| 17 | Furchtbare Alpträume

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Die nächsten zwei Nächte waren grauenvoll. Die Schreie verfolgten mich, bis in meine Träume. Tagsüber brachten mich Tighnari, meine drei Kameraden, mit denen ich anfangs zusammengearbeitet habe, und Kazuha, auf andere Gedanken. Was meine Träume belangten, ließen sie mich nicht in Ruhe. Ich weigerte mich zu schlafen und traf nachts den Rotschopf auf, den ich tagsüber nicht fand.

Wir saßen in der Nacht nebeneinander, beobachteten die Sterne. Er erzählte mir etwas von seinen Gefühlen, die ihn von innen fraßen.

„Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob das die richtige Entscheidung war. Calian musste durch die Hölle gehen, wir konnten seinen hohen Elementargehalt reduzieren.. aber in seinen Augen..".

Nathar und Calian hatten auch Schäden davon getragen. Der Rotschopf klang so unsicher, dass ich ihn nicht wiedererkannte. Die Augen von Calian wirkten tot und leer, das sagte er, als würde sein Geist verschollen sein, doch wenn er Nathar sah, seine Anwesenheit wahrnahm, so waren sie wieder lebendig und glänzten.

„Zandik meint, dass wir noch nicht fertig sind.. Wir müssen tiefer, noch tiefer eindringen und die Ausbreitung der Eleazarwurzel verhindern. Ich weiß nur nicht, ob wir das mental – und er körperlich – überleben werden".

Ich hatte versucht ihn etwas aufzumuntern, indem ich etwas von mir erzählte. Was ich empfunden und gedacht habe. Ich dachte, dass Nathar ein schrecklicher Mensch gewesen war, der seine Geliebten nur ausnutzte, aber er wollte bloß Calian retten. So sehr, dass er die letzte Hoffnung ergriff, die Zandik ihm vorgestellt hatte.

Nachdem wir uns noch ausgesprochen haben, haben wir uns versöhnt. Ich versuchte danach etwas Schlaf nachzuholen, stattdessen hielten mich die Gedanken auf: Kazuha und Tighnari hatten nie den Gedankengang gehabt, dass Nathar ein schlechter Mensch war. Ich fühlte mich dadurch verdammt schlecht. Konnte ich meine Freunde nicht mehr erkennen? Nein, ich war an jenem Zeitpunkt traumatisiert und verstört. Oder? Unfähig, klar zu denken und zu realisieren–

Die Tasse krachte auf den Boden. Die Scherben lagen zerstreut und die heiße Flüssigkeit mischte sich dem unter. Ich wich einen Schritt zurück, ein Schauer fuhr über meinen Rücken und meine Beine fingen an zu zittern. Meine Atemzüge schwangen und meine Hände gelangen an den Ort, wo die Stimmen in meinen Kopf eindringen wollten. Ich hielt mir wieder die Ohren zu.

„Das ist deine Schuld. Du hättest sie retten können! Du hättest sie aufhalten können!".

„Ein ungezogenes Balg! Du wirst nie dein Frieden finden! Das hast du nicht verdient!".

„Deinetwegen sind wir gestorben! Hättest du doch nur zugestimmt, wäre das nie geschehen. Nie!–".

„Mizuki", die mir bekannte Stimme, holte mich heraus. Ich sah die Person an und schüttelte mit dem Kopf. Ich hatte ihn aufgeweckt..

„Verzeih, dass ich deinen Schlaf störe. Es ist alles gut, Kazuha. Siehst du? Ich räume das schon auf", ich zwang mir ein Lächeln auf und wollte in die Hocke gehen.

„Nein, es reicht", er hörte sich ernst an. So ernst, dass ich trocken schlucken und zu ihm schauen musste, „Du erzählst mir jetzt, was in deinem Kopf vorgeht. Dich in diesem Leid und Elend zu sehen, ertrage ich keine Minute mehr".

Ich ballte meine Hand, biss mir auf die Lippe und versuchte diese Unruhe zu besänftigen. Mit etwas Kraft schaffte ich das und konnte ihm aufrecht in die Augen sehen.

„Wie ich bereits sagte, das letzte kleine Geheimnis wird euch am Leben erhalten. Und was geht dich das an? Das ist mein Problem und wie du siehst, komme ich ganz gut allein damit klar", ich wandte etwas Wut in meine Stimme, damit er zurückweichen würde, aber gerade deswegen, ließ er nicht von mir ab.

Kirschblüten und Ahornblätter | Kazuha ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt