SIEBZEHN

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„Die Farbe ist nun nach dem Bad endgültig raus. Wir werden sie bei Abreise nachfärben müssen", stellt Lurra fest, als sie ihr die Haare kämmt.
„Diesmal mache ich es aber so, dass die Farbe länger halten wird."

Ihr Kleid hat Misa schon an und den Brief von Anubis hält sie fest in der Hand. Sie wartet nur noch, dass Lurra mit ihren Haaren fertig ist. Das Kleid ähnelte dem, was sie in Azra getragen hat, jedoch hat es diesmal Schlitze an beiden Seiten der Beine und auch ihr Dekolleté und ihre Schultern sind sichtbar. Für sie ist es zwar ungewohnt, so viel Haut zu zeigen, doch ihr gefällt es. Besonders bei der Hitze, die sie ebenfalls nicht gewohnt ist.

Lurra legte ihr zum Schluss noch eine Kette um, die ihr mit dem Kleid geschenkt wurde.
„Du siehst jetzt wirklich aus wie eine Göttin", gibt Lurra fasziniert von sich. Als Misa in den Spiegel schaut, ist sogar sie selbst beeindruckt von ihrem Anblick. „Ich muss echt anfangen, zu lernen, mir die Haare selbst zu machen."

Lurra hingegen zuckt nur stolz mit den Schultern.

„Wenn ich es nicht den kleinen Mädchen im Dorf machen kann, will ich mich zumindest an deinen Haaren austoben", gibt sie zufrieden von sich. Misa liebt es, Lurra an der Seite zu haben. Sie hat ihr Leben lang nie eine richtige Freundin an ihrer Seite gehabt. Lurra wurde in kürzester Zeit für sie nicht nur die Freundin, die sie nie hatte, sondern auch eine Schwester. Sie kann sich über Ean an ihrer Seite nicht beschweren, doch er kann sie in vielen Dingen eben nicht so verstehen, wie Lurra es tut.

Ein sanftes Klopfen an der Tür verkündet die Zeit zum Aufbruch. Sie sieht sich noch ein letztes Mal im Spiegel an und öffnete die Tür. Ean steht fertig gemacht vor ihr, seine Erscheinung ist eine ganz andere. Sie haben ihn wie ausgeschmückt. Misa ist schon immer sehr beeindruckt von seinem Körperbau gewesen, doch sein Gewand zeigt mehr, als sie es gewohnt ist zu sehen. Ein Schurz aus feinem Stoff umhüllt seine Taille und reicht bis zu seinen Knien hinab. Oben trägt er ein durchsichtiges Obergewand, sodass Misa seinen ganzen Oberkörper bestaunen kann. Und dieser ist ohne Zweifel makellos, bis zu der Brandnarbe, die er an seiner rechten Schulter trägt. Misa stört sie nicht, im Gegenteil.

„Sieht das so merkwürdig aus, Prinzessin?", hinterfragt er, als Misa ihren Blick nicht von seinem Körper wendet. In Gedanken versunken schüttelt sie nervös den Kopf. Ihr Gesicht errötet und der Blick weicht seinem aus.

„Nein, Nein", stammelt sie fast panisch und eilt aus ihrem Zimmer in die falsche Richtung.
„Prinzessin, halt", befiehlt er ihr, worauf sie verlegen, stehen bleibt und sich zu ihm dreht. „Wir müssen in die andere Richtung", korrigiert er sie sanft. Sie nickt beschämt und geht wieder an ihm vorbei. Ihr Herz klopft nervös und sie versucht, das Geschehene einfach zu verdrängen. Was war das gerade, fragt sie sich selbst im Kopf.

Lurra folgt den beiden mit dem Kätzchen auf den Armen. Sie kann sich die Situation nur schmunzelnd von der Seite ansehen.

Ean weiß, wohin die drei müssen. Er ist schnell fertig gewesen und hat genug Zeit gehabt, sich umzuschauen. Ihm gefällt nicht, dass sein Zimmer so weit von den beiden entfernt ist. Er fühlt sich seiner Aufgabe beraubt und das gefällt ihm ganz und gar nicht, wie Misa vermutet.

Als die drei schließlich an einer großen Tür ankommen, werden sie von zwei Wachen begrüßt, die sich kurz verneigen und die Tür zum großen Speisesaal öffnen. Der Raum ist beeindruckend groß und prächtig gestaltet, der lange Tisch in der Mitte ist festlich gedeckt. Die Wände sind mit kunstvollen Gemälden und Wandteppichen geschmückt und über dem Tisch hängt ein extravaganter Kronleuchter.

Vor ihnen stehen zwei Personen, beide in aufwendigen Gewändern gekleidet. Der junge Herr trägt ähnliche Kleidung wie Ean und auch wenn seine Klamotten mit Goldfäden bestrickt sind, findet Misa, dass diese Klamotten an Ean viel edler aussehen. Die Dame rechts von ihm trägt ein ähnliches Kleid wie Lurra und Misa, jedoch ist ihr Dekolleté weniger freizügig. Auf ihrem Kopf glänzt ein Diadem, das ihre schwarzen zurückgekämmten Haare schmückt. Der junge Mann tritt einen Schritt nach vorne und geht auf die Knie, gefolgt von der älteren Dame hinter ihm.

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