NEUNZEHN

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Die folgenden Tage vergehen sehr ruhig. Lurra färbt Misa ihre Haare, diesmal aber pechschwarz. Sie findet schnell Gefallen dran und diesmal verspricht Lurra ihr auch, dass die Farbe länger halten wird.

Aidon bereitet sich auf ihre Abreise vor, Lurra erkundet die Bibliothek und Ean verbringt seine Zeit damit, Misa die Schwertkunst endlich näherzubringen. Sie trainiert wieder mit ihrem Bogen und vor der Abreise scheint sie langsam wieder den Dreh rauszuhaben. Die Schwertkunst hingegen stellt sich als deutlich anspruchsvoller heraus. Die beiden sind gerade am Trainieren, als Aidon hektisch in die Trainingshalle angerannt kommt.

Sein Atem ist schnell und er versucht mühsam nach den Worten zu ringen. „Eure Sachen werden gerade gepackt. Wachen aus dem Schloss sind vor dem Tor und wir können sie nicht länger draußen lassen, sonst schöpfen sie Verdacht", erklärt er panisch.

Misas Herz beginnt in ihrer Brust wie wild zu pochen und sie hat das Gefühl, dass jeder in dem Raum es hören kann. Sie fühlt sich, als würde die Luft um sie herum plötzlich dünn und schwer zu atmen werden. „Sie haben über den Besuch einer anscheinenden Gottheit gehört. Ihr werdet vorgehen. Lurra und ich kommen nach", fügt er hinzu. Ean steht starr und regungslos da und Misa erkennt die Anspannung, die sich in seiner Haltung verbirgt.

Sie realisieren, dass sie in letzter Zeit zu nachlässig waren, zu sorglos. Sie haben sich auf Aidons Versprechen verlassen und die Welt um sich herum ausgeblendet.

Doch niemand hätte ahnen können, welche Konsequenzen dieser leichtsinnige Fehler haben würde. Ean schiebt sein Schwert in die Scheide, während Aidon Misa direkt aufgewühlt mitzieht. Die Gänge sind alle leer, wie ausgestorben.

„Ich habe alle weggeschickt. Niemand darf wissen, wie und wohin ihr verschwindet. Dem Maulwurf wird es auch noch den Kopf kosten", ärgert sich Aidon, und sie bleiben vor einem Porträt stehen, das das Abbild seiner Mutter und vermutlich seines Vaters zeigt. Beide sehen noch sehr jung aus. Dem Mann reichen die Haare, wie auch bei Aidon fast bis zu den Schultern und auch er trägt einen vollen Bart. Seine Mutter sieht bloß viel jünger aus und die weißen Nelken in ihren Haaren sind nicht zu übersehen.

Als Misa sich umsieht, erkennt sie Lurra, die mit Kethy auf sie zu gerannt kommt. „Nimm sie mit. Sie dürfen sie nicht sehen", erklärt sie und drückt ihr das Kätzchen in die Arme, die Misa sofort aufnimmt. In Misas Armen kuschelt sie sich direkt friedlich an und schließt ihre Augen.

„Lurra wird hier nicht besonders auffallen. Sie ist ein gewöhnliches Mädchen aus Uminya und auch wenn man hier eher selten auf Menschen aus dem Wasser Clan trifft, werde ich mir schon eine Geschichte ausdenken", erklärt Aidon und schaut sich vorsichtig um.

Als er sieht, dass die Luft rein ist, schiebt er das Porträt beiseite und vor ihnen erstreckt sie ein langer Gang.

„Ihr müsst dem Weg bloß folgen. Ihr kommt außerhalb der Stadt raus, von da aus werdet ihr erwartet und in eine Hütte weiter weg von der Stadt gebracht. Wenn Lurra und ich in spätestens in drei Tagen nicht da sind, reitet ihr weiter nach Esmeraya in die verlassene Stadt Ana Poli. Dort wird euch niemand suchen und ihr werdet bis zu unserer Ankunft in Sicherheit sein", erklärt er.

Anscheinend ist seine Familie immer darauf vorbereitet für den Fall eines Krieges, vermutet Misa. Im Schloss ist es nicht anders. Von klein auf wurden ihr alle Sicherheitsgänge gelernt.

Misa wird von Ean in den langen Gang hineingezogen, während Aidon diesen wieder hinter ihnen verschließt. Ihr Herzschlag hämmert in ihren Ohren und sie spürt das Adrenalin durch ihre Adern rauschen, während ihre Hände leicht zittern.

Eans Griff umklammert feste ihren Arm, als er sie mit sich zieht. Er nimmt sich die Fackel, die am Eingang hängt, um zumindest irgendwas in der Dunkelheit zu erkennen.

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