Kapitel 12

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Nico

Herr Bernious, der bevor Selina und ich zu Livia kamen, noch mit Livia geredet hatte, war nun dabei die Klasse ruhiger zu bekommen. Selina setzte sich neben Livia. Da ich normalerweise auf der anderen Seite der Klasse saß, fragte ich die beiden, ob ich mich zu ihnen setzen konnte. „Na, klar." antwortete Selina für sie und Livia. Livia schien es nicht ganz so recht zu sein, dass ich nun bei ihnen saß. Schließlich wand sie sich von uns ab, um ihr Bild weiter zu malen.
Irgendeine Frage, die sie anscheinend Selina fragen wollte, schien ihr auf der Zunge zu liegen.

Ich holte meinen Kunstkram aus meiner Tasche und baute alles ordentlich auf. Schließlich holte ich Wasser vom Waschbecken und gönnte somit den Zwei kurze Zweisamkeit. Ich ließ mir extra viel Zeit damit, Wasser in den Becher zu gießen, doch irgendwann war auch der mit Wasser gefüllt.
Auch mein langsames Laufen, verschaffte den zweien nicht all zu viel mehr Zeit.

Zeit war schon eine komische Sache. Wenn man sie brauchte, gab es von ihr nicht genug, wenn man sich langweilte und nichts bessere als nichts zu tun, vorhatte, gab es Zeit im Überfluss und es schien fast so, als würde sie niemals umgehen.

Ich setzte mich wieder auf meinen Stuhl und ließ weiter meine Gedanken schweifen, hörte den Mädchen gar nicht zu.

Angeblich soll die Zeit unendlich sein, doch die Unendlichkeit ist außerhalb meiner Vorstellungskraft. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es etwas geben kann, was unendlich lang sein soll.

Wo soll da der Anfang sein? Nur ein Kreis hat keinen Anfang und kein Ende, wie kann es also sein, dass die Zeit keinen Anfang hat und angeblich auch kein Ende?

Ich verstehe das nicht. Ich verstehe nicht, wie es schon immer Zeit geben kann. Es muss doch etwas davor gegeben haben. Genauso kann ich mir nicht vorstellen, dass das Weltall unendlich ist. Ein unendlich großer Raum? Wie kann es sein, dass es einen Raum gibt, der unendlich groß ist.

Unendlich groß, das musste man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Unendlich. Ne, das bekam ich einfach nicht in meinen Kopf hinein. Ich konnte einfach nicht wirklich daran glauben, dass es einen unendlich großen Raum gab oder eine Zeit, die genauso unendlich war.

Ich konnte es einfach nicht glauben, zu mal das meiner Vorstellungskraft einfach zu hoch war. Ich wusste, dass diese beiden Unendlichkeiten zusammenhingen, wie konnte ich nicht erklären, doch ich wusste es.

Ich spürte eine Gänsehaut auf meinen Armen. Das passierte mir immer, wenn ich über die Unendlichkeit nachdachte, um mich selber wieder aus meinen Gedanken zu holen, eröffnete ich mit Livia ein Gespräch.

„Du hattest eben Sport mit Cole, oder?" Sie sah kurz auf von ihren Bild. „Ja, wieso?" Damit uns die anderen Schüler nicht hörten, senkte ich etwas meine Stimme.

„Wie kommt er mit seiner neuen Fähigkeit zurecht?" Ich wusste, dass ich ihn das genauso gut hätte selber fragen können, doch ich ging ihn immer noch ein kleines bisschen aus dem Weg. Ich wusste einfach immer noch nicht, wie ich mit seiner Fähigkeit umgehen sollte.

„Es geht so." Sie sah wieder auf ihr Bild und malte weiter. Dann stoppte sie kurz mit ihren Stift. „Er ist heute beinahe durchgedreht, doch dann..." Ihre Stimme stockte kurz. „Dann hat er herausgefunden, wie die Gedanken der Anderen leiser werden."

„Wie hat er es hinbekommen? Hast du ihn dabei geholfen?" Ihr Stift strich wieder mit langsamen, gut überlegten Bewegungen über das Papier.

„Ja, mehr oder weniger. Er meinte, wenn er sich auf eine Person konzentrieren würde, dann würden die anderen Stimmen leiser werden." Mir war klar, auf wessen Gedanken sich mein Bester Freund konzentriert hatte. Ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er die Gedanken von Livia belästigte.

Das Spiel - EinführungsaufgabenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt