Lüg mich nicht an -34-

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Die nächsten Tage war es wirklich ruhig. Fast hatte ich vergessen an den Brief zu denken, bis ein weiterer in meinem Briefkasten lag. Weiterhin ohne Absender. Die Drohungen wurden wie beim ersten auf wenige Zeilen beschränkt. Der Einzige unterschied bestand darin, dass einige Worte fehlten. Maximilian hatte ich alle Briefe gezeigt und auch er hatte keinen Schimmer, wer sich diesen Scherz erlaubt hatte. Nur wer sollte von mir und Tim Wind bekommen haben? War die Person ein Mann oder doch eine Frau? Auch als ich an diesem Tag in den Briefkasten schaue, grinst mich ein weiterer Brief an. Während ich meine Wohnung betrete, öffne ich diesen und bleibe stehen als ich diese Zeilen lese.

Ich finde dich. Du wirst …
Wenn du nicht Schluss machst, wirst du …
Pass auf das ich dich nicht …

Okay, das reichte nun. Ich musste Tim darauf ansprechen. Diese Zeilen waren Drohungen und mit einem besessenen Verliebten wollte ich mich nicht anlegen. Zu viele Filme hatte ich darüber gesehen, wie die Partner gestorben sind. Dafür war mir mein Leben zu sehr ans Herz gewesen. Meine Finger zittern und ich merke auf der Fahrt, dass es mir schwer fällt mich auf den Verkehr zu konzentrieren. Ich sollte nicht fahren, doch es ließ mir einfach keine Ruhe. Zudem fühle ich mich beobachtet. Ein silberner Golf verfolgt mich. Stegi, der will auch nur Nachhause, das ist nur ein Zufall. Ich sollte mich nicht noch verrückt machen. Ich dachte mich gerade in Rage. Ich hoffe, dass Tim mir sagen konnte, was das alles sollte.

Schon beinahe impulsiv öffne ich die Fahrertür und steige aus meinem Auto. Der Golf war nicht mit mir abgebogen. Das beruhigte meinen Kopf immerhin ein bisschen. Hastig greife ich nach allem wichtigen und mache mit zum Haupteingang des edlen Wohnungskomplexes.

Geduldig warte ich, bis das Surren erklingt und ich die Treppen hinauf sprinte. Das Gefühl eines stechenden Blickes auf meinem Rücken bleibt jedoch immer noch bestehen und lässt mich meinen Körper schütteln. Das Ganze macht mich wahnsinnig. Dabei war das doofe Auto doch verschwunden. „Hallo mein Hübscher, du überrascht mich.“, Tims Stimme lässt mich einen Moment vergessen, warum ich hier bin. Ich lächle dem Braunhaarigen entgegen und küsse ihn gierig auf die Lippen. „Ich muss mit dir reden.“, nuschle ich leise, befreie mich von meinen Schuhen und meinem Mantel. Meine Tasche lasse ich auf dem Küchenstuhl nieder und wühle nach den Briefen.

„Kannst du mir erklären, warum ich die hier bekomme?“, frage ich den Braunhaarigen und breite die Briefe auf seinen Esstisch aus. Die Augenbrauen meines Gegenübers zucken und er wirft einen Blick über jedes Schriftstück. Sein Gesichtsausdruck zeigt keine Regung. „Nein, keine Ahnung.“, sagt er nach einer Weile, schaut immer wieder auf die Zeilen. „Ich dachte erst das ist ein Spaß, aber dann kamen immer mehr von den Dingern.“ Ich stütze meinen Kopf auf meiner Hand ab. Wenn das auch nur wirklich ein Spaß war, konnte sich die Person warm anziehen.

„Tim, Hast du mich angelogen? Gibt es da jemanden?“, frage ich ernst und atmete aus. Ich liebte diesen Mann. Es würde mir das Herz brechen, nun eine Bestätigung von ihm zu bekommen.

„Nein, niemanden. Ich habe keine Frau oder sonst jemanden. Ich habe reinen Tisch gemacht, nachdem ich dich gefragt habe, ob du mein Freund sein willst.“ Seine Worte klingen vertrauenswürdig doch ich zögere. Wieso sollte man mir dann solche Briefe schreiben? Tim musste doch wissen, dass man ihn verehrte. So sehr, dass man mir Drohungen schickte. „Bitte Tim, ich ertrag es nicht. Wieso sollte man mir die dann schreiben? Gibt es niemanden der dir Geschenke geschickt hat oder jemand der dich verehrt?“ Ich lasse mich auf dem Küchenstuhl nieder und vergrabe meine Hände in meinen blonden Haaren. „Nein.“ Das war seine Antwort.



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Job mit Extras -Stexpert-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt