DREIUNDDREIßIG

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„Lurra und Aidon sind angekommen", erzählt sie Ean, um die Stille zu brechen. Misa beobachtet, wie der Rabe ungeduldig krächzt, seine schwarzen Augen auf sie gerichtet und wartend auf eine Antwort. „Das Drachen-Ei ist dabei zu schlüpfen und Kethy ist das erste Mal geflogen", gibt sie überglücklich von sich. Ean scheint nicht richtig zuzuhören, doch Misa erzählt trotzdem weiter.

Sie kramt in ihrer Tasche nach Tinte und einer Feder, um Lurra schnell zu antworten. Ihre Hände zittern leicht, als sie den Brief schreibt, die Gedanken an den Kuss und die heftigen Gefühle, die er in ihr ausgelöst hat, drängen sich immer wieder in den Vordergrund. Sie faltet den Brief und bindet ihn der Krähe wieder um. Keine zwei Sekunden später macht sich der Vogel wieder auf den Weg zu Lurra.

Misa schaut zu Ean und die Röte steigt ihr direkt ins Gesicht, als sie daran denkt, was gerade passiert ist. „Wir sollten langsam los, wenn wir wirklich heute noch in Arendel ankommen wollen", überspielt er das Thema, ohne Misa einen Blick zu schenken. Sie nickt entschlossen, obwohl ein schwerer Kloß in ihrem Hals sitzt.

„Wir haben aber keine Ahnung, wo wir anfangen sollen zu suchen", merkt Misa an, während sie ihre Sachen in die Tasche packt. Ean seufzt. „Arendel ist der Clan, der sich am meisten auf seine Magie verlässt. Alles ist durch Windkraft gesteuert und nicht wenige beherrschen dieses Element", erzählt Ean und macht damit nochmal deutlich, wie schwierig es sein wird, einen klaren Anhaltspunkt zu finden. Misa seufzt und setzt sich mit dem Buch auf den Boden.

„Also haben wir keinen Anknüpfpunkt", stellt sie fest und blättert verzweifelt durch die Seiten. „Kannst du das lesen?" Sie zeigt ihm eine Seite im Buch, die in seiner Muttersprache geschrieben ist. Er nimmt das Buch und versucht, die Zeilen zu verstehen.

„Zwei Brüder und ein Held. Aber beachte, auch dein Feind kann ein Held sein", übersetzt er und ist selbst sichtlich verwirrt. „Na großartig, jetzt haben wir nur noch mehr fragen", gibt sie genervt von sich. Auch Ean kann nur mit den Schultern zucken.

„Und es nennt den Namen der Hauptstadt Ciel. Also, wie es scheint, werden wir doch noch einen längeren Weg haben als gedacht", gibt er erschöpft von sich. Keine Sekunde später erhellen jedoch seine Augen, als hätte er eine grandiose Idee. „Wir kommen heute in Arendel an!", stellt er begeistert fest und holt seine Karte heraus. Misa mustert ihn irritiert. „Ja, das haben wir schon begriffen" Er schenkt ihrer Aussage jedoch keine Beachtung.

„Arendel ist so fortgeschritten wie keine weitere Provinz. Sie haben seit neustem andere Transportmittel als nur Pferde und auch wenn diese noch nicht, na ja-", er unterbricht den Satz und scheint seine Gedanken zu ordnen.

„Sie sind vielleicht nicht in ganz Caelium zugelassen, aber das liegt bloß daran, dass sie durch Magie betrieben werden", erklärt er, Misa versteht jedoch immer weniger.

„Himmelsschiffe! Klingt unglaublich, aber die gibt es wirklich. Mein Vater hat mir davon berichtet, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Es ist unglaublich, was eine Nation mit ihrer Magie anstellen kann, wenn sie sich nicht einschränken lassen", schwärmt er weiter über Arendel. Misa wird neugieriger. Sie hat vor paar Jahren mal gehört, dass an so etwas experimentiert wird, hat jedoch nicht mitbekommen, dass Menschen diese bereits einsetzen.

„Wir werden in Kürze in Arendel sein und von dort aus direkt versuchen, ob sie uns mitnehmen. Soll zwar teuer sein, aber morgen sind wir in Ciel."

Misa zögert, doch Eans Begeisterung steckt sie an. Bildlich stellt sie sich direkt ein Schiff in der Luft vor, kann sich jedoch beim besten Willen nicht erklären, wie so etwas funktioniert, aber die Aussicht, schneller an ihr Ziel zu gelangen, lässt sie zustimmen.

Ohne noch lange zu warten, machen die beiden sich auf den Weg nach Arendel. Ean führt sie zur Stadt Umi, der nächstgelegenen Großstadt, von wo aus der Transport einmal am Tag erfolgt. Wenn sie es zur passenden Zeit schaffen, würden sie noch heute Nacht in der Hauptstadt sein.

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