Sandro - bittersüß

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Immer noch wütend stand ich hinter der Bar und half aus, um mich etwas abzulenken. Was war nur in diesen Schwachkopf gefahren? Sonst war er doch auch nicht so ein Egozentriker und diese Arroganz ... Nur am Meckern, da konnte man ja durchdrehen! Ich bediente gerade einen Kerl, der mir seine Handynummer mit einem Geldschein, für seinen Cocktail, rüber schob. Was dachten sich diese Jungs eigentlich? Wie realistisch war es schon, dass ich tatsächlich anrief? Trotzdem lächelte ich ihm zu und stecke seine Nummer in meine hintere Hosentasche. Der Kunde war nun mal König und ein Lächeln alles und nichts. Am Ende eines jeden Arbeitstages konnte man, von der Sammlung in meiner Hosentasche, den Kamin einheizen. In Gedanken immer noch bei dem Streit mit Lu, bemerkte ich gar nicht den Neuzugang, der nun auf dem Barhocker vor mir saß und mich anstrahlte. „Bekommt man hier auch was zu trinken?", riss er mich zurück in die Realität. Genervt sah ich auf und entdeckte Sebastian vor mir. Sofort schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Genau das hatte ich jetzt dringend nötig! Ein Sonnenstrahl im trüben Winter. „Was immer du willst!", bekam er zur Antwort, dabei beugte ich mich dicht zu ihm herunter. Schelmisch grinste er mir entgegen und biss sich auf die Unterlippe, sich seiner Wirkung auf mich völlig bewusst. Der Kleine wollte spielen und ich war gewiss kein Spielverderber. „Vorerst gebe ich mich mit einem Wodka Apfel zufrieden!" Sein Grinsen wurde noch breiter. „Noch ist der Abend ja jung ...", sprach er und es klang nach einem süßen Versprechen. „Kommt sofort." Ich wandte mich um und mixte ihm sein Getränk. „Geht auf mich.", dabei schob ich ihm sein Glas über den Tresen und Sebastian nippte daran. „Ben, ich bin für heute weg.", verabschiedete ich mich von meinem Barmann und umrundete die Theke. Graf sprang leichtfüßig von seinem Barhocker und kam, immer noch sein Sonnenscheinlächeln im Gesicht, auf mich zu. „Und jetzt, schöner Mann?", raunte er mir zu, und fuhr mit seinem Finger über die Knopfleiste meines Hemdes. Die Wärme durchdrang den leichten Stoff und sorgte für ein leichtes Kribbeln. „Jetzt, gehen wir auf unsere private Party!", verkündete ich, griff nach seiner Hand, die gerade den Bund meiner Hose erreicht hatte und zog ihn mit mir. „Wohin ...?", wollte er verdutzt wissen. „Na, zu mir!", zwinkerte ich ihm über die Schulter zu und bahnte mir einen Weg zu meinen Geschäftsräumen. Dies war immerhin der schnellste Weg zu meinem Aufzug und der brachte uns geradewegs in meinen persönlichen Himmel.

Als wir ankamen, drückte ich den Knopf und kurz darauf glitt die Tür auseinander. Ich bekam einen kräftigen Schubs von hinten und stolperte in den Aufzug. Sebastian folgte mir lachend. „Auf ins Vergnügen." Schon kam er wie eine Raubkatze auf mich zu geschlichen und packte mich an der Krawatte, nur um mich kurz drauf zu sich zu ziehen. Weiche Lippen trafen auf Meine. Das war der Moment, auf den ich so lange gewartet hatte, die Erfüllung all meiner Träume ... Gierig griff ich in seinen Nacken und zog Basti noch näher an mich heran. Seine Küsse waren wild, schon bat seine forsche Zunge um Einlass und ich ließ ihn seufzend gewähren.

Die Glocke der Aufzugstür kündigte das Ende unserer Fahrt an und erinnerte uns daran, wo wir uns gerade befangen. Schwer atmend lösten wir uns von einander. „Darauf hatte ich schon die ganze Zeit spekuliert.", eröffnete mir Sebastian, um sich verspielt über die Lippe zu lecken. „Soso ...!", ging ich auf seinen Flirt ein. „Solch Hintergedanken trieben dich also hier her?", lächelnd hielt ich ihm meine Hand entgegen. Er griff zu und wir verließen gemeinsam den Fahrstuhl, um kurz drauf meine Wohnung zu betreten.
„Wow!" Sebastian blieb stehen und sah sich um. „Hier sieht es ja hammermäßig aus!" „Danke.", erwiderte ich grinsend und streifte mir die Schuhe von den Füßen. An seiner Euphorie merkte man doch, dass er etwas jünger war, als ich selbst. „Wie alt bist du eigentlich?", wollte ich wissen. „So was fragt man doch nicht!", bekam ich empört zur Antwort. „Auf jeden Fall alt genug, für was auch immer ...", setzte er mit seinem Spitzbuben-Lächeln hinzu. „Na dann ...!" Auch wenn ich wirklich gern gewusst hätte, wie alt er war, zwingen konnte ich ihn gewiss nicht. Wie frische achtzehn sah er nicht mehr aus, alles andere war ihm Rahmen, beschloss ich einfach für mich.
„Was grübelst du den noch?" Überrascht sah ich runter und in sein Gesicht. Nur wenige Zentimeter trennten uns. „Ich hätte jetzt gerne deine ungeteilte Aufmerksamkeit, schöner Mann!", hauchte er gegen meine Lippen, um sie kurz drauf zu verschließen. Alles klar, er hatte wohl keine Lust mehr auf Small Talk. Gut, darauf konnte ich ebenfalls getrost verzichten. Ich griff ihm erneut in den Nacken und zog ihn in meine Umarmung. Er fühlt sich gut an, sein Körper war hart und anschmiegsam. Heiß und willig.

Schon zogen seine Hände mein Hemd aus der Hose und schlüpften darunter. Kalte Finger auf heißer Haut ließen mich aufstöhnen und sorgten für eine Gänsehaut. „Schlafzimmer", hauchte ich zwischen zwei Küssen und biss ihn spielerisch in die Unterlippe. „Worauf warten wir dann noch ...", bekam ich ebenso atemlos gegen die Lippen geraunt. Widerwillig löste ich mich von ihm, nur um ihn am Handgelenk zu greifen und hinter mir her ins Schlafzimmer zu zehren. Schon auf dem Weg dorthin, nestelte ich an den Knöpfen meines Hemdes und kurz drauf waren wir beide, unserer Kleidung entledigt. Nackt und grinsend standen wir uns gegenüber. Wie zwei wilde Raubtiere kurz vor dem Angriff. Langsam trat ich einen Schritt nach dem anderen auf ihn zu, mit blitzenden Augen wich Sebastian zurück, bis er ans Bett stieß und sich lachend zurückfallen ließ. Mit einem Sprung war ich über ihm und nagelte seine Hände, in den Kissen über ihm, fest. Immer noch schallend lachend versuchte sich, Herr Graf, aus meinem Griff zu befreien. Das konnte er getrost vergessen, einmal in meinen Fängen würde ich ihn so schnell nicht mehr gehen lassen. Langsam beugte ich mich hinab und fixierte seine Augen gierig mit meinen. Dunkelbraune Augen brannten mir entgegen. Schwarze lange Wimpern umrundeten sie. Dieser intensive Blick. So oft gesehen, so oft begehrt. „Alles okay ...?", riss mich eine entfernt vertraute Stimme aus diesem intensiven Augenblick. Hellbraune Augen, mit hellbraunen Wimpern blickten mir nun fragend entgegen. „Nur alte Geister ...!", hauchte ich, bevor ich seinen Mund mit meinem verschloss.

Blue eyes (Cupcakes 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt