Das Spiel - Einführungsaufgaben

Kapitel 1

Livia

Ich hatte wirklich keine Lust zu lernen. Seit Wochen waren wir schon dabei den Schulstoff in unsere Köpfe zu bekommen und ich hatte einfach genug davon, doch ich wollte ein gutes Abitur haben, also musste ich leider dadurch. „Komm lass uns nochmal um die Ecke schauen, vielleicht ist da weniger los." meinte meine beste Freundin Selina. Wir waren in der Schulbibliothek, da wir uns zu Hause nicht so gut konzentrieren konnten zu viele Ablenkungen und zu viele Möglichkeiten miteinander zu quatschen, anstatt zu lernen.

In der Bibliothek wurden wir davon zum Glück abgehalten. Allerdings war die Schulbibliothek voller als normalerweise. Man merkte, dass das Abi immer näher rückte. Wir gingen also in die Ecke, in der immer etwas weniger los war und die auch etwas abgeschotteter vom Rest der Bibliothek war. Allein waren wir nicht, doch hier waren definitiv weniger Schüler als im Rest der Bibliothek.

Wir setzten uns neben den Nerd unseres Jahrgangs. Wie so oft hatte Dennis Pärsch mal wieder fettige Haare und ich fragte mich, ob er überhaupt mal dazu kam, sich die dunkel brauen Haare zu waschen. Definitiv sehr unmotiviert, holte ich meinen Kram heraus, um die Biologiebücher zu wälzen, in der Hoffnung, dass irgendetwas davon in meinem Kopf hängen blieb.

Ich war nicht die disziplinierteste Lernerin, weswegen mir auch, im Gegensatz zu Selina, auffiel, als sich Nico, Helen und Cole sich zu uns an den Tisch setzten. Die Ablenkung wuchs als Helen dachte, sie müsste aus dem Lernen mit Cole eine Date veranstalten. Wie billig war das denn? Mitten in der Schulbibliothek! Immer wieder strich sie ganz unauffällig seinen Arm oder sein Bein. Normalerweise interessierte es mich recht herzlich wenig, wenn jemand dachte, er müsse sich an Cole oder sonst wen ranschmeißen, doch nicht, wenn ich sowieso leicht abzulenken war und nur mit Mühe meinen Blick auf die Seiten meines Buches halten konnte.

„Ich gehe mir mal ein Chemiebuch holen, indem das eine Verfahren besser erklärt wird." Super, jetzt ließ mich Selina auch noch alleine. Natürlich konnte sie mir auch nicht dabei helfen, dass ich mich besser konzentrieren konnte, doch leichter wurde es durch ihr verschwinden eindeutig nicht. „Ach Cole, du bist so schlau!" Kotz! Nur mit Mühe konnte ich mir ein Würgegeräusch unterdrücken. Ja, meine fehlende Lerndisziplin, war nicht der einzige Grund, wieso ich so auf Helens Flirts reagierte. Ich konnte diese arrogante Trulla einfach nicht leiden.

Genervt verdrehte ich die Augen und merkte erst in dem Moment, dass mich Nico beobachtet hatte, als er begann zu lächeln. Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss und die Wärme, durch die Röte, über meine Wangen huschte. Schnell sah ich wieder auf mein Buch. Ich hob meinen Kopf nicht mehr nach oben, auch nicht als Helen kicherte. Dabei passierte etwas unglaubliches, ich schaffte es tatsächlich zu konzentrieren und sogar etwas zu lernen.

Schließlich kam Selina wieder und erst jetzt merkte ich, dass sie ganz schön lange weggewesen war. „Wo warst du denn so lange?" fragte ich sie flüsternd. Als Antwort legte sie ein Buch vor mir ab. Die Sonne, die die ganze Zeit durchs Fenster auf unseren Tisch geschienen hatte, war auf einmal hinter ein paar Wolken verschwunden und ich fragte mich, ob es schon die ganze Zeit so bewölkt war.

Dennis, der die ganze Zeit noch nicht ein einziges mal den Kopf gehoben hatte, sah auf einmal auf und blickte mit gerunzelter Stirn das Buch an. Auch ich sah es irritiert an. Das Getuschel und Geruschel, der anderen Schüler, die man in unserer Ecke nicht sehen konnte, wurden leiser.

„Du hast das Buch falsch herum hingelegt!" Zu mindestens dachte ich das, weil es keinen Titel hatte. Ich drehte das Buch um und auch da war kein Titel zu sehen. Verwundert drehte ich es zurück. Nun sah auch Nico auf das Buch, welches Selina geholt hatte. „Das Buch hat keinen Titel!" sagte ich etwas verwirrt. „Soll das ein Scherz sein?" „Es scheint auch nicht von der Bibliothek zu sein! Schau, kein Aufkleber, geschweige denn ein Stempel." Sie machte die erste und letzte Seite zum Beweis auf. Beide waren leer.