Tom
Nachdem ein paar Tage vergangen waren, seitdem das Buch uns diese grauenvolle Aufgabe gestellt hatte, hatten bereits Moritz, Cleo und Max ihre Aufgabe bewältigt. Mara, Nadin und ich, taten uns mit der Aufgabe noch sehr schwer. Wir wollten diese Aufgabe nicht bewältigen. Wir wollten keine Mörder werdend, denn das waren wir nicht. Wir waren keine Menschen, die andere Menschen umbrachten.
Doch was für eine Wahl hatten wir schon? Was blieb uns anderes übrig, außer einfach vom Buch umgebracht zu werden. „Was ist, wenn das Buch blufft?" fragte mich Nadin auf einmal. Mara war ausnahmsweise heute auch bei unserem Treffen dabei. „Kann sein, dass es einfach nur blufft, doch mit meinen eigenen Leben möchte ich nicht spielen." meinte Mara. „Aber es heißt doch das Spiel! Bei einem Spiel geht es doch nicht um Leben oder Tod!" versuchte es Nadin erneut, doch dieses mal war Verzweiflung in ihrer Stimme. „Wir müssen einfach einen Weg finden!" hängte sie verzweifelt noch hinterher.
Sie hatte recht, wir mussten einfach einen Weg finden, doch ich sah keinen Weg. Keinen einzigen. Und auch wenn ich oftmals optimistisch war, fand ich in der ganzen Sache, recht wenig Optimismus.
„Und wenn wir jemanden umbringen, der sowieso kurz davor ist zu sterben?" fragte Mara nach einer sehr langen Pause des Schweigens. „Wie meinst du das?" fragte ich sie. „Na, jemand der sehr alt ist, krebs im Endstadium hat und vielleicht vor lauter Schmerzen sowieso sterben möchte oder jemand der die Todesstrafe bekommt." „Vielleicht nimmt das uns vor der Entscheidung, weil diese Leute sowieso schon so gut wie Tod sind, aber dennoch wären wir diejenigen, die es ausführen. Diejenigen, die Morden und das Schicksal eines Menschen endgültig besiegeln. So eine Entscheidung sollte kein Mensch treffen!" sagte Nadin. „Ja, aber vielleicht ist die Frage nach der Moral in dem Zeitpunkt unwichtig geworden, als wir uns dafür entschieden haben, dass wir unser Leben retten werden, indem wir jemand anderen umbringen." sagte ich ruhig und ohne Emotionen dazu.
Nadin sah mich mit offenen Mund an. Als sie sich wieder fing, fragte sie entsetzt. „Wann haben wir uns dazu entschieden, dass wir unser Leben retten, indem wir das eines Anderen vernichten?" Ich sah sie mit gerunzelter Stirn an. „Ist das nicht von Anfang an klar gewesen?" fragte Mara sie. Sie begann langsam den Kopf zu schütteln und wurde dann immer entschlossener und schneller. „Nein! Nein, ist es nicht!" „Nadin." Ich nahm ihre Hand, doch sie zog sie weg. „Nein! Ich kann doch nicht so egoistisch sein. Vor allem wo wird die Grenze sein? Wo wird das Buch aufhören ? Wird es überhaupt je aufhören? Wird es immer so weitergehen? Wird das niemals Enden? Werden wir unser Leben lang dem Buch gehorchen und immer wieder Menschen umbringen? Ich möchte so ein Leben nicht führen!" Nun wurde ich verzweifelt, weil mir ihre Worte angst machten. Es machte mir erschreckend viel angst und das ärgerte mich. Ich wollte mich nicht immer und immer wieder vor diesem Buch fürchten.
„Nadin, du hast keine Wahl, entweder du spielst das Spiel oder du beendest dein Leben." Ihre grünen Augen gingen hoch und trafen meine. Sie sah mir tief in die Augen, bevor sie mir antwortete. „Das hört sich für mich immer noch nach einer Wahl an!" Sie stand auf und ging. Sie verabschiedete sich nicht, noch sagte sie ein weiteres Wort. Ich blieb geschockt zurück, konnte nicht fassen, was sie da gerade gesagt hatte. Es kam mir so vor, als hätte sie mir in diesen Moment die Luft zum Atmen genommen, als mir bewusst wurde, was ihre Worte damit sagten.
Sie spielte mit dem Gedanken, die Aufgabe nicht zu erledigen und sich dann vom Buch umbringen zu lassen. Ich spürte, dass ich unter Schock stand und dass mein Verstand diese Informationen nur oberflächlich bearbeiten konnte. Mir war durchaus bewusst, was sie da sagte, doch mein Verstand wollte diese Information nicht gescheit verarbeiten. Sie könnte innerhalb von drei Wochen nicht mehr am Leben sein.
Mir brannten Tränen in den Augen, doch sie wollten nicht über meine Wangen rollen. Auch wenn Mara ebenfalls geschockt war, von Nadins Worten, kam sie zu mir und umarmte mich. Wir hatten nicht das engste Verhältnis, doch ich war ihr unendlich dankbar, dass sie mich in diesen Moment in Arm nahm. Nach einer Weile, erwiderte ich sogar ihre Umarmung und zog sie näher an mich.
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Das Spiel - Einführungsaufgaben
Fantasy„Also ich fass mal zusammen! Wir haben ein Buch in unserer Schulbibliothek gefunden. Das Buch hatte keinen Titel und auch innerhalb des Buches war nichts geschrieben, abgesehen von der ersten Seite. Die uns aufforderte unsere Hände auf das Buch zu l...