Sandro - Valentin (Bonuskapitel)

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„Beeil dich!", stieß ich hervor und schulterte meinen Rucksack. „Ich mach ja schon!", konterte Lu und schnürte sich seine Bikerstiefel. Für einen Februartag war es draußen recht mild, was mir wunderbar in die Karten gespielt hatte. Lange hatte ich überlegt, wie ich meinem Liebsten den grauen Monat versüßen konnte. Der Monat, in dem sich unser Zusammenkommen zum zehnten Mal jährte. Zehn Jahre, die wie im Flug vergangen waren. Die ihre Höhen und Tiefen hatten. Gekrönt von Eifersucht, Streit, aber auch Geduld, Vertrauen, Nähe und ganz viel Liebe. Und lieben, lieben tat ich ihn immer noch. Von ganzen Herzen.
„Ich würde gerne vor Sonnenuntergang ankommen!", spornte ich ihn an und stemmte mir die Hände in die Hüften. „Seit 25 Jahren schimpfst du mich die Schlafmütze und wenn es drauf ankommt, kommst du selbst nicht aus den Puschen!"
Grinsend blickte ich auf ihn herunter und erntete einen fiesen Blick. „Fahr einfach schon mal los.", konterte er und ein böser Funke blitzte auf. „Ich häng dich ab, so schnell kannst du gar nicht schauen!" Erhob sich, schulterte seinen Rucksack ebenfalls und griff nach dem schwarzen Helm. „Mach mich nicht zum Witwer! Wenn, dann will ich es sein, der dir den Hals umdreht!", zog ich ihn auf, trat an ihn ran, packte ihn an seiner Lederjacke, zog ich mit einem Ruck zu mir und blickte ihm direkt in diese braunen, großen Augen. „Wieso musst du jedes gottverdammte Mal so heiß aussehen in deiner Lederkluft?", raunte ich ihm zu, beugte mich vor und hauchte einen Kuss auf seine selbstgefällig grinsenden Lippen. „Weil ich es drauf habe!", säuselte er und grinste nur noch breiter, als er einen Schritt zurücktrat. „Wie schade, dass du mich so drängst, sonst hätten wir bestimmt noch etwas Zeit..." Er sprach nicht zu Ende, stattdessen zog er, mich nicht aus den Augen lassend, provozierend den Reißverschluss seiner Jacke nach unten. Augenrollend griff ich nach seiner Hand und schloss mit ihm zusammen die Jacke wieder. Hauchte ihm einen Kuss auf die Wange gepaart mit den Worten: „Nicht, dass du dich noch erkältest." Nur um ihn mit mir nach draußen zu ziehen.

Wir hatten tausend Kilometer vor uns, bis wir wieder am Meer wären. Ich hatte uns zwar am Gardasee unten ein Zimmer für eine Nacht reserviert. Aber selbst bis dahin mussten wir gute sechshundert Kilometer hinter uns bringen. Bei dem Wetter. Deutschland und Italien machten mir keine Sorgen, aber in den Bergen in Österreich konnte es recht zapfig werden und da wäre ich gerne in der Mittagszeit durch.

„Ich hätte nicht gedacht...", murmelte er, während wir auf den Aufzug zusteuerten. „Das ich den Tag erlebe, an dem du mich zurückweist." „Heul nicht!", konterte ich. Zog ihn mit mir in den Aufzug und dort wieder nah an mich. Hob die Arme und legte sie ihm um den Nacken. „Außerdem weise ich dich nicht zurück, sondern übe mich in Geduld.", versicherte ich, beugte mich vor und legte meine Stirn an die Seine. Schloss die Augen, sog seinen Duft ein, spürte seine Wärme und fühlte mich zuhause. Jedes Mal wenn ich das tat, und ich tat es oft, wurde ich nicht enttäuscht. Jedes Mal war es wie Ankommen.
„Okay...", seufzte er und schlag seine Arme um mich. „Ausnahmsweise will ich mal nicht so sein und dir glauben..."

Die Aufzugtüren öffneten sich, ich seufzte ebenfalls, küsste seine Stirn, und löste mich widerwillig von ihm. „Mach keinen Scheiß und übertreib nicht! Ich will nicht dabei zusehen, wie man dich vom Asphalt kratzt.", befahl ich knurrend. „Ich weiß, ich weiß! Wenn dann bist du derjenige, der mir den Gar aus macht!", erwiderte er, zwinkerte mir zu und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu unseren Maschinen, die bereits startklar auf uns warteten. Verstauten unser Gepäck, stiegen auf und machten uns auf den Weg gen Süden.

Kaum auf der Autobahn drückte mein Liebster das Gas durch und verschwand vor mir. Wäre ich nicht selbst gefahren, hätte ich kurz die Augen geschlossen. So blieb mir nur tief durchzuatmen. Da erklang sein Lachen an meinem Ohr. „Ich passe auf. Und nur ganz, ganz kurz. Versprochen! Solange die Autobahn frei ist." Säuselte er und ich konnte regelrecht das Grinsen aus seiner Stimme hören.

Dieser verdammte Adrenalinjunkie! Kaum saß er auf seinem Bike, musste er fliegen.

„Klar...", schnaubte ich und gab auch Gas. Sicher, ich liebte es ebenfalls zu fliegen, aber ich war dennoch der Vernünftigere von uns beiden. Wobei erst die Angst, ihn zu verlieren mich selbst zu einem vorsichtigeren Fahrer, der nicht ständig aufs Ganze ging, machte. So fiel ich zwar etwas zurück, ließ ihm aber seinen Spaß und hoffte einfach, dass er auf sich aufpasste. Außerdem wusste ich ja, dass er gut war. Viel geübter als ich. So entspannte ich mich etwas und genoss die Strecke.

Blue eyes (Cupcakes 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt