Sandro - Wodka und noch mehr Wodka

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Wütend beförderte ich mein Handy in die Hosentasche. Den ganzen Tag führte ich schon Gespräche mit seiner beschissenen Mailbox.

'Luigi de Col. Wie es scheint, bin ich wohl nicht erreichbar, was bestimmt seine Gründe hat. Also versuchen sie es einfach später wieder. Danke auch.'

Ich habe diese bescheuerte Ansage mittlerweile sooft gehört, dass ich sie im Schlaf vorbeten könnte. Wieso ging er nicht, wie jeder normale Mensch, ran? Taucht hier einfach auf, nur um wortlos wieder abzuhauen. Wo war bitte schön die Logik dahinter? Der große Plan? Ich wollte meine alten Lu wieder! Denn der Kerl, der aktuell Luigis Körper besetzte, hatte nichts mit dem meinem gemein. Kurz öffnete ich das Fenster in meinem Büro und sog die frische, kalte Luft ein. ‚Hatte er vielleicht Probleme?', schoss es mir durch den Kopf. Wir sprachen doch eigentlich über alles. Er wusste, dass er immer und mit allem zu mir kommen konnte. Seufzend schloss ich das Fenster und ging zurück ins Heaven, wo Sebastian bereits an der Bar auf mich wartete. „Na, alles klar?", wollte er wissen. Ich nickte, beugte mich vor und gab ihm einen Kuss. Er griff nach meiner Krawatte und begann verträumt damit zu spielen. „Was ist los?", fragte ich, ergriff ihn am Kinn und hob seinen Kopf an, so dass er mir in die Augen schauen musste. Irgendwas beschäftigte ihn doch. „Sehen wir uns wieder?", fragte er schüchtern mit großen Augen und einem Schmollmund. „Wenn du willst ...", schmunzelnd sah ich ihn an.
„Und wie!" Er sprang vom Hocker und schlag seine Arme um meinen Hals. „Ich bin noch lang nicht fertig mit dir!", hauchte er an mein Ohr, nur um kurz drauf spielerisch hineinzubeißen. So zog ich ihn fester an mich und genoss das Gefühl seines anschmiegsamen Körpers an meinem.
„Der verlorene Sohn kehrt zurück." Raunte mir Sebastian auf einmal ins Ohr und rückte von mir ab. „Was?", wollte ich verdutzt wissen. „Luigi kommt gerade mit zwei anderen Männern über die Tanzfläche auf uns zu.", lauschte ich Bastis Erklärung und wandte mich suchend um. Und tatsächlich Luigi, Alex und Elias kamen direkt auf uns zu. Wobei es fast so aussah, als würde Alex Luigi voran schieben. Dieser sah nicht zu uns her, sondern hatte den Kopf gesenkt. Mich überkam das seltsame Gefühl, dass er nicht ganz freiwillig hier war und dass diese Aktion auf dem Mist von Alex gewachsen war.

„Hi.", begrüßte uns Alex grinsend, nachdem sie uns erreicht hatten. Elias nickte ebenfalls lächelnd und Lu, der starrte immer noch Löcher in den Boden. Ob man so was versichern lassen konnte? So gestarrte Löcher konnten bestimmt teuer werden. Was für eine bescheidene Situation. Total verkrampft.
„Ja, hallo. Freut mich euch hier zu sehen.", begrüßte ich endlich, nachdem wir uns alle einige Augenblicke angestarrt hatten, meine Freunde. „Oh ja, das kannst du laut sagen!", spottete Alex grinsend. „Willst du uns nicht bekannt machen, mit deiner neuen Eroberung?", fügte er immer noch schief grinsend, mit dem Feingefühl eines Vorschlaghammers, hinzu. Elias neben ihm verdrehte kurz die Augen, aber davon bemerkte sein Freund mal wieder nichts. Ich wusste, was er dachte, und hoffte, er würde es für sich behalten. „Sicher.", erwiderte ich also mit einem falschen Lächeln auf den Lippen. „Das ist Sebastian Graf ... Sebastian der mit der großen Klappe ist Alex." Um ihm etwas die Luft aus den Segeln zu nehmen, aber man hielt es nicht für möglich, Alex streckte Sebastian mit einem noch breiteren und stolzeren Grinsen die Hand entgegen. „Das bin dann wohl ich!" Sebastian griff nach der ausgestreckten Hand und schüttelte diese. „Emm ... ja ... Hallo ...", stammelte der Arme. Wer konnte es ihm verübeln, die meistens ersten Begegnungen, mit dem überheblichen Alex, liefen in etwa so ab. „Das ist Elias Schneider, der Freund von Alex.", ich deutet zu Alex Rechten, wo Elias stand und wie immer höflich und freundlich die Hand nach Sebastian ausstreckte. Schließlich war er, wenn man mich fragte, der Einzige hier mit Manieren. „Ja und Lu kennst du ja bereits.", schlüpfte es mir, in einem angesäuerten Ton, über die Lippen. Der Angesprochene hob nur kurz den Kopf, senkte ihn aber sofort wieder, als sich unsere Augen trafen. „Freut mich euch alle kennenzulernen, aber ich muss jetzt leider los, damit mein Flieger nicht ohne mich abdüst.", warf Sebastian fröhlich in die Runde. Ja, der war jetzt sicher richtig froh, sich drücken zu dürfen. „Soll ich dich ...", begann ich, da fiel er mir schon ins Wort. „Nein, schon gut! Du hast ja Besuch." Griff wieder meine Krawatte und zog mich etwas zu sich heran. Kurz hauchte ich ihm einen Kuss auf die Lippen und löste mich wieder aus seinem Griff. Dieses Rumgeknutschte in Beisein von Freunden hatte ich noch nie leiden können. Wenn man so drüber nachdachte, hatte so was bis jetzt auch keine Rolle gespielt. Sebastian von mir stoßen wollte ich aber auch nicht. So war der kurze Kuss für mich zumindest die perfekte Lösung. Er verabschiedete sich höfflich von allen und ging. Wir blieben zu viert, in ein peinliches Schweigen gehüllt, zurück. Das konnte ja heiter werden. Am liebsten wäre ich Sebastian nachgelaufen und mit ihm, in den Flieger nach London gestiegen.
„Ich glaube, Luigi wollte mit dir reden ..." eröffnete Alex. „Nicht wahr, mein Freund?!", richtete er an Luigi und verpasste ihm einen kräftigen Schlag gegen den Rücken. Lu hatte scheinbar gar nicht damit gerechten, denn er stolperte nach vorne und fiel direkt in meine Arme. „Sorry!", entkam es ihm etwas atemlos und er wich augenblicklich vor mir zurück, als hätte er sich verbrannt. Das ungute Gefühl verstärkte sich immer mehr. „Du musst nicht mit mir Reden, wenn du nicht willst.", richtete ich das Wort an ihn, um das anhaltende Schweigen zu brechen. „Doch ...", er hob den Kopf und sah mich zum ersten Mal heute Abend wirklich an. „Ich möchte mit dir reden! Können wir ...", unsicher sah er sich um, als überlege er noch, ob wir nach oben, oder in meine Geschäftsräume gehen sollten. „Lass uns hoch gehen.", nahm ich ihm die Entscheidung ab und erntete ein Nicken. Wieder schweigen ... Na dann hofften wir mal, dass das Gespräch oben nicht genauso einsilbig verlaufen würde. „Entschuldigt uns kurz!", bat ich Alex und Elias. „Keine Sorge, wir werden euch so schnell nicht vermissen." Uns gar nicht mehr beachtend zog Alex, Elias grinsend an sich. „Willst du mit mir tanzen, Darling?", wollte er stattdessen von seinem Freund wissen. Jetzt waren wir komplett abgeschrieben. „Träum weiter!", bekam er spitz als Abfuhr und ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Da hatten sich wirklich zwei gefunden.

Blue eyes (Cupcakes 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt