls es dir noch nicht aufgefallen ist!"

Er setzte sich auf.
Ich saß schon eine Weile aufrecht.

„Ich glaube nicht, dass du es ohne mich schaffst, außerdem vergeudest du wertvolle Zeit, indem du nicht meine Hilfe annimmst!"

Ich war kurz davor zu platzen. Was bildete sich dieser Mistkerl ein? Ich kam gut alleine zurecht!

„Ach ja, welche Fähigkeit besitzt du denn?" Schon wieder hatte er meine Gedanken gelesen.

„Hätte ich so eine offensichtliche Fähigkeit wie du, wäre ich auch schon früher darauf gekommen!" „Das war nicht die Antwort auf meine Frage Livia!"

Mist, er hatte bemerkt, dass ich von mir abgelenkt hatte. Mein Blick ging von ihn auf die Hose und kurz war ich dabei, wirklich darüber nachzudenken, was ich für eine Fähigkeit haben konnte.

Ich hatte ihn einfach so von mir weggeschubst und an der Wand gehalten, ohne ihn zu berühren. Ich hatte es geschafft ihn zum Schweben zu bringen. War das meine Fähigkeit? Sachen oder Personen zum Schweben zu bringen?

Mein Blick war immer noch auf seine Hose. Ich hob leicht meine Hand, damit es ihn nicht auffiel und versuchte seine Hose, ohne sie zu berühren, zum Schweben zu bringen.

Kurz zuckte seine Hose und für einen Moment, glaubte ich meinen Augen nicht, doch als sie schließlich in der Luft war, mir langsam die Schweißperlen auf die Stirn traten und ich merkte, wie sehr es mich anstrengte, sie weiterhin schweben zu lassen, also ließ ich von ihr ab und wurde mir langsam bewusst, dass ich mir das Zucken unmöglich eingebildet hatte.

Sie fiel ohne vor Warnung einfach wieder auf den Boden. 

Langsam dämmerte mir immer mehr, dass ich Gegenstände und anscheinend auch Menschen zum Fliegen bringen konnte.

Indem Moment als mir das klar wurde, bekam ich wieder einen kleinen Schlag gegen meine Brust, bei dem ich mich wieder einmal erschreckte.

Mein Blick ging auf meinen Arm und tatsächlich ist die Zeit stehen geblieben und ich hatte ein höheres Punktekonto als vorher.

Coles überhebliche Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Sein Grinsen holte mich wieder zurück zu dem Hier und Jetzt und erinnerte mich daran, dass ich ihn immer noch nicht in meinem Bett, geschweige denn meinem Zimmer haben wollte.

„Super, jetzt hast du deine Mission erfüllt und kannst verschwinden!" Das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht und kam dafür in mein Gesicht gewandert.

Er machte den Mund auf, um etwas zu sagen, schloss ihn aber wieder.

„Soll ich dich rausschmeißen?" fragte ich ihn zickig. Langsam stand er von meinen Bett auf und sah mich leicht irritiert an. Anscheinend hatte ihn noch nie jemand rausgeschmissen.

Er wollte durch meine Zimmertür gehen, doch ich hielt ihn auf. „Wo willst du hin?" fragte ich ihn in einen Ton, den Eltern manchmal hatten, wenn sie sahen, dass das Kind wohin lief, wo es definitiv nicht hinlaufen sollte.

„Ich soll doch gehen, dachte ich." meinte er nun leicht genervt. Ich stemmte meine Hände in meine Seiten. „Ja, aber doch nicht durch die Haustür!"

Er drehte seinen Oberkörper wieder zu mir. „Und wo lang soll ich deiner Meinung nach dann gehen?" Mein Blick wanderte zum Fenster, indem er vor ein paar Stunden noch in mein Zimmer gekommen war. „Wie wärs mit den gleichen Weg, den du auch rein genommen hattest?" Sein Blick ging ebenfalls zum Fenster.

„Ich habe es gerade so mit Mühe in dein Zimmer geschafft. Ich will nicht aus den ersten Stock fallen, weil ich es nicht gescheit runter schaffe." „Das ist nicht mein Problem!" meinte ich dazu nur genervt und hoffte, dass er mich endlich in Ruhe lassen würde.

„Ach ja? Ich habe auch kein Problem damit einfach so durch die Haustür raus zu gehen!"

Das würde er nicht wagen! „Doch, das würde ich!" las er schon wieder meine Gedanken. Sofort warf ich ihn ein Todesblick zu, allerdings schien das nicht viel zu nützen, denn er ging in die Richtung meiner Zimmertür.

Bevor er die Türklinke berühren konnte, zog ich ihn mit meiner neuen Kraft zu mir. Dabei hatte ich so viel Kraft, dass er direkt auf mich zu geflogen kam und in mich hinein krachte.

Zum Glück fielen wir auf mein Bett, sodass unser Zusammenprall nicht all zu laut war. „Au!" meckerte er mich vorwurfsvoll an.

„Geh von mir runter!" meinte ich dazu nur. Erstaunlicherweise tat er mal wirklich das, was ich von ihn verlangte und stand auf, allerdings war er schon wieder auf den Weg zur Tür.

„Cole, lass es!"

„Weißt du Livia, es ist ja echt süß, dass du mich jetzt doch nicht gehen lassen willst, aber ich kann nicht ewig bleiben und muss jetzt gehen!"

Kurz war ich sprachlos von seiner Antwort. Für einen Moment konnte ich nicht anders, als ihn mit offenen Mund einfach nur anzustarren.

Ich sah, wie er meine Zimmertür öffnete, doch ich war von seine Antwort einfach so überfordert, dass ich das was ich sah, nicht wirklich registrierte.

Erst als er bereits unten an der Haustür war, wachte ich aus meiner Starre auf. Ich ging schnell und leise die Treppen hinunter, um mich aufzuregen und Cole anzumeckern, doch die Haustür war bereits wieder zu und Cole verschwunden.

Kurz zögerte ich und fragte mich, ob es es wirklich wert war, Cole anzumeckern und dabei die halbe Nachbarschaft zu wecken oder ob ich mich einfach wieder in mein Bett hätte legen sollen.

Bevor ich zu einer Entscheidung kam, wurde die Haustür wieder geöffnet und mein Bruder kam die Haustür herein.

Verwundert darüber, dass er nicht in seinem Bett lag, sah ich ihn irritiert an.

Das Spiel - EinführungsaufgabenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt