Lu - ein Ring, sie alle zuknechten

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Endlich war das ganze Theater mit Silvester und Neujahr rum. Ich hasste diese Zeit. Diese gekünstelte Stimmung, dieses absurde Hoffen, das im nächsten Jahr bestimmt alles besser würde. Dazu kamen natürlich auch noch die ganzen tollen Vorsätze, bei denen, die wenigstens auch nur eine Woche durch hielten. Spätestens dann kam das Jammern, weil alle Seifenblasen zerplatzt waren. So was ging ja mal gar nicht!

Gut, dass ich nicht an Realitätsverlust litt, denn waren wir mal ehrlich, warum sollte es auch plötzlich besser im Leben laufen, nur weil ein Kalender sagte, das zufälligerweise der 1.1. war?

Aber ich hatte es für heuer überstanden und es waren immerhin noch 351 Tage, um mich seelisch auf das neue, große, kommende Ereignis einzustellen. Weihnachten dagegen fand ich richtig toll. Dieses beisammen sein mit Freunden und Familie mochte ich schon immer. Wenn man Glück hatte, konnte man durch aus auch schon mal ein Wunder erleben.

Vor allem dieses Weihnachten, war für manch Überraschung gut. Wir waren nämlich am ersten Weihnachtsfeiertag bei Elias und Alex zum Essen eingeladen. Nichtsahnend kam ich zusammen mit Sandro und Mike, den wir zuvor aufgegabelt hatten, im Café an. Die Stimmung durchwachsen, von Alex keine Spur und Elias sah aus, als hätte er Bekanntschaft mit dem Leibhaftigen höchstpersönlich gemacht. Anna und Tom stießen dazu und wir alberten ein bisschen rum, um diese Grabesstimmung aufzulockern, obwohl jeder von uns ein ungutes Gefühl hatte. Elias direkt darauf anzusprechen traute sich dann doch keiner, so verschreckt wie er aussah. Aber wir mussten nicht lange warten, unser Gastgeber wollte gerade den Aperitif einschenken, als Alex schwer schnaufend die Tür aufriss und hereingestürmt kam.
„Heirate mich!", stieß dieser atemlos hervor. Mir fiel der Kinnladen herunter und nicht nur mir, sondern wirklich allen, Elias mit eingeschlossen. Ade teurer Weißwein, den dieser zerschellte in tausend Teile auf dem Fußboden und riss uns alle aus unserem Schockstarren. „Heirat mich!", fragte er Elias erneut, diesmal mit mehr Fassung. Im Raum herrschte Stille. Wir alle verfolgen gespannt diese surreale Situation. Niemals hätte ich auch nur im Traum daran gedacht, dass Alex heiraten könnte. Das war ein unnatürliches Phänomen. Wie der Osterhase, der Weihnachtsmann, die Zahnfee, die Milkakuh ... Wo man noch jung und naiv war, da konnte man an solch Humbug glauben und dann wurde man Erwachsen und die Realität traf einen, wie mit einem Vorschlaghammer mitten ins Angesicht.

So in etwa war es mit Alex auch. Es gab Dinge, die waren im Zusammenhang mit ihm einfach unrealistisch, heiraten gehörte zu den Spitzenreitern, gleich neben Einfühlsamkeit und Nett sein. Trotzdem war dieser plötzliche Überfall auch wieder typisch für ihn. Wenn er sich etwas in den Schädel gesetzt hatte, dann bitte gleich und ohne Widerrede. Der arme Elias tat mir mittlerweile furchtbar leid. Stand da, schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen und wusste nicht wohin. Ihm hätte niemand verübelt, wenn er schreiend davon gelaufen wäre. Aber nein, nach weiterem, gute Zureden, sagte er tatsächlich ja zu Alex. Wobei ich mir nicht sicher war, ob er das Ausmaß seiner Antwort gerade wirklich überriss. Ich hätte ihm ja geraten, wenigstens eine Nacht darüber zu schlafen, aber dann würde ich wohl nicht mehr unter den Lebenden weilen.

Nach dem Alex genügend Zeit hatte, seinen Zukünftigen abzuknutschen, wünschten wir den beiden alles Glück der Welt und Elias gute Nerven, die würde er sicher brauchen. Hatte mir dafür fiese Blicke von der Seite eingefangen ... das Nett sein und die Einfühlsamkeit waren wohl doch eher vom Kaliber Weihnachtsmann und würden nie eintreffen.

Das Klingeln der Tür riss mich aus meinen Gedanken. Es läutete und läutete und läutete. Das nächste Mal wäre ich so schlau und schaltete die bescheuerte Glocke vorher aus.

„Wieso bist du nicht angezogen?", begrüßte er mich und marschierte an mir vorbei. „Komm doch rein, fühl dich wie zu Hause!", brummte ich Augen verdrehend und schloss die Tür. „Was ist denn das?", hörte ich den überraschten Ausruf meines Freundes.

Blue eyes (Cupcakes 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt