Der Blonde war sofort einverstanden gewesen, nachdem ich gefragt habe, ob ich die nächsten Tage bei ihm schlafen darf. Ich hatte ihm erklärt, dass Tim davon soweit nichts mitbekommen soll, nur in diese Wohnung würde ich keinen Schritt mehr reinsetzen. Diese Frau hat jegliches Sicherheitsgefühl aus diesen 4 Wänden absterben und verschwinden lassen. Allein der Gedanke dort allein zu sein, würde das Gefühl der Übelkeit meinen Körper sofort übernehmen lassen. Ich wollte vor Tim nicht wie ein Versager stehen, auch wenn es hier um mehr als eine kleine belanglose Sache ging, doch ich wollte das ganz allein schaffen. Es war lächerlich wie viele absurde Gedanken in meinem Kopf kreisten, aber ich würde dem Braunhaarigen nicht freiwillig erzählen das ich bei Maximilian wohnte.
Es war die Angst vor Ablehnung. Ablehnung das er nein sagen könnte, wenn ich ihn fragen würde, ob ich mich eine Zeit lang bei ihm einquartieren dürfte. Vielleicht würde er das Ganze beenden, weil er sich diese Last nicht so früh annehmen wollte. Es war lächerlich zu denken. Doch war er mit Maximilian eine meiner größten Stützen. Auch Steffanie ist mir sehr ans Herz gewachsen, aber sie will ich mit so einem Thema nicht belasten. Sie weiß noch nicht einmal das ich und mein Vorgesetzter ein Verhältnis haben. Ob Sie mich dafür auch abstoßen würde? Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, wann ich eigentlich so ein weiches und emotionales Herz bekommen habe. Eigentlich war ich immer der, der nur gelacht hat und alles auf die leichte Schulter genommen hat. Und nun? Nun habe ich Schiss mit meinem Partner über meine Angst zu reden. Zumal das Ganze nie passiert wäre, wenn ich kein Verhältnis mit ihm gehabt hätte. Das die Alte so durch geknallt ist, dass ich ihm dafür nicht die Schuld geben kann.
So geht das Ganze schon drei Wochen. Wenn ich nicht zwischendurch eine Nacht bei dem Braunhaarigen genächtigt habe, dann habe ich jede andere Nacht bei Maximilian verbracht. Meine eigentliche Wohnung hatte ich nur einmal mit dem Blonden betreten, um ein paar Sachen zu holen. Ich hatte es kaum ausgehalten und fast eine Panikattacke erlitten, weil ich damit gerechnet habe das diese Frau in jedem Raum stehen könnte. Mein Versteckspiel klappte bisher sehr gut. Da der Braunhaarige mich jeden Mal zwei Straßen weiter von dem Bürokomplex aussteigen ließ, musste ich meist nicht selbst mit dem Auto fahren. Auf dem Rückweg zur Wohnung hat mich bisher immer Maximilian mitgenommen, wenn mich mein Chef nicht für sich selber beansprucht hat. So hat sich mein Auto so gut wie nie bewegt. Tim hatte mich seit dem Vorfall nicht mehr darauf angesprochen. Womöglich um mich zu schützen.
„Schade das meine Wohnung so klein ist, sonst hätten wir eine richtige Männer-WG aufmachen können.“, grinst mich Maximilian an und stopft sich gleich mehrere Chips in den Mund. Wir sitzen gemeinsam auf seiner Couch und schauen einen Film. Vorbei wir mehr aufs Quatschen fixiert sind als auf den Film. „Tja, dann lach dir eine Größere an und wir können nochmal darüber reden.“, feixe ich zurück und greife ebenfalls in die Tüte. Wir unterhalten uns über das nächste Meeting, da bald eine größere Implementierung einer neuen Funktion in das bestehende System durchgeführt wird und alle bisherigen Tests erfolgreich sein müssen. Und der Thiel will immer einen Bericht haben, einen Ausführlichen mit jedem kleinen Detail. Während wir weiter in die Theorie gehen und nebenher immer über die Dummheit mancher Kollegen sprechen, bemerke ich erst beim dritten Mal, das mein Handy vibriert hat. Sofort ziehe ich dieses aus der Tasche und meine Augen werden groß. Tim hatte mir geschrieben, mehrere Male und sogar bereits 2 mal angerufen. Seine letzte Nachricht ist ein simples „Wo bist du?“, danach erfolgten die zwei Anrufe. Davor fragt er, wo ich denn stecke, da ich nicht aufmache. Das der Braunhaarige einfach so vor meiner Tür steht habe ich natürlich nicht bedacht. Schließlich fuhren wir gleich nach der Arbeit zu ihm oder ich kam erst abends vorbei, wobei das in letzter Zeit nicht oft vorgekommen ist. Scheiße.
„Warte kurz, Bau hat angerufen.“, unterbreche ich Maximilians Redefluss und drücke auf den Hörer. Es ist ungewohnt ihn bei seinen Nachnamen zu nennen. Der Blonde neben mir schweigt und schaut mir gespannt zu. Es dauert keine 5 Sekunden und er hat abgenommen. „Wo bist du?“, kommt es direkt und bei seiner Stimmlage zieht sich meine Brust zusammen. Mein Freund kling überhaupt nicht begeistert und außerdem ziemlich sauer. „Ich bin bei Maximilian.“, antworte ich ihm zögerlich und nicke meinem Sitznachbarn zu. Der Blonde weiß genau was ich damit deuten möchte und sagt ein freundliches Hallo ins Mikrofon. „Und wo bist du den Rest der Tage, wenn ich vor deiner dunklen Wohnung stehe? Etwa auch bei Maximilian?“ Fuck. Der Vorwurf in seiner Stimme ist kaum zu überhören. „Nein, ich war bei Maximilian an diesen Tagen.“ Ich bin leider nicht wirklich so selbstsicher bei diesen Worten, wie ich eigentlich gehofft hatte. Der Braunhaarige würde das sicher falsch aufnehmen. Ich muss ihm unbedingt mitteilen das ich wirklich die letzten drei Wochen bei Maxi gewohnt habe. Mein zweites Veto kommt wohl zu spät, da ich nur noch ein: „Aha.“, aus der Leitung vernehme und danach das Freizeichen ertönt. Scheiße, scheiße, scheiße. Der glaubt mir nicht. Würde ich mir bei der Stimmlage leider auch nicht. Bevor ich es wirklich mitbekomme, werden meine Augen bereits glasig.
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Job mit Extras -Stexpert-
FanfictionSchon lange sucht der blondhaarige Stegi May einen Job und es wird zunächst alles perfekt. Der Kollege ist der beste Zeitgenosse und der Chef scheint nicht ganz so arrogant zu sein wie er denkt. Somit startet ein Leben voller Bürostress, dreckigen...