Lu - Erkenntnis

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...ich lief, lief immer schneller und hatte trotzdem das Gefühl nicht vom Fleck zu kommen. Die Dunkelheit kroch langsam und bedächtig hinter mir her ... Keuchend, versuchte ich, noch schneller zu laufen ... Wie konnte das sein? Ich war so schnell und diese Dunkelheit so langsam und doch nährte sie sich mir in großen Schritten. Lange würde ich es nicht mehr aushalten! Mein Atem ging immer keuchender ... die Muskeln in meinen Beinen rissen von Schmerz! Auf einmal brach Feuer aus dem Boden, Flammen loderten in die Höhe. Ich bremste ab und kam grade noch vor den heißen Flammen zum Stehen. Die Hitze war unerträglich ... panisch wich ich zurück. Vor mir das Feuer, hinter mir die näherkommende Dunkelheit. Ich konnte weder vor, noch zurück! Mein Herz raste ... Auf einmal erfüllte Gelächter die Umgebung. Bösartiges, verrücktes Gelächter! In meiner Verzweiflung hielt ich meine Ohren zu. Ich wollte dieses Geräusch nicht hören, es machte einen wahnsinnig ...

Engel schwebten herab, in weißen Leinenhosen und mit weißen Flügeln. Sie waren es, die so höhnisch lachten! Sie zeigten mit dem Finger auf mich und lachten immer lauter ... Ich kauerte mich auf dem Boden nieder, wich von ihnen zurück, so gut es eben ging. Die Dunkelheit pirschte sich immer noch unaufhaltsam an mich heran. Aus dem Augenwinkel sah ich etwas Blau flirren. Oh nein, was den jetzt noch? Überall Gefahr ... von vorne, von hinten und jetzt auch noch von der Seite? Widerwillig hob ich den Kopf und sah in die Richtung, aus dem ich das Funkeln vermutete ... Zwei blaue Saphire kamen durch die Finsternis auf mich zu. Leuchtend, wunderschön ... So vertraut ... An was erinnerten sie mich bloß? Das Blau kam immer näher. Ich erkannte die Form von Augen. Immer vertrauter wirken sie, diese saphirblauen Augen. Ich strengte meine Augen an, um sie besser in dieser wabernden Finsternis zu erkennen. Wieso kamen sie mir nur so bekannt vor? Dann auf einmal formte sich aus der Finsternis eine Gestalt, aus nur blauen Augen wurde ein Gesicht ... Sandro ... Erleichterung durchflutete meinen Körper! Er würde mir helfen, er würde mich retten. Hilflos streckte ich meine Hände nach ihm aus. Er kam immer näher, gleich ... gleich würde er nach mir greifen können. Gleich befreite er mich aus diesem Albtraum ...

Lächelnd streckte er mir seine Hand entgegen, nur noch wenige Zentimeter und unsere Finger würden sich berühren. So froh, so glücklich, streckte ich mich mit aller Kraft. Das musste doch zu schaffe sein!

Plötzlich verstummte das ganze Gelächter. Die Engel verschwanden. Wir waren allein. Zwischen Feuer und der Dunkelheit. Ich ignorierte alles, wollte nur noch zu ihm ... doch ich erreichte ihn immer noch nicht ... Es fehlten nur noch Millimeter ... Ich bildete mir ein, bereits die Wärme seiner Finger auf meiner Haut zu spüren ... Die Luft hinter ihm begann zu wabern. Verformte sich ... Bildete einen neuen Menschen ... Nein keinen Menschen ... fasziniert sah ich zu ... konnte mich nicht rühren ... Ein schwarzer Engel ... Sebastian ... erschien. Ich wollte schreien, Sandro warnen, doch kein Laut kam mir über die Lippen. Bewegungslos, regungslos, saß ich da und sah zu, wie dieser Teufel Sandro von hinten in die Arme zog und ihn in seine schwarzen Flügel hüllte. „ER ist, mein! MEIN!", flüsterte der Engel mir überheblich grinsend zu. „Für immer mein ..."

Erschrocken fuhr ich hoch. Orientierungslos sah ich mich um. Mein Schlafzimmer, mein Bett. Ich war zu Hause!

Scheiße! Es war ein Traum! Alles nur ein Traum ... Mein Herzschlag donnerte gegen meine Brust und ich rang immer noch panisch nach Atem. Schweiß ran mir den Rücken hinunter. Nur ein Albtraum, versuchte ich mich selbst, zu beruhigen. Ich war in meinem Bett, alles war in bester Ordnung. Nur ein dummer Albtraum ... Langsam beruhigte sich mein Herzschlag und ich ließ mich zurück in die Kissen sinken. Schloss die Augen und riss sie augenblicklich wieder auf. Wieder waren da diese blauen Augen, Sandros Augen. Wütend über mich selbst, riss ich die Decke zur Seite und hetzte aus dem Bett. Duschen, kalt duschen! Irgendwie musste ich doch diese Bilder aus meinem Kopf bekommen. Diesen Albtraum, der auch noch im wachen Zustand tief in meinen Knochen saß. Also drehte ich das kalte Wasser bis zum Anschlag auf und keuchte, als die ersten kalten Tropfen auf meine heiße und verschwitzte Haut trafen. Egal ... Hauptsache es half.

Blue eyes (Cupcakes 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt