| 30 | Meine Gefangenschaft

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Nun, ich war jetzt gefangen, aber meine Hände waren frei. Ich setzte einen Schritt nach vorne und schaute mich in mein altes beleuchtetes Zimmer um. Es blieb in seinem letzten Zustand, wie ich es verlassen hatte: Chaotisch, unaufgeräumt und verwüstet. Über die Zeit hatte sich Staub angesammelt.

Ein großes Bett, neben an einen kleinen Nachtisch darauf eine Vase mit verwitterten weiße Rosen stand. Ein Kleiderschrank, ein Kimonoständer, Schreibtisch und viele Bücher, die überall herumlagen. Wie kleine Türme, als hätte in meinem Zimmer ein Mini-Krieg stattgefunden.

Meine Füße setzte ich zwischen den einzelnen Lücken, die ich finden konnte, und gelangte schlussendlich auf mein Bett. Die Bettdecke hing halb auf dem Boden und mein Kopfkissen sah platt und benutzt aus. Mein Kopf landete trotzdem auf dieser und der ganze Staub wirbelte auf. Sie kitzelte meine Nase, ich kräuselte sie und nieste leise. Danach atmete ich tief ein, eh ich meine Augen schloss und sie nicht mehr aufbekam.

Ich schlief. Meine Reise nach Inazuma und die Erscheinung von Dottore mit meiner Tante war Kräfte zerrend. Ab und zu wurde ich wach, da mich meine Gedanken raus rissen. Ich musste meinen Freunden mitteilen, dass es einige Abweichungen gab, aber als mir Thoma in der Nacht von Ayato erzählte, würde ihm bestimmt ein neuer Plan einfallen. Zudem hatte ich Beidou und Kazuha Bescheid gegeben, dass mein göttliches Auge genommen werden und ich mich nicht mehr auf die Suche nach Nathar und Calian begeben könnte.. Eigentlich wollte ich aus der Zimmertür ausbrechen und in der Residenz Ausschau halten, aber jetzt waren mir leider die Hände gebunden.

Und trotzdem beschäftigten mich diese Gedanken. Ich blieb die restliche Nacht wach, starrte die Zimmerdecke an, nahm ein Buch in meine Hand oder sah zum Fenster raus. Aus irgendeinem Grund wurde mir kalt, ein unwohles Gefühl stieg mir auf und ich zitterte. Wahrscheinlich waren meine Nerven am Ende, zumindest war es das, was ich dachte. Mein Kopf bereitete mir viele pochende Schmerzen.

Ich starrte meine rechte Handinnenfläche an, streifte mit meinen Fingerspitzen darüber. Meine größte Sorge war doch offensichtlich, nicht wahr?

Ich krümmte mich zusammen, legte die rechte Hand auf meine Stirn und schloss meine Augen. Für einen Moment konnte ich die Sorgen vergessen und musste an warmen Tagen denken. Sie erwärmten meinen Herzen oder brachten mich zum Schmunzeln.

„Kazuha, das ist deine kleine Freundin, bestimm du, ob sie..".

„..Vielleicht erhältst du die Aufmerksamkeit, die du bei diesen Jungen suchst".

„Schöne weiße Zähnchen, du solltest öfters lächeln, Kazuha...".

„Du musst zugeben, dass du auf den Jungen stehst, nicht wahr?".

„Mizuki, ich liebe dich".

„Ich habe Hunger..", brabbelte ich vor mich hin und schaute zum Fenster, das Mondlicht in mein Zimmer hinein ließ, „und Angst..", meine Beine zog ich mehr an mein Bauch. Die Decke warf ich über mich und versteckte mich in ijr.

Ich hatte schon lange nicht mehr diese Angst empfunden.. Diese Angst, alles zu verlieren und wieder alleine zu sein..

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Die restlichen Stunden bis zu dem Augenhatz-Dekret blieb ich auf. Ich hatte Tränen in den Augen gehabt, aber weinte nicht. Was würde mir nützen, um zu weinen? Gar nichts. Es würde mir nur im Weg stehen.

Meine Hände waren gefesselt. Ich schritt durch den Flur, einige Pflanzen und Kommoden beschmückten diese. Danach bog ich ein paar Mal ab, bevor ich auf den Hof gelangte.

Schwaches Sonnenlicht schien auf mich. Es war kalt, ich konnte meine Atemzüge vor mir sehen. Der Himmel war bewölkt, als würde es jeden Moment schneien. Mein Blick wanderte zu den anderen Soldaten, die mir einen grimmigen Gesichtsausdruck zuwarfen. Ich lächelte sie freundlich an, da schubste man mich nach vorne und ich ging geradeaus weiter, durch das Tor hindurch und sobald ich mich auf der Straße befand, wurde ich von einem Kies abgeworfen.

Kirschblüten und Ahornblätter | Kazuha ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt