Kuss ohne Verstand -20-

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Könnten Sie die Unterlagen noch mit zu mir bringen? Mit vier Händen funktioniert es bekanntlich schneller.“ Der Braunhaarige grinst mich an, womöglich mit dem eigentlichen Hintergrund für seine lächerliche Frage. Seit der Nacht traute ich dem Anzugträger alles zu. Selbst das er mich dazu aufforderte, hier mit ihm zu schlafen.
Unsicher sehe ich ihn an. Doch was mich ebenfalls störte, war ich sein persönlicher Sekretär? „Ist das in Ordnung für Sie Herr May?“ Was sollte ich ihm nun sagen? Blieb mir denn überhaupt eine Auswahl? Ich stand unter ihm. Da es sich außerdem um eine geschäftliche Angelegenheit handelte, war die Antwort bereits klar. „Nein, allen in Ordnung. Ich helfe Ihnen gern dabei.“, versuche ich monoton zu sagen und Blicke auf meine Unterlagen, die bereits abgearbeitet sein sollten. Der Bau machte mich aber auch fertig mit seinen stechenden Blicken und seinen Anforderungen. Die waren nach der Einarbeitungszeit um einiges gestiegen, sowie die Anzahl seiner E-Mails. So ein Arsch. „Dann erledigen Sie Ihre Aufgaben und melden sich dann bei mir, ich habe noch eine Besprechung.“ Ohne auch auf eine Antwort meinerseits zu warten, macht er kehrt und schließt die Tür zu seinem Büro. Tief hole ich Luft und fühle mich ein kleines bisschen leichter. Doch Ruhe würde ich keine haben bei dem Stapel an Papier. Also dann rann an die Arbeit.

Während der Fahrt herrschte eisige Stille und ich verfluchte mich, nicht mit meinem eigenen Wagen hinterher gefahren zu sein. So war ich abhängig von dem hohen Tier und konnte nicht mit Maximilian reden. Der Braunhaarige konzentrierte sich vollkommen auf die Straße und schaltete zwischendurch elegant seinen schwarzen Mercedes. Tief durchatmen Stegi, du musst nur die Akten in die Hölle bringen. Lieber beobachtete ich die Umgebung, um mich etwas zu beruhigen. Immer weiter kamen wir in die Nähe seines Apartments und mein Bauch schmerzte leicht vor Nervosität. Meine Hände begannen auch wieder zu schwitzen. Der Braunhaarige stellte sich auf einen Parkplatz, der sogar für sein Kennzeichen reserviert war, als wir an dem Hochhaus ankamen. Sofort öffne ich die Beifahrertür, sobald das Auto zum Stehen kommt. Eine Sekunde länger hätte ich es da drinnen nicht ausgehalten. Herr Bau war ebenfalls ausgestiegen. Vorsichtig nehme ich einen Stapel der Ordner von der Rückbank und schließe die Autotür elegant zu. „Nun dann, folgen Sie mir.“, spricht er zu mir und läuft mit seinem Stapel voran. Mit ein wenig Abstand folge ich ihm. Im Aufzug ist es schweigsam zwischen uns. Ich bemühe mich, Herrn Bau durch die Spiegelfront des Aufzuges nicht anzusehen, doch ich spürte seinen Blick ganz genau auf mir. Verdammt, konnte der nicht woanders hinschauen?

Erleichtert seufze ich leise auf, als er die Tür zu seinem Apartment aufschließt und bereits mit dem Stapel vorgeht. „Ich stelle Sie hier auf den Schrank, wenn das Okey ist.“, sage ich, lege den Karton mit den Ordnern auf der Kommode des Eingangs ab und drehe mich in die Richtung des Anzugträgers. Erschrocken stoße ich gegen die Kante der Holzkommode, da Herr Bau direkt hinter mir stand. „Ich danke Ihnen Herr May. Dürfte ich Sie um einen weiteren Gefallen bitten?“ Seine tiefe Stimme verursachte direkt Gänsehaut über meinen Körper. Von Anfang an war mir schon flau im Magen geworden, als mich Bau darum gebeten hat zu ihm zu kommen. Jetzt war es nur ein Bangen darum, was er diesmal von mir verlangte. „Was für einen Gefallen denn?“, frage ich nervös zurück, traue mich nicht diese herunterzuschlucken. „Bitte bleiben Sie noch eine Weile.“ Wie aus der Pistole geschossen kam diese Antwort zurück und ich glaubte mich verhört zu haben. Ich ahnte schlimmes, denn bei einem netten Plausch würde es bei der Aktion nicht bleiben, da war ich mir mehr als sicher! „Entschuldigen Sie, aber ich-“, mein Atem stockte, als ich das raue Paar seine Lippen im nächsten Moment spürte. Mein Herzschlag setzte für eine Sekunde aus und pumpte danach doppelt so viel Blut durch meinen Körper. Er küsste mich! Kaum hatte ich die Chance zu reagieren, löste sich der Anzugträger von mir.

Unsere Blicken kreuzten sich dabei, abwartend mustert er mich. Er wartete auf meine Antwort. Verdammt, ich würde so oder so in die Hölle kommen! Dann war es auch egal ob ich es zuließ oder nicht. Einmal waren wir schon im Bett gelandet, da würde dieses Mal keinen Unterschied machen. Dann war ich derjenige, dessen Lippen innig die meines Gegenübers küssten. Mein Gewissen war verdrängt wurden. Wärme breitete sich in meinen Körper aus und ich seufze zufrieden gegen die rauen Lippen des Braunhaarigen. Im nächsten Moment wusste ich, das ich niemals eine Chance hatte ihm zu widerstehen. Er war viel zu attraktiv. Die Hitze, die er in mir auslöste, brannte nicht auf meiner Haut, sie prickelte angenehm. Ich wollte mehr von diesem Gefühl.

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Job mit Extras -Stexpert-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt