DREIßIG

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Sie gehen durch die Tür, die hinter dem Tresen ist. Diese öffnet den Gang zu einer Treppe, die nach oben führt.

Ajax erzählt Misa, dass das gesamte Haus mal seiner Familie gehört hat. Mittlerweile ist das alles sein eigen und er lebt ganz allein in diesem Haus. Manchmal vermietet er paar der Räume, wenn die Stadt voller Reisenden ist, oder er mit der Schmiede nicht genug Geld verdient.

Als sie durch die Räume laufen, bleibt Misas Blick an einem kunstvollen Schwert, das an den Wänden befestigt ist, hängen.

„Meine Familie ist bereits mehrere Generationen sehr privilegiert gewesen. Meine Vorfahren standen Eans Familie, den Helios, sehr nah", erzählt Ajax, und zeigt den beiden sein Bad, dass er glücklicherweise nicht teilen muss, wie andere Menschen in der Stadt.

Ajax lächelt stolz, als er auf die prächtige Badewanne aus Marmor deutet. „Mein Vater hat immer gesagt, dass ein Bad nicht nur den Körper reinigt, sondern auch die Seele", erklärt er. Während Misa sich beeindruckt umsieht, erzählt Ajax weiter.

„Unsere Schmiede existiert seit mehr als einem Jahrhundert und alles, was die Helios Familie an Waffen oder Rüstung besitzt, wurde von meiner Familie geschmiedet. Nach dem Tod meines Vaters, war es sehr schwer unsere Kunden zu überzeugen, dass ich das Talent meines Vaters geerbt habe, aber mittlerweile kann ich mich mit meinem Verdienst über Wasser halten", erzählt er weiter, als er Ean und Misa ihre Räumlichkeiten zeigt. Ean schaut Ajax auf den letzten Satz perplex an.

„Wieso hast du mir nichts davon erzählt? Ich hätte meinen Vater drum gebeten, die dabei zu helfen." Ajax schüttelt den Kopf.

„Zu der Zeit warst du im Schloss und hast das erste Mal die Hand der Prinzessin abgelehnt", erinnert er ihn. Misa kann nun auch den Zeitpunkt zuordnen und verstummt.

„Soweit ich weiß, war dein Vater ganz und gar nicht gut auf dich zu sprechen", fügt er hinzu und Ean senkt seinen Blick betrübt zu Boden.

„Ean, ich war zu der Zeit alt genug, um das selbst in die Hand zu nehmen. Ich konnte zwar mit der Alchemie nicht weiter machen, aber damit hätte ich trotzdem nie Geld verdienen können."

„Ich würde jetzt gerne ein Bad nehmen. Wenn ihr mich entschuldigt", versucht sich Misa der gedrückten Stimmung zu entziehen. Sie schnappt sich frische Kleidung und verschwindet ohne lange zu warten im Badezimmer. Die Tür schließt sich leise hinter ihr und während die Stille den Raum füllt, atmet Misa erleichtert auf.

Während Misa sich auszieht, betrachtet sie ihren gealterten Körper im Spiegel. Die Falten, die sich über ihren gesamten Körper ziehen. Die Warzen, die sich über ihr Gesicht erstrecken. Sie hat sich nie wirklich mit ihrem Körper wohlgefühlt, selbst als sie dem Ideal am Hof entsprach. Sie hasste es, ihr Gesicht im Spiegel zu sehen. Mal war es ihre Nase, die sie zu buckelig fand, an anderen Tagen waren es ihre Lippen, die nicht dick genug waren.

Doch nun wundert sie sich, wieso sie so empfunden hat. Sie will ihre Makel zurück. Ihre bucklige Nase empfindet sie auf einmal als liebenswert und ihre Lippen haben, auf einmal doch die perfekte Form und Dicke.

Sie versucht sich in Erinnerung zu rufen, dass der Trank nur sieben Tage hält und der erste ist fast verstrichen. Ohne noch weiter darüber nachzudenken, setzt sie sich in die schon gefüllte Wanne, die nach frischen Blüten riecht und ihre Sinne verwöhnt. Misa schließt die Augen und lässt sich von der wohligen Wärme umfangen. Das Wasser streicht sanft über ihre Haut und löst die Anspannung der vergangenen Tage.

Misa will für einen kurzen Moment nicht an Lurra und Aidon denken, von denen sie seit Tagen nichts gehört hat. Will am liebsten vergessen, dass sie vor etwas wegrennt, von dem sie nicht mal weiß, was es ist. Besonders will sie für ein kurzen Moment Ean vergessen. Sein Lächeln, seine Fürsorge und seine Hilfe.

The LegacyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt