Verzweiflung und Angst -35-

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„Verdammt das bringt doch auch nichts.“, murmle ich vor mich hin und lasse mich auf Tims Stuhl im Esszimmer fallen. War er nicht doch einfach blind und hat nie bemerkt, wie man ihn anschmachtete? Wer verdammt steckte hinter diesen Briefen? „Dafür wird es ganz bestimmt eine Erklärung geben.“, murmelt mein Gegenüber mehr zu sich selbst. Ich brauchte ganz dringend frische Luft. Das brachte uns Beide nicht weiter, wenn sich Tim nicht einmal daran erinnerte, wessen Herz er sonst noch gestohlen hatte. Bisher war ich insgeheim erleichtert, noch keine böse Überraschung in den Schriftstücken gefunden zu haben. „Ich glaube, ich geh eine Runde, um den Kopf klar zu bekommen. Vielleicht fällt mir dann was ein.“, spreche ich zu Tim und erhebe mich seufzend. Frische Luft konnte nur gut tun, Vorhallen am Abend, wenn nicht mehr so viel los war. „Wir können auch gemeinsam überlegen Babe.“ Sofort schüttle ich den Kopf. „Tut mir leid Tim, aber ich muss alleine nachdenken.“ „Stegi, das sind nur Scherze, nimm die Briefe nicht ernst. Wieso hast du sie überhaupt aufgehoben?“ Ich beiße mir auf die Lippen, meine Hände verkrampfen sich dabei. Verstand er nicht, dass mich das Ganze mitnahm? Ohne ein weiteres Wort zu ihm zu sagen, streiche ich mir meine Jacke über und verlasse das Apartment. Jeder Moment war wirklich schön mit meinem Freund gewesen, jedoch wenn es Dinge betraf, die mich viel zum Nachdenken brachten, war eure nicht wirklich verständnisvoll, Er regelte die Dinge in seinem Leben nun mal anders und konnte schlecht nachvollziehen, wie es in meinem Kopf vor sich ging. Nur bemühte er sich nicht einmal meine Sorge zu verstehen.

Lustlos puste ich Luft aus meinem Mund, um meinen Atem zu sehen. Das Blut brodelt in meinem Körper, als sich die Kälte um meinen Körper schlängelt. Ich sollte mich nicht darüber ärgern, dass der Braunhaarige mein Unwohlsein verstand. Der anonyme Absender war wichtiger, dafür war ich extra Energie tanken gegangen. Was hatte ich bisher zusammen? Die Sender wusste, wo ich wohnte, da er nicht einmal eine Briefmarke oder sonstiges verwendete. Jedes Mal war der Brief blanko gewesen. Der Inhalt bestand lediglich aus wenige Zeilen, die über ein Schreibprogramm ausgedruckt worden sind. Kein einziges Mal wurde in Handschrift geschrieben, wenn hatte man die Zeilen nur so formatiert. Die Person wusste von meiner Beziehung zu Tim. Nur wie lange schon? Das war ungewiss. Wieso hatte ich nicht einfach eine Kamera angebracht, die filmte, wenn etwas in meinen Briefkasten gesteckt wurde? Das hätte einiges erleichtert und vielleicht nach wenigen Briefen den Täter identifiziert.

Während mich meine Schritte immer weiter von dem Apartment meines Geliebten trugen, stach ein unangenehmes Gefühl in mein Bewusstsein. Unauffällig schaue ich mich immer wieder um, da das Gefühl der ständigen Beobachtung auch nach weiteren Minuten nicht verschwindet. Es wäre nicht das erste Mal, dass ich mir einreden würde, etwas zu sehen, aber jetzt war es anders. Es fühlte sich viel präsenter und realer an. Waren das Schritte, die leise in mein Ohr drangen? Meine Schritte werden unbedacht schneller. Meine Atmung beschleunigt sich. Wurde ich nun komplett verrückt? Ich wollte so schnell wie möglich zurück zu Tim. Ich beginne beinahe zu rennen, als die Scheinwerfer eines Autos erleuchten. Einen Moment denke ich, dass mein Herz für einen Augenblick stehen bleibt. Ich stehe mitten im Lichtkegel. Meine Augen benötigen einen Moment, bis sie sich an die Helligkeit gewöhnen. Mein Atem hält an, als ich bemerke, welches Auto da in Gang gesetzt wird. Es ist der silberne Golf von vorhin. Der Golf, der mir schon mehrere Mal im Innenspiegel aufgefallen war. Ich hatte mir das Ganze nicht eingebildet.

„Endlich erwische ich dich. War ziemlich anstrengend dir zu folgen.“ Die Autotür ist geöffnet, während die weibliche Stimme erklingt. Ist das etwa-? „Aber nun, können wir uns endlich unterhalten." Auf ihren Lippen ist ein Lächeln. Ihre Haare sind dunkel, vielleicht sogar schwarz? „Wer bist du?“, hauche ich in die Nacht, trete einen Schritt zurück. „Ich glaube nicht, dass es für diesen kleinen letzten Moment eine Rolle spielt.“ Sie klingt nicht freundlich, erfreut sich abwertend darüber, dass ich nicht weiß, wer hier vor mir steht. „Du hast mir meinen Mann gekrallt, den ich mir auch wieder zurückholen werde.“ Der Kegel des Lichtes beeinflusst meine Sicht, sodass ich kaum erkenne, was sie tut. Es raschelt, ehe die Frau die Tür zu schlägt und einen Schritt auf mich zukommt. Sie trägt hohe Stiefel und einen langen Mantel, der ihre Beine perfekt bedeckt. Das Ganze schien nicht zu einer freudigen Unterhaltung zu werden. Wieso geriet ich auch immer wieder in so ein Schlamassel? Ihre Hände stecken tief in den Taschen des Mantels. Sie scheinen sich unruhig darin zu bewegen.

„Wir waren zwei Jahre zusammen und ich lasse nicht zu das so ein hergelaufenes Arschloch ihn mir wegnimmt!“ Sie ist völlig außer sich. Ihre Stimme schallt über den Parkplatz und bereitet mir Kopfschmerzen. „Er hat mich immer geliebt, immer!“, die Oktaven Ihrer Stimmbänder erhöhen sich unglaublich. Zwei Jahre? War er doch noch mit ihr zusammen, bevor er mich verführte? Mir wurde unwohl. Diese Frau war so hysterisch, ich traute ihr in diesem Moment alles zu. „Und wenn es dich nicht mehr gibt, kommt er wieder zu mir zurück!“ Die dunkelhaarige Frau lacht bitter und kramt in ihrer Jackentasche umher. Sie scheint fündig geworden zu sein, als sie mich siegessicher angrinst. Ein Griff aus Hartplaste mit einer glänzenden Klinge. Scheiße.

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Job mit Extras -Stexpert-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt