Lass mich niemals allein -37-

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Dumpf dringt die Sirene des Polizeiautos in meine Ohren, doch ich kann mich darauf nicht konzentrieren. Krampfhaft versuche ich Luft durch meine Lungen strömen zu lassen. Mein Blick bleibt weiterhin starr auf Tim, der mich genauso verzweifelt ansieht. Ich wusste nicht was ich denken sollte. Ich war so überfordert. Wie sollte man in so einer verdammten Situation ruhig bleiben? „Scheiße, jemand hat die Bullen gerufen.“, höre ich die Stimme der Frau neben mir murmeln. Ich schlucke nervös. „Dann muss ich dich halt sofort zur Strecke bringen.“, haucht die Dunkelhaarige in mein Ohr. Ihr Grinsen spüre ich deutlich, auch wenn ich nicht in ihr Gesicht sehen kann. Die Dunkelhaarige drückt die Klinge noch fester gegen meinen Hals. Ich kann nicht sagen, ob sie wirklich schon Hautschichten durchtrennt hat, aber es tat einfach nur weh und ließ meine Angst nur höher steigen. Das Einzige was meine Lippen überkommt, ist ein Wimmern. Jedes Schluchzen würde die Klinge nur weiter die Zellen meines Halses durchtrennen lassen.

Im Hintergrund erkenne ich durch die immer wieder aufkommenden Tränen nur schlecht, wie die Beamten aus ihren Einsatzwagen stürmen. Es scheint als wären sie bewaffnet. Bitte holt diese Frau von mir weg! Ich war viel zu jung, hatte so gut wie nichts erlebt. Ich hatte endlich ordentlich Fuß gefasst, wirklich das Gefühl verspürt, glücklich zu sein. Das sollte mir nun direkt genommen werden? Das war nicht fair! Ich hatte immer versucht das Beste aus meinem Leben zu machen und niemanden ungewollt ans Bein zu pissen und dennoch sollte ich bestraft werden?

„Lassen Sie sofort das Messer fallen!“, dröhnt es in meinen Ohren und ein weiterer Schwall an Tränen überquert meine Wangen. Mein Körper zittert ohne Pause weiter. Meine Beine scheinen auch endlich aufhören zu wollen, mir die Kraft zum Stehen zu geben. Bitte, bitte holt mich weg! Wie lächerlich musste es wohl aussehen, wenn eine Frau einem Mann ein Messer an der Kehle hielt? Doch sie hatte auch einen verdammt festen Griff. „Nichts werde ich!“, schreit die Dame hinter mir zurück und drückt mich einige Schritte mit nach hinten. Auch wenn sie mit ihren Waffen auf die Dame zielten, so wussten sie beide, dass sie mich mit einem Schuss ebenfalls in Gefahr bringen würden. Das konnten sie nicht riskieren. Nur wie sollte das hier ohne meinen Tod enden? Diese Frau würde niemals ihre Beute aufgeben, nur wenn sie damit erreichte, was sie wollte. Das Tim mich nicht kriegen würde.

Die Beamten versuchen die verrückte Frau irgendwie zu überzeugen, doch jedes Mal lacht sie hämisch. Sie scheint nichts mehr wirklich wahrzunehmen, so sehr umwerfen sie Sie mit Worten. Immer wieder schaue ich verzweifelt zu dem Braunhaarigen. Die Angst und Sorge in seinen Augen kann ich genau erkennen. Ich schlucke und versuche ansatzweise ordentlich zu atmen, um nicht gleich umzukippen. Das Blut rauscht in meinen Ohren und mein Herzschlag ist so laut, dass jeder ihn hören kann.

Einen Moment später geht alles schnell. Der Druck an meinem Hals nimmt ab und die Wärme des Körpers hinter mir auch. Haben Sie sich von hinten angeschlichen? Keuchend lasse ich mich auf den Asphalt fallen und versuche meiner Lunge genügend Sauerstoff zukommen zu lassen. Meine Hand legt sich wie von selbst an meinen Hals, in der Hoffnung etwas retten zu können, vielleicht blutete es bereits. Ich spürte nichts mehr. Unachtsam fange ich an jeden zurückgehaltenen Schluchzer entfliehen zu lassen. War es nun endlich vorbei?

Ich nehme nicht wahr, wie die Frau von den Beamten in den Streifenwagen gesetzt wird. Zu sehr bin ich damit beschäftigt, zur Ruhe zu kommen. Sie war kurz davor mir das Leben zu nehmen, hätte nicht jemand die Polizei gerufen. Noch nie hatte ich solch eine Angst gespürt wie in diesem Moment. „Stegi.“, flüstern Tims Worte in mein Ohr und seiner Arme legen sich schützend um meinen bebenden Körper. Verzweifelt klammere ich mich an Tim und ich kralle mich verzweifelt an diesen. „Tim du Idiot, lass mich bitte nie mehr allein...“, kommt es schluchzend über meine Lippen und ich klammere mich umso fester an Tims Oberkörper. Seine Hand streicht sanft über meinen Rücken. Das Ganze war ein riesengroßer Schock. Beinahe hätte ich mein Leben verlieren können. Ich war so froh das Tim rechtzeitig gekommen war. Diese Frau hätte mich wirklich erstochen, so unverstellbar war ihre unerwiderte Liebe.

„Niemals. Es ist jetzt vorbei, ja?“, hauchen seine Worte beruhigend in mein Ohr und ich nicke erleichtert. Meine Nase vergrabe ich dabei nur tiefer in seiner Halsbeuge. Wäre ich nur nicht rausgegangen, wäre ich lieber bei Tim geblieben und hätte mit ihm gemeinsam nach einer Lösung gesucht. Doch was, wenn Sie mich dann woanders abgepasst hätte? Vielleicht hätte mir dann niemand helfen können. „Du brauchst keine Angst mehr haben.“ Wieder nicke ich nur und ein weiterer Schwall von Tränen überkommt mich.


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Job mit Extras -Stexpert-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt