| 3 | Meine Tätigkeit

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Am nächsten Morgen wurde ich aus dem Schlaf gerissen. Wieder war das ein Klopfen. Es klang eher hektisch und lauter. Von der weiblichen Stimme her, die meinen Namen rief, konnte ich ausschließen, dass das Kazuha war. Warum dachte ich wieder an ihn? Er erinnerte mich bloß an jemanden..

Ich stieg von meiner Koje runter, ging entspannt zur Tür und konnte Furong erblicken. Sie sah mich eine Weile an. Stumm und war dabei mich zu mustern. Ihre Augen blieben lange auf mein Gesicht hängen, bevor sie ohne meine Erlaubnis eintrat und ich hinter ihr die Tür schloss.

Meine Hand hob sich und ich legte sie auf meinen Lippen, da ich gähnen musste. Kurz darauf begann das braunhaarige Mädchen zu sprechen. So ganz konnte ich ihr nicht folgen, da ich ziemlich müde und erschöpft war. Mein Oberkörper hing halb und ich konnte noch aufrichtig stehen. Das einzige, was ich mitbekommen habe, war, dass ihre Präsenz um sie herum mich unwohl fühlen ließ. Die Luft, die sie in meine Kajüte mitgebracht hatte, war angespannt und kalt. Meine Haut prickelte.

„Sag mal, hörst du mir überhaupt zu, Mizuki?", sie klang streng und ernst. Ein Ton, der mich vor ihrer boshaften Seite warnte. Eine, die ich ungern erleben wollte.

„Ehh, nein?", ich legte mein Kopf zur Seite und schaute sie leicht verschlafen an, „Fasse dich bitte kurz, ich muss noch meinen wunderschönen Traum erkundigen", ich lächelte sie danach an. Meine Haltestellung änderte sich schließlich, als sie laut seufzte.

„Also wirklich, das ist überhaupt nicht angebracht", mein Blick verfinsterte sich, als ich das gehört hatte. Ihre Predigt, was mein Verhalten anging, hörte ich mir noch weitere zwei Minuten an, eh ich in die Hände klatschte, da ich sonst mein Geduldsfaden verlieren würde.

„Habe verstanden", kam von mir fröhlich, „Danke für deine Ratschläge. Ich bereite mich für das Frühstück vor. Bitte warte so lange außerhalb meiner Kajüte, Furong".

Ich klang noch ruhig, aber am liebsten hätte ich ihr ins Gesicht geschlagen. Klingt hart, ist nun mal die Wahrheit. Was ich überhaupt nicht ausstehen konnte war es, wenn man mich morgens nervte und man mir sagte, was ich richtig machen musste und was nicht. Niemand hatte zu entscheiden, wie ich mich verhalten sollte. Erst recht nicht eine Fremde, die ich seit fünf oder sechs Stunden kenne, oder meine Tante. Ich selber hielt mein Leben in der Hand und durfte die Person sein, die ich sein wollte. Solche Kriterien hatte ich mir oft genug angehört.

Das Mädchen vor mir nickte und verließ mein Zimmer. Danach ließ ich ein genervtes Seufzen von mir, musste mein Kopf schütteln und mir klare Gedanken verschaffen. Ich hob mein Kinn, setzte mir mein Lächeln auf und redete mir ein, dass es ein wunderschöner Tag werden wird.

Im Badezimmer zog ich mich schnell um und band mir meine blauen, leicht lockige Haare in zwei Zöpfe, die wie die Hälfte einer Schleife oben hingen und die restliche die Bände unten bildeten. Meine gelbe Strähne ließ ich wie immer auf meiner Brust, da sie meine goldenen Augen betonten.

Außerhalb meiner Kajüte wartete glücklicherweise nicht dieses Mädchen, weswegen ich beruhigt aufatmen konnte und mich zu der Messe begab.

Laute Stimmen. Die Crew warf Wörter durcheinander. Der Raum, mit Gerüchen gefüllt. Vom Essen und Wein. Eine Reihe von Tischen, die ein Hufeisen oder einen "u" bildeten und hinten, in der Mitte, Kazuha und Beidou. Neben ihr ein Platz, der letzte, frei.

Bereits als ich ankam, winkte sie mir zu. In der Hand hielt sie ein großer Becher, der einem Fass glich. Auf ihren Lippen lag ein Lächeln, wie die auf meinen. Sofort begab ich mich zu ihr und setzte mich auf den leeren Stuhl hin. Den Rücken aufrecht und die Hände auf den Tisch, jeweils neben den Teller. Rechts die Gabel und links das Messer. Ich hob eine Augenbraue und legte mein Besteck andersherum. Als ich mein Blick durch die Runde warf, fiel mir auf, dass Kazuha ebenso sein Besteck so liegen hatte und Beidou. Alle anderen nicht.

Kirschblüten und Ahornblätter | Kazuha ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt