Arbeit und Pfannkuchen -42-

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Nach diesem Abend fühlte ich mich besser denn je. Es ließ wirklich alles Negative aus meinem Körper vertreiben und ein wenig Mut fassen. Klar würde ich diesen Parkplatz so gut es ging vermeiden da die Angst nicht von heute auf morgen verschwunden war, aber ich hoffte sehr das die Zeit alle Wunden heilen würde. „Los, wir kommen zu spät.“, sprach Tim zu mir und klimperte mit dem Wohnungsschlüssel. Bisher hatten wir nicht darüber gesprochen, ob ich die nächsten Tage bei ihm verbringen würde. Nur eines war sicher, ich würde meine Wohnung nur in Begleitung betreten und selbst das war ein großer Schritt für mich. Vorzugsweise musste wohl das Büro mein zweiter Schlafplatz werden, denn allein wollte ich nicht mehr in diese vier Wände zurück. Diese waren kein Zuhause mehr für mich, kein Ort an dem ich mich jemals wieder geborgen fühlen könnte.

„Ich lasse dich dann wieder um die Ecke raus, damit es keinen unnötigen Tratsch gibt. Ich möchte nicht verantwortlich sein, wenn du deinen Job verlierst, auch wenn ich das Sagen habe.“ Ich nicke seinen Worten zu und schaue weiterhin aus dem Fenster. Noch einen Tiefschlag brauchte es nicht, nicht jetzt. Einen Job würde ich bestimmt schneller wiederfinden als mit lieb ist, aber auch Tim könnte gezwungen werden den Platz an Herr Thiel abzugeben, sollten sich solche Gerüchte verstreuen. Der Chef hat ein Verhältnis mit seinem Assistenten. Nein Danke. Der Braunhaarige gibt mir einen zarten Kuss, bevor ich aus schwarzen Mercedes steige und in der Bäckerei zwei Straßen weiter Pfannkuchen für Steffanie, Maximilian und mich hole. Ob ich den Braunhaarigen wirklich schon fragen soll? Ich weiß das er meine Angst und die stetige Panik versteht, aber sicher bin ich mir nicht, ob er seinen Assistenten jederzeit um sich haben möchte.

Mehr als ein Monat Beziehung war einfach zu gering, um schon über das Zusammenziehen zu reden, geschweige denn nachzudenken. Vielleicht würde Maximilian mich ja aufnehmen?

„Guten Morgen liebste Kollegin.“, strahle ich der Schwarzhaarigen am Empfang entgegen. Ihre Lippen ziehen sich ebenfalls zu einem Lächeln und sie schaut strahlend auf die Tüte in meinen Armen. „Stegi, du bist ein Schatz, genau zum Montag braucht es viel Zucker!“ Lachend halte ich ihr die Tüte entgegen und frage beiläufig, ob Tim bereits eingetroffen ist, auch wenn ich die Antwort bereits weiß. „Ja der ist vor so 10 Minuten eingetroffen und schien nicht gerade glücklich darüber das er arbeiten muss. Er ist aber heute in vielen Meetings. Du solltest also deine Ruhe haben.“, beantwortet Sie meine Frage und ich bedanke mich bei ihr, um mich auf den Weg zu Maximilian zu machen. Der ist bestimmt gespannt wie ein Bogen, zumindest so lang bis ich ihm vom Freitag erzähle. Ich war so dankbar, dass er momentan allein im Büro saß. Sonst könnten wir vermutlich über so gut wie gar nichts reden, damit es intern nicht die Runde macht.

„Guten Morgen du Socke“, grinse ich den Blonden an und stütze mich an den Tresen der Buchhaltung ab. „Guten Morgen Blondie.“, seine Worte verstummen und bemerken die Tüte in meiner Hand. „Ich hoffe Sie hatten ein gutes Wochenende Herr May.“ Er beginnt zu lachen und ich kann es mir selbst nicht verkneifen etwas laut zu kichern. Mit dem Blonden gab es keine trübe Stimmung und das mochte ich an ihm so. Es gab immer etwas zum Lachen. Bei ihm war der Arbeitsplatz nicht nur mit Konzentration und Stress verbunden, sondern auch mit Freude und Spaß. „Du Fresssack.“, kichere ich und halte ihm die duftende Tüte entgegen. „Selber Schuld, wenn du meine Sucht auch immer wieder unterstützt. So komme ich nie davon weg.“, erhalte ich als trotzige Antwort. Ich schaue Maximilian beim Essen zu und überlege, wie ich ihm das Ganze beichten soll, ohne dass die Ganze Firma durch seine vermutlich laute Reaktion wach wird. Vielleicht sollte ich ihn eher fragen, ob wir uns bei ihm treffen. Lieber jetzt, als wenn er mich fragt, dann könnte ich es nicht einfach abwehren, wollte ich auch gar nicht. „Wie wäre es, heute bei dir?“, frage ich und falte die Öffnung der Tüte zusammen, damit die leichte Wärme der Pfannkuchen nicht ganz verschwindet. „Klar, bringst du wieder was Süßes mit?“ Ich nicke und bespreche mit dem Blonden noch, wann ich bei ihm aufschlage, bevor ich mich in das Büro von Tim und mir mache.

Die Lichter des Vor-Büros sind noch aus. Sieht so als ob er es nicht mal bis hierhergeschafft hat und gleich in das erste Meeting gestürzt ist. Typisch. Gemütlich fahre ich den Rechner hoch und öffne alle nötigen Programme. Den Stapel Arbeit von der Buchhaltung hatte ich auch mitgenommen, den würde ich als erstes abarbeiten, solange keine eiligen E-Mails eintrudeln. So vergehen beinahe 3 Stunden, ehe ich durch das gewaltvolle Öffnen der Tür erschrocken zusammenfahre. Mein Blick eilt zur Tür und ich presse die Lippen zusammen. Der Braunhaarige ist eingetreten und seinem Gesicht nach zu urteilen ist er genervt und braucht dringend Entspannung. „Büro, jetzt.“ Mehr braucht es nicht und ich laufe ihm eilig hinterher. Lächerlich.

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Job mit Extras -Stexpert-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt