| 10 | Ängste

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„Verzeih mir, die sind alle auf meine Kappe", ich entschuldigte mich erneut bei ihm. Wir wanderten immer noch umher. Die Nacht brachte vieles mit sich. Die Atmosphäre war ruhig und ich genoss sie.

Er schmunzelte, „Du bist stärker geworden. Außerdem findet die Verfolgung nicht nur hinter dir statt".

Ich bekam kleine rote Flecken auf meine Wangen. Er lobte mich. Das war -glaubte ich- mein zweites Lob, den er ausgesprochen hatte. Ich wusste nicht wieso, aber irgendwie war das eine ganz besondere Ehre für mich.

„Mizu, wolltest du mir nicht vorhin etwas sagen?", Kazuha weichte von meiner Seite und trat mit seinen Schuhen in das Meerwasser. Ich blieb vor der Schwelle. Die Wellen berührten beinahe meine Zehe.

„Ach das.. Nein, nichts, nichts!", ich wurde verlegen und wandte mein Blick von ihm ab, „Du weißt schon, dass du dir eine Erkältung einfangen kannst", ich nickte und sprach mit einer hohen Stimme.

Als Antwort spürte ich, wie Wassertropfen auf mir landeten. Kazuha schmiss noch mehr Wasser auf mich, ich schreckte zurück, zuckte zusammen und hörte seine schelmische Stimme, „Hast du Angst?".

Ich blies meine Wangen und stürzte hinter ihm her. Ich spritzte ihn zurück und wir tobten herum. Das Wasser plätscherte, wir zerstörten die harmonische Stille. Er lachte dabei. Es klang süß, kindisch und auch sanft. Ich lief ihm hinterher, quietschte oder schrie panisch, aber spielerisch auf, wenn er mir hinterherlief. Es machte so viel Spaß.

Meine Kleidung war bis zu meinen Hüften nass. Meine Haare, meine langen Ärmel und auch mein Oberteil, da er mich immer voll erwischte. Ich bewegte schwer meine Beine aus dem Wasser, versuchte ihm zu entkommen, da packte mich etwas an den Beinen und zog mich in die Tiefe. Ich schrie.

Alles wurde still. Ich hielt meine Augen zusammen. Ich spürte die leichte Schwerelosigkeit. Eine, die ich bereits kannte. Woher?

„Mizuki!".

Eine Stimme aus der Ferne?

„Mizuki!".

Ich fragte mich, was geschehen war. Wie es dazu kam. Ich fühlte mich leicht. So leicht wie eine Feder. Ich war umgeben von etwas, das mein Gehör betäubte. Da, diese Stimme ertönte schon wieder. Was war das noch gleich?

Ich kniff meine Augen mehr zusammen. Mir stiegen Erinnerungsfragmente auf. Zerschnittene und verschwommene Bilder. Als wären sie verblassen und vergessen worden. Da war ein Teich. Ein wunderschöner Teich. Ich ging in die Hocke und hielt meine Hand über die Wasseroberfläche ausgestreckt. Eine kleine Spiegelung meines samten Ärmeln. Dann spürte ich, wie jemand mein Rücken berührte.
Ich bin hineingefallen.

Ich kämpfte panisch und versuchte hinauf zu schaffen. Ich streckte meine Hand aus, winselte unerträglich und die Schwärze umhüllte mich. Meine Luft ging aus. Immer mehr und mehr, bis ich nicht mehr atmen konnte. Meine Lungen gefüllt mit etwas Schwerem. Bläschen stiegen an meinem Körper entlang auf, zur Wasseroberfläche. Was waren das für Erinnerungen? Wer war diese besorgte Stimme?

Ich blinzelte und erkannte verschwommen, wo ich war. Aus meinem Mund stiegen Bläschen. Ich ließ mich einfach treiben. Ich war genauso leicht.. und es war irgendwie befreiend. Alles um mich herum vergessen. Das Licht, das vor mir war, so weit weg. Ein helles Licht, dass ich nur in dieser Finsternis finden konnte. Es war so warm..

Ich keuchte, zog meine Beine an mein Bauch und hielt meine Hand an meine Brust. Ich realisierte, dass mir die Luft ausging. Meine Augen weiteten sich. Reflexartig schnappte ich nach Sauerstoff. Stattdessen schluckte ich den salzigen Geschmack und versuchte mich hochzukämpfen. Mit Armen und Beinen strampelte ich umher. Ich wusste nicht wie. Ich spürte den Boden nicht mehr unter meinen Füßen. Ich war zu weit entfernt. Verdammt-!

Kirschblüten und Ahornblätter | Kazuha ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt