5.) Sturz mit Folgen

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Die letzte Kurve schaffte ich nicht. Keine Ahnung warum, aber ich konnte das Ding einfach nicht dazu bringen, die Richtung zu ändern. Ich flog vom Board direkt mit meinen Knien auf den Asphalt. Stechender Schmerz durchzog meinem Körper und ich musste ein Wimmern unterdrücken. Felix kam sofort angelaufen.

"Amy, ist alles ok? Das sah echt heftig aus" ich betrachte meine Knie. Die Strumpfhose war zerrissen und meine Knie voller Dreck und Blut. Sie brannten schrecklich und ich musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht zu weinen. -Das mit dem nicht peinlich sein, hat ja hervorragend geklappt. Aber ich hab doch gesagt ich hab zwei linke Füße...

"Wir müssen auf jeden Fall die Wunden auswaschen nicht, dass sich das entzündet." Felix riss mich aus meinen Gedanken und ich nickte stumm. "Komm her, ich helfe dir hoch. Kannst du laufen?" Die Haut an meine Knien brannte und spannte bei jedem Schritt. Am liebsten hätte ich laut aufgeschrien, aber ich wollte mich nicht noch mehr blamieren. "Nicht wirklich", schniefte ich deswegen nur.

"Stell dich aufs Board ich zieh dich zu mir nach Hause. Wir sind in 10 Minuten da." "Vielleicht sollte ich besser nach Hause gehen, Felix." Es war mir unangenehm direkt mit jemandem nach Hause zu gehen, den ich erst seit 3 Tagen kannte. Vor allem seit der Sache mit Kevin. Ich wollte zwar eigentlich nicht mehr an den Vorfall denken und mich deswegen fertig machen, aber in meinem Hinterkopf schwebte immer noch seine Drohung rum. "Unsinn das muss jetzt schnell behandelt werden. Ich weiß wovon ich rede. Ich bin auch schon oft gestürzt"

Als wir die Treppen zu Felix Wohnung raufgingen, hörte ich aus anderen Wohnungen Gepolter und Geschrei. -nette Nachbarn die Felix und seine Eltern da hatten. Jedoch lag ich auch damit falsch, denn als wir die Wohnung betraten, musste ich feststellen, dass er hier alleine wohnte. Die Wohnung war hell und groß und ich ertappte mich selber dabei, dass ich mir wünschte, hier öfter zu sein. "Wusste gar nicht, dass du alleine wohnst. Du bist nicht in Wirklichkeit schon 30 und siehst nur so jung aus?", fragte ich scherzhaft. "Keine Sorge ich bin wirklich erst 20" grinste er mich an. Das ließ mich für eine Sekunde meine Schmerzen vergessen und nachdenken. Felix ist also erst 20. Umso erstaunlicher, dass er sich mit 20 so eine Wohnung leisten konnte. Vielleicht hatte er ja reiche Eltern.

Ich konnte nicht weiter darüber nachdenken, denn der Schmerz meldete sich zurück. Felix bemerkte das und meinte, zuerst müsste ich die Strumpfhose ausziehen. "Kannst das im Bad machen, ist gleich gegenüber. Ich warte hier so lange." Im Bad merkte ich jedoch schnell, dass ich sobald ich die Knie anwinkeln wollte, vor Schmerzen losschreien könnte. Es half nichts, Felix musste mir helfen. Der ganze Tag wurde von Minute zu Minute unangenehmer und peinlicher. -Tolles erstes Date, Amy! "Felix?" Mein Kopf schaute aus der Tür: "Du musst mir beim Ausziehen helfen."

Mit rotem Kopf kam er ins Bad. Seine Hände hatte er sich vor die Augen gehalten. "Ich will ja nicht, dass du denkst, mir geht's nur darum dich nackt zu sehen." Ich setzte mich auf den Badewannenrand und streckte die Beine aus. Felix hatte inzwischen eingesehen, dass er die Hand von den Augen nehmen musste, weil er schon 2 mal über den Teppich gefallen war. "Sag Bescheid wenn's weh tut." Er kniete sich vor mich hin und zog mir vorsichtig die Strumpfhose über die Knie. Ich sog scharf die Luft ein. -Wie konnte so eine kleine Verletzung so weh tun?! Felix dachte bestimmt ich wäre eine wehleidige Heulsuse. Ich erinnerte mich an den Moment zurück, in dem ich mir den Finger gebrochen hatte, das hatte irgendwie nicht so weh getan. "Tut mir leid. Ich wollte dir nicht weh tun." Er sah mich schuldbewusst an. "Schon ok."

"Konzentrier dich einfach auf was Schönes", schlug er vor, was ich dann auch machte. Ich stellte mir vor, wie wir beide am Rhein entlangfuhren, uns auf eine Bank setzten und den Sonnenuntergang beobachten. Dabei legte Felix seinen Arm um mich und zog mich an sich ran. Ich vergrub meine Hände in seiner Jacke und er küsst mich liebevoll auf die Stirn. Ein leises Seufzen entwich mir."Alles ok? Ich bin jetzt fertig.", riss er mich aus meinen Gedanken. Ich nickte stumm und merkte wie meine Wangen heiß wurden. -Verdammt Amy, reiß dich zusammen! Kaum lernst du einen süßen Typen kennen, spielen deine Hormone verrückt! Ich hatte nicht einmal mitbekommen, wie er alles desinfiziert hatte. "Jetzt nur noch ein Pflaster drauf und alles ist wieder wie neu", sagte er fröhlich. "Danke, dass du dich so nett um mich gekümmert hast."

"Ach na klar, immerhin ist es ja irgendwie meine Schuld, dass das passiert ist." Achso das war also der Grund, warum er so nett war, er hat sich schuldig gefühlt. Und hab mir, naiv wie ich bin, was drauf eingebildet. -Du lernst auch nie dazu, Amy. "Ich sollte jetzt lieber nach Hause. Hab noch viel zu tun", log ich nachdem ich mich angezogen hatte. Felix nickte. Hab ich da grade einen traurigen Blick gesehen? "Aber wir sehen uns doch wieder oder?"

Die Frage kam für mich jetzt unerwartet. Also war dieses Verarzten doch nicht nur, weil er sich schuldig fühlte. Felix hatte ernsthaft Interesse an mir und das, obwohl ich das Date so versaut hatte. Am liebsten würde ich jetzt grinsen und rumtanzen, aber das ging ja im Moment schlecht. Deswegen beließ ich es bei einem Lächeln und einem "gerne"

"super gib mir einfach deine Nummer dann melde ich mich bei dir!" Felix brachte mich bis zu seiner Wohnungstür. Er ging so dicht hinter mir, dass ich meinte seine Wärme zu spüren. Die Hand hatte er um meine Taille gelegt. Sei es jetzt, um mich zu stützen oder einfach so, der Typ machte mich echt verrückt. "Danke nochmal für die Verarztung", meinte ich noch, als ich schon in der offenen Tür stand. Fleix sah mich einige Sekunden lang einfach nur an. Dabei blickte er abwechselnd auf meine Lippen und dann wieder in meine Augen. Lief es darauf hinaus, worauf ich dachte, dass es hinauslaufen würde? "Für dich immer", sagte er plötzlich leise und kam meinem Gesicht dabei gefährlich nahe...

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