ZWEI

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- Der letzte Bogenschuss -

Am Tag nach dem Bankett für den Gewinner sitzt Misa erneut in derselben Arena. Widerwillig ist sie gezwungen, die Kämpfe zu verfolgen, bei denen jeder Gegner gegen den gestrigen Sieger unterliegt. Innerlich kocht sie vor Wut, während sie beobachtet, wie begeistert ihr Vater die Duelle verfolgt. Selbst Riku, der sonst desinteressiert wirkt, scheint heute mehr Gefallen an den Kämpfen zu finden. Sie weiß nicht, was sie jetzt noch tun soll. Aber der Plan steht, sollte ihr Vater seine endgültige Entscheidung treffen, flüchtet sie. 

Sie weiß nicht, was sie jetzt noch tun soll. Aber der Plan steht, sollte ihr Vater seine endgültige Entscheidung treffen, flüchtet sie. Misa ist sich sicher, dass sie jetzt noch nicht heiraten möchte, vor allem nicht, um als bloße Trophäe an der Seite eines Mannes zu sitzen.

Als inzwischen auch der letzte Mann geschlagen ist, geht Misa stark davon aus, dass es jetzt vorbei ist. Doch dann hört sie Eans Stimme, die brüllend von der Seite kommt.

„Ich fordere den Gewinner um die Hand der Prinzessin auf!"

In der Arena wird es still. Jeder kennt Ean. Er ist nicht bloß eine Wache im Palast, nein. Er ist der Nachkomme des Provinzführers von Esmeraya und einer der stärksten Wachen, die Celestia zu bieten hat. Der Drache des Palastes. Und der Titel hat was Wahres an sich. Ean gehört zu den wenigen Menschen in Caelium, die eins der vier Elemente beherrschen können.

Unter der Regentschaft von Misas Vater, werden diese Praktiken in den meisten Clans immer mehr unterdrückt, um die daraus resultierende Kriminalität zu reduzieren. Auch Riku empfindet Magie als bösartig. Misa hingegen versteht diese Angst nicht. Sie kennt diese Fähigkeiten von Ean und sieht, dass die Elemente auch für gutes eingesetzt werden können. Ean ist jedoch nicht nur durch seine Fähigkeit, das Feuer zu beherrschen, so stark, sondern auch körperlich in bester Verfassung. Nicht einmal ohne seine Feuerkunst ist jemand in der Lage ihn zu schlagen.

„Der junge Herr bereut es nun wohl doch, nicht direkt, um das Herz meiner Tochter gekämpft zu haben!", kommt es zufrieden vom König, der sich nun noch glücklicher im Thron zurücklehnt. Eans Vater hat schon einmal um eine Verlobung gebeten und auch der König war damit einverstanden. Aber beide, Misa und Ean waren dagegen, doch jetzt steht er da um, um die Hand der Prinzessin zu kämpfen.

„Ean, was tust du da?", hinterfragt Misa besorgt. Wenn sie mit etwas nicht gerechnet hat, dann damit. „Ich werde um eure Hand kämpfen. Wenn nur der stärkste im Land die Ehre bekommt um, um eure Hand anzuhalten, dann sollte ich es sein!", verkündet er und bekommt einen entsetzten Blick von Misa.

Nach einer kurzen Stille, die sich so ewig für Misa anfühlt, steht ihr Vater auf. „Seid ihr denn in der Lage ihn, ohne eure Fähigkeiten zu besiegen?", fragt ihn der König. Ean zögert nicht lange und holt sein Schwert aus der Scheide. Im nächsten Moment kniet er vor Misa und hält ihr sein Schwert hin.

„Dürfte ich es bei euch lassen, Prinzessin?", bittet er sie und sie nimmt es mit einem Seufzer entgegen. Zum ersten Mal hält Misa Eans Schwert in der Hand. Es ist aus einem Material, dass nicht in der Lage ist zu schmelzen. Es ist die perfekte Waffe für Ean und dies ist auch einer der Gründe, wieso er diese Waffe niemandem anvertraut. Doch auch seinen Bogen lässt er bei ihr. Er steht auf, als Misa ihm noch was sagen will, doch er lässt sie nicht.

„Überlegt genau, wie ihr jetzt handelt, Prinzessin. Vielleicht einfach genauso wie ich?" Es ist nur ganz leise zu hören, doch sie weiß nun genau, dass hinter seinem Handeln ein Plan steckt. Zwar kein ausgesprochener, aber sie hat jetzt noch ein wenig Zeit, um zu verstehen, was er meint.

***

Ean steht mittlerweile mit einer anderen Waffe im Ring. Durch seine dunklen Haare kann man ihn von ganz weit weg erkennen. Er trägt die traditionelle Kleidung, die im Schloss angesehen ist. Im Gegensatz zu den anderen Männern, die im Ring stehen, trägt er keine Rüstung.

The LegacyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt