Lu - Gefühlsachterbahn

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War schon recht amüsant dabei zuzusehen, wie seine Gesichtszüge entglitten und er mich ungläubig anstarrte. Konnte man mich boshaft nennen, wenn ich mich minimal an seinem Entsetzten ergötzte? Zumindest nahm es etwas von meinem Unwohlsein. Ich hatte so gehofft, dass das Thema gegessen war, aber nein mein Don Rossini musste es ja ganz genau wissen. „Lu???", stieß er mir fragend in die Seite. Da war Einer vielleicht ungeduldig, derweil gab es da eigentlich gar nicht viel zu wissen.
„Ja?", stellte ich mich doof, konnte mir das Grinsen aber nicht verkneifen. „Klär mich auf!" Finster musterte er mich und seine Augenbraue zuckte. Von null auf hundert in wenigen Sekunden, da stand er seinem geliebten Aston Martin in nichts nach. „Gib's zu mein Schatz, jetzt würdest du mich liebend gern im Meer ertränken."

Feixend machte ich einen Sprung zur Seite, weil Sandro auch schon nach mir ausschlug. „Um mich zu kriegen, musst du schon früher aufstehen!", rief ich ihm zu und lief davon. Das würde er bestimmt nicht auf sich sitzen lassen. Jetzt hieß es schnell sein, und zwar so schnell, wie ich konnte. „Na warte!", bekam ich auch schon hinter mir zu hören und gab erneut Gas. Er hatte schließlich die längeren Beine und die bessere Ausdauer. Also lief ich, als wäre der Teufel hinter mir her, aber wie so vieles im Leben, war es für die Katz. Nach wenigen hundert Metern wurde ich von hinten angesprungen. Ein kurzes Gerangel später, bei dem ich wieder den Kürzeren zog, landeten wir beide im Sand und ich, wer hätte es geahnt, natürlich unter ihm. Keuchend rang ich nach Luft, ich sollte ganz dringend den Vertrag meines Fitnessstudios mal wieder körperlich nutzten und nicht nur dafür bezahlen. Meine Kondition war ja so was von im Arsch. Und was musste ich mir auch einen größeren, kräftigeren und sportlicheren Freund suchen? Ich hätte eindeutig lieber bei Frauen bleiben sollen, da kam sogar ich noch gut weg. Trotzdem gab ich nicht auf und versuchte mich mit aller Macht, gegen seinen festen Griff zu wehren, denn der Mistkerl hatte mittlerweile meine Arme über dem Kopf in den Sand gedrückt und sah nun mit einem diabolischen Lächeln auf mich herab.

Hatte ich nicht gerade noch den Eindruck, der Teufel säße mir ihm Nacken? Nun gab es keine Zweifel, er saß genau über mir und hatte sich meine Seele bereits geholt.

Sein Gesicht näherte sich unerbittlich dem meinem und ich sehnte mich bereits nach seinen warmen, weichen Lippen. Konnte es gar nicht mehr erwarten, sie auf den meinen zu spüren und wurde enttäuscht. „Sprich dich aus, Schätzelein!" Sein Atem streifte sanft, bei jedem einzelnen Wort, meine Lippen, was mich nur noch tiefer seufzen ließ.

Und wie ich dir verfallen bin, schoss es durch meinen Kopf, da gab es keinen Zweifel mehr und kein Zurück. „Oder ich ...", er legte eine kunstvolle Pause ein und blickte mir tief in die Augen, als auch schon seine Hand unter meinem Shirt verschwand. Wieder tauchte dieses diabolische Grinsen auf und ich sog erschrocken nach Luft, um sie im nächsten Augenblick anzuhalten. Denn der Mistkerl beugte sich noch tiefer und hauchte mir erneut, nun mit leiser, rauer Stimme: „Oder ich ...", ins Ohr. Seine heißen Lippen streiften dabei mein Ohrläppchen und eine Gänsehaut überzog meine ganzen Körper. Mittlerweile waren all meine Muskeln, Sehnen und nicht zuletzt auch meine Nerven zum Zerbersten gespannt.

Ganz langsam, als würde er mich nicht verschrecken wollen, bewegten sich seine Finger meinen Bauch hinab, streiften meinen Bauchnabel, umkreisten ihn kurz. Scheiße auch, sämtliche Haare stellten sich mir auf und ich hatte das Gefühl an meinem eigenen Atem zu ersticken. Der Kerl brachte mich noch ins Grab.

Wieder wanderten seine Finger weiter, streiften nun den Bund meiner Hose, brachten mein Herz zum Rasen. „Oder ich ...", seine Zunge schoss vor und er leckte mir über mein Ohrläppchen, um kurz drauf spielerisch reinzubeißen und daran zu saugen.

Fuck... wurde mir heiß! Mit einem tiefen Stöhnen verschaffte sich mein Atem endlich einen Ausweg in die Freiheit und meine Augenlider fielen zu. Sein leises, kehliges Lachen hätte mir Warnung genug sein sollen, aber naiv und nichts ahnend wie ich in diesem Augenblick nun mal war, hatte ich es einfach nicht kommen sehen. Da fing mich dieses Rrrhhhh... einfach an zu kitzeln. Und ich war verdammt nochmal sehr kitzelig. Trotz eines Lachanfalls versuchte ich mich panisch aus seinem Griff zu befreien. Doch er zeigte keine Gnade, drückte meine Handgelenke weiter erbarmungslos in den Sand und kitzelte unerbittlich weiter.

„Gnade ...", flehte ich, wenn er kurz innehielt und mir eine klitzekleine Verschnaufpause gönnte. Juckte ihn nicht wirklich, sodass er mich einfach weiter quälte. Solch Foltermethoden gehörten sich verboten!

„Bitte ...", flehte ich erneut, mein Bauch tat mir mittlerweile weh und Luft war auch nur noch ein Luxusgut, nach dem ich nur hin und wieder schnappen konnte. „Ich sag dir alles, was du willst!" „Alles?", grinsend hielt er inne. „Wirklich alles?" Ich zögerte nur eine verdammte Sekunde zu lange, da wurde ich bereits erneut gekitzelt. Der hatte mich so was von im Griff und das nicht nur wörtlich.

„Alles ... aaallleesss ...", keuchte ich mich vor Lachen krümmend. Tränen kullerten mir aus meinen Augenwinkeln. Das würde er noch bereuen! Die ganze Aktion schrie nach Rache!!! „Brav ...", endlich hörte er auf, ließ mich aber gegen mein Erwarten nicht los, sondern strich mir nur eine verschwitze Strähne aus der Stirn. „Also?" „Was genau willst du wissen!", den zickigen Tonfall verbarg ich erst gar nicht. Er sollte ganz genau wissen, dass er es gerade so was von verschissen hatte. „Welche Ähnlichkeit...?!"
Ach ja stimmt, da war doch was... „Er erinnerte mich an dich, als du noch jung warst!"

Meine Stimme klang immer noch gereizt, so schnell würde ich ihm nicht verzeihen. „Soll das jetzt heißen ich bin alt?", wollte er wissen und seine Gesichtszüge verfinsterten sich. „Das ... hast jetzt du gesagt! Er war halt jung und sexy ...", stichelte ich weiter, ja ich war böse, aber weiß Gott er hatte es nicht anders verdient.

Abrupt ließ er mich los und erhob sich. Oh je ... mein Sensibelchen. Im letzten Augenblick bekam ich grade noch seine Hand zufassen und hielt ihn zurück. „Er sah so jung, verletzlich und unsicher aus. So was weckt scheinbar meinen Beschützerinstinkt. Und auf der anderen Seite war er aber trotzdem hartnäckig und wollte nicht locker lassen, bis ich mitkam." Erklärte ich Sandro wahrheitsgemäß das Geschehene. „Da hat er mich eben irgendwie an dich erinnert. Ich war da, um dich zu besuchen. Beim Hineingehen wurde ich schon darauf hingewiesen, dass du nicht gestört werden willst, weil dieser beschi ... emm ... Model bei dir ist. Wut und Eifersucht überrannten mich nahezu und da entsinnte ich mich Alexs Worten. Wenn ich wissen wollte, ob ich schwul wäre, sollte ich es einfach ausprobieren. Johhaa ... den Rest kennst du ...", beendete ich meinen Monolog. Seufzend ließ er sich erneut neben mir in den Sand nieder. „Das mit Sebastian hat dich ganz schön fertig gemacht, was?" Er löste seine Hand aus Meiner und umschloss seine Knie, um anschließend nachdenklich aufs Meer hinaus zu sehen. „Hmmm ... du hast mir da schon einen ganz großen Schrecken eingejagt, als du auf einmal anfingst, von Liebe zu reden." Ich rückte zu ihm auf und legte meinen Kopf auf seine Schulter.

Beschissene Themen, erforderten gesonderte Maßnahmen und seine Nähe tat einfach nur gut. „Zum ersten Mal hatte ich wirklich Angst dich zu verlieren ...", offenbarte ich ihm meine Gefühle. „Und ich hatte zum ersten Mal überlegt, unsere Freundschaft aufzugeben ...", gestand er, nach einiger Zeit des Schweigens. Uff ... das saß. Ich hob meinen Kopf und musterte ihn von der Seite. Sein Blick immer noch in die Ferne gerichtet.

„Wegen Sebastian? Lag dir wirklich so viel an ihm?" Mit aller Kraft versuchte ich, ruhig zu klingen, obwohl bereits erneut Eifersucht in mir aufkeimte. Wieder nur Schweigen ... Irgendwie nahm unser Gespräch ganz falsche Züge an. Eigentlich sollten wir einander in den Armen liegen und nicht ein schwerwiegenderes Thema nach dem anderen aufrollen. Panik kroch durch meine Adern, was wenn er Sebastian noch mochte, was wenn er ihn mehr als mich mochte. „Sandro ... liebst du ihn?", sprudelte auch schon die Frage panisch aus mir heraus. Erneut überzog Gänsehaut meinen Körper und Angstschweiß brauch mir aus allen Poren. Währenddessen spielte mein Kopf mir sämtliche Szenarien vor. „Gott, nein ...", erlöste er mich endlich aus meinem Bangen und mir fiel ein Stein vom Herzen. „Wegen meiner Selbst. Du hast mir einfach nicht gut getan ...", unsicher sah er mich an. Er wirkte zerstreut, verunsichert. „Aber ... aber das ist doch jetzt vorbei, oder?", unaufhörlich beobachtete ich jede Regung in seinem Gesicht, nichts sollte mir entgehen. „Hmmm ...", den Blickkontakt nicht aufrecht halten könnend, wandte er sich dem tosenden Meer zu. War das eigentlich nicht mein Part, an uns, an mir zu Zweifeln? Wieso zum Teufel fing er auf einmal damit an? Wieder war da diese Panik ... Gott was für eine Gefühlsachterbahn. Ich hatte ja schon ein Schleudertrauma.

„Hey ...", fuhr ich ihn wütend an und schubste ihn kraftvoll an der Schulte. „Schau mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede!" Zu der Panik hatte sich nun auch noch Wut gesellt. Wir hatten doch eigentlich gestern alles geklärt. Wir wollten es beide miteinander versuchen, das war doch nicht nur Wunschdenken gewesen. Traurig sah er hoch und mir in die Augen. Er wirkte so jung, so verletzt, so verloren. Er entglitt mir, von Sekunde zu Sekunde immer mehr. Verzweifelt griff ich nach seinen Schultern und schüttelt in kräftig. „Was ... ist ... dein ... Problem?" Jedes Wort einzeln betonend erhoffte ich mir endlich eine klare Antwort.

Blue eyes (Cupcakes 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt