Sandro - Nightmare

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Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Die Angst kroch mir langsam, aber stetig durch die Glieder. Mit dieser Angst kam auch der Schatten der drei Jungs vor mir, immer näher gekrochen. Schweiß sammelte sich zwischen meinen Schulterblättern und ran in einem kleinen Rinnsal die Wirbelsäule hinunter. Warum ich? Warum, immer ich? Bekloppte Frage, ich wusste genau, warum sie mir aufgelauert hatten. Ich war schwach ... ich war anders ... und dafür hasste ich mich selber am Meisten. Diese Macht, die sie über mich hatten, schnürte mir den Hals zu und ließ mir den Atem stocken.
Ganz langsam ging ich einen Stritt nach dem anderen zurück und stieß an die Wand. Panik ... ich konnte nicht mehr aus. Hinter mir die Wand, vor mir die Drei, die gerade zu Riesen wuchsen. Es war ausweglos ...
„Schaut ihn euch an! Der Arsch schlottert ja schon vor Angst!", spottete der Kerl, der am Nächsten bei mir stand, schubste mich kräftig gegen die Wand und lachte fies auf dabei. Eine Gänsehaut überzog meinen Rücken. Mein Hinterkopf, der gegen die Mauer geschleudert wurde, brannte. Meine Hände begangen zu zittern. „Heul doch endlich! Tun Mädchen, wie du das nicht?", ertönte es höhnisch lachend von einem anderen. Tränen schossen mir in die Augen. Angst ... Wut ... Verachtung ... Panik ... wechselten im Sekundentakt, meine Gedanken liefen Amok. Ich wollte weg hier! Einfach nur weg ...

Eine Hand packte mich im Nacken und schubste mich auf den harten Boden. Von wo sie auf einmal kam, registrierte ich schon gar nicht mehr. Instinktiv hob ich meine Hände über den Kopf und wappnete mich gegen die kommenden Schläge.

Leere ... keine Gedanken ... Dunkelheit ...

Die Augen fest zusammengekniffen, nahm ich einfach alles hin. Dieses Gelächter ... es machte mich wahnsinnig. Weg ... ich wünschte mich ganz weit weg von hier.

„Scheiße ... was wird das hier! Lasst ihn in Ruhe! Verpisst euch!", drang eine fremde Stimme in mein Bewusstsein. „Jungs, kommt schnell her, hier will wohl jemand eins aufs Maul."

Mein Herz, was bis dato still stand, stolperte und begann zu rasen. Oh Gott ... noch mehr Kerle ... fester schlang ich meine Hände um mich und konnte das Schluchzen nicht mehr unterdrücken. Alles rückte in weite Ferne ... Da war nur noch ich ... ganz alleine ... und diese unheimliche Stille.

Bis eine Berührung an meinem Arm mich mit einem Schlag in die Realität katapultierte. Erschrocken riss ich die Augen auf und starrte in ein dunkles Paar Augen, dass mich besorgt musterte.

„Alles in Ordnung bei dir?", fragte mich eine Stimme aus weiter Ferne. Ich realisierte gar nichts, da waren nur diese dunklen Augen, umrandet von schwarzen langen Wimpern.

***

Ich riss meine Augen auf und saß aufrecht mit rasendem Herzen in meinem Bett. Es war nur ein Traum ... nur ein gottverdammter Traum ... Ich war nicht mehr in dieser Gasse. Ich war hier in meinem Bett. Alles war in Ordnung, sie konnten mir nichts mehr.

Das Ganze war jetzt über 14 Jahre her, wieso träumte ich gerade jetzt von diesem Scheiß? Tief holte ich Luft und ließ mich, zurück in die Kissen sinken.
„Was ist los, Schatz?" Ein warmer Körper schmiegte sich an den meinen. „Schlaf weiter ..." Immer noch gefangen von braunen Augen, ignorierte ich den Kerl neben mir, dessen Name mir bereits entfallen war. Schloss wieder die Augen und versuchte alle Gedanken zu verbannen, um wieder einschlafen zu können. Neben mir erklang ein Schnarchen. Genervt rollte ich mit den Augen. Ich sollte einfach keine Kerle mehr nach oben nehmen. Aber meist war ich einfach nur zu müde, sie wieder vor die Tür zu setzten.

Das mit dem Schlaf konnte ich wohl auch vergessen. Ich öffnete die Augen und linste zu dem Wecker auf meinem Nachttisch. Neun Uhr - Mist auch. War ich grade mal drei Stunden im Bett, aber an Schlaf war mit Sicherheit nicht mehr zu denken. Genervt erhob ich mich und ging aus dem Schlafzimmer. In der Küche öffnete ich erstmal den Kühlschrank und entnahm mir ein kaltes Wasser. Das kalte Nass tat gut und weckte meine müden Geister. Eine Dusche würde da nur weiterhelfen, beschloss ich und machte mich auf ins Badezimmer.

Das Badezimmer war riesig, sowie die gläserne Dusche und auch der Rest meiner Wohnung. Mir war klar, dass mich die meisten für einen Poser hielten, aber verdammt noch mal, ich hatte mir diesen Luxus hart erarbeitet. Vor dem mannshohen Spiegel blieb ich stehen und betrachtete kritisch meinen Körper. Ich war eindeutig nicht mehr der kleine, schwache Junge von damals. Zwei Tage nach dem damaligen Vorfall suchte ich mir ein Studio und lernte Karate. Schließlich schwor ich mir in dieser Nacht, nie wieder in so eine beschissen Situation zu geraten und vor allem, mich wirklich nie wieder so schwach und hilflos zu fühlen.
Bis heute trainierte ich, so oft es sich eben bei meinem straffen Terminplan einrichten ließ, dass gut definierte Muskel meinen Körper zierten. Ich sah hoch und dunkelblaue Augen sahen mir skeptisch entgegen. Leichte, dunkle Locken fielen mir in diese, die ich regelmäßig mit Gel bändigen musste, um nicht mehr wie zwanzig auszusehen. Ja, ich hatte was aus mir gemacht. Ich sah gut aus und ich hatte eine steile Karriere hingelegt. Aus einem alten und verdreckten Lagergelände ließ ich das ‚Heaven' in voller Pracht auferstehen. Ich musste kein Hellseher sein, um zu wissen, dass dieses in den nächsten Monaten bereits schwarze Zahlen schreiben würden. Viel früher, wie eigentlich kalkuliert. Ich hatte alles, was ich wollte, na ja wenn man es genau nahm, hatte ich alles, was ich bekommen konnte. Nur eine Sache konnte ich nicht haben. Das waren diese braunen Augen, die mich nun seit Jahren verfolgten. Kopfschüttelnd griff ich nach dem Handy, dass ich stets bei mir hatte und tippte:

-Frühstücken?-

Von mir selbst total genervt, schleuderte ich das Handy ins Waschbecken und gesellte mich endlich unter die kalte Dusche! Ja, ich duschte jeden Morgen kalt, nun ja in meinem Leben begann der Morgen eigentlich nie vor vierzehn Uhr. Tief seufzend genoss ich die Kälte, lenkte sie mich doch so herrlich von all meinen beschissenen Gedanken und Erinnerung ab.

Eine Viertelstunde später trocken gerubbelt, angelte ich nach meinem Handy im Waschbecken, das bereits fröhlich leuchtete und mir ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Auf ihn war schließlich immer Verlass.

-Wer hat denn das Dornröschen bereits so früh am Morgen wach geküsst? Bin dabei, wann und wo?-

Warum wunderte ich mich nicht wirklich über so eine Antwort? Dafür kannte ich ihn einfach schon zu gut. Schnell tippte ich eine Antwort.

-Willst du gar nicht wissen! In einer halben Stunde im Breakfast Club.-

Ohne auf den Kerl in meinem Bett zu achten, holte ich mir eine Jeans, ein schwarzes, eng anliegendes Poloshirt und ein sportliches Sakko aus dem Schrank. Schnell waren die Sachen angezogen und ich auf dem Weg in die Tiefgarage, wo mein Baby auf mich wartete.

Mein silberner Aston Martin AM 310 Vanquish – Ich liebte dieses Auto! Es war einfach meine bessere Hälfte und konnte mit keinem Kerl mithalten. Mit seinen 573 PS unter der Haube schnurrte der Kleine, wie ein Kätzchen. Und bei 0 auf 100 in 4,1 Sekunden, da ging einem schon einer ab. Glücklich ließ ich mich in die Ledersitze gleiten, heute würde ein schöner Tag werden.

Blue eyes (Cupcakes 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt