38.) Kelly

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Ich setzte mich aufs Sofa und starrte auf den Tisch. 

Ich hatte keine Ahnung, wie ich die ganze Sache anfangen sollte. "Willst du was trinken? Ich hab Wein da?" 

Vielleicht war Wein gar keine Schlechte Idee. Dadurch würde ich auf jeden Fall lockerer werden. So stimmte ich Kellys Vorschlag zu. "Auf einen schönen Abend." Kelly hielt mir ihr Glas hin. Diese Situation kam mir so bekannt vor. Das gleiche habe ich erst mit Amy gemacht. Ich nuschelte nur ein "Mhh" und stieß mit ihr an. Um die ganze Situation besser zu ertragen, trank ich das Glas in einem Zug aus. Kelly grinste nur und schenkte mir nach. 

"Weißt du noch, als wir das erste Mal so hier saßen? Wir wussten beide was noch passieren würde, aber wir waren beide zu schüchtern um den ersten Schritt zu machen. Und dann haben wir einfach so viel getrunken, bis es dann passiert ist." Sie grinste, rutschte näher an mich ran und legte ihre Hand auf meinen Oberschenkel. Ich rutschte von ihr weg und trank mein Glas leer. Jetzt oder nie.

"Kelly, du bist ja echt toll und wir hatten ne coole Zeit, aber das muss jetzt aufhören." Sie sagte nichts, sondern schaute mich nur irritiert an. Da ich ihrem Blick nicht standhalten konnte, schenkte ich mir noch mehr Wein ein. 

Das wievielte Glas war das jetzt? Das dritte? 

"Wieso? Hast du jemanden kennengelernt? Etwa das hübsche Mädchen von der Party?" Ok jetzt war es raus. Ich trank ein paar weitere Schlucke und räusperte mich dann. "Sie heißt Amy, und ja sie ist das Mädchen von Palutens Party. Sie bedeutet mir wirklich viel und ich glaube, das könnte etwas Ernsteres werden. Deshalb ist es besser, wenn wir unsere kleine Sache beenden, bevor das wirklich was Festes mit Amy wird. Sonst komme ich mir wirklich elendig vor. Naja ich komm mir jetzt schon vor wie ein Betrüger." Schon während ich redete merkte ich, wie sich das erste Glas Wein bemerkbar machte. Egal. Ich trank ein weiteres aus.

"Liegt es an mir?" Kelly sah mich traurig an. "Was? Nein! Du du bist toll und alles. Ich meine du siehst unglaublich gut aus und sowieso hast du bestimmt Alles, was ein Typ sich wünschen kann, aber Amy hat nun mal dieses gewisse Etwas, was mich einfach verrückt macht. Ich kann mir im Moment einfach nicht vorstellen, ohne sie zu sein."

"Ja das hab ich in deinem Vlog schon gesehen. Ging ja echt schnell, dass ihr das öffentlich gemacht habt." Dieser Satz kam von ihr vielleicht zickiger rüber als beabsichtigt, aber irgendwie konnte ich das verstehen. "Es tut mir leid, wenn ich dir Hoffnungen auf mehr gemacht habe. Das war nie meine Absicht." Zum Trost legte ich meinen Arm um sie. Mein Kopf fühlte sich vom ganzen Alkohol plötzlich schwer an und ich konnte nicht anders als ihn auf Kellys Schulter zu legen. Verdammt noch mal Felix, lass das, ermahnte ich mich selber, aber der Alkohol war stärker.

"Ok Felix ich verstehe, dass wir beide ab jetzt nur noch Freunde sein sollten, wenn bei dir echte Gefühle im Spiel sind, will ich nicht im Weg stehen. Aber ich meine, wir hatten doch auch eine gute Zeit, oder? Weißt du noch, als ich für dich das gemacht hab?" Sie löste sich aus meiner Umarmung und stand auf. Dann begann sie, sich rhythmisch zu bewegen und sich langsam auszuziehen. 

Oh Gott ich musste hier weg und zwar so schnell wie möglich. Doch es war zu spät. Der Alkohol erledigte den Rest als sich Kelly auf meinen Schoß setzte. "Ich merke doch, dass es dir gefällt", lachte sie und schielte dabei auf meine Hose. Warum hatte ich nur so viel getrunken? Ich wollte doch eigentlich nur Amy. Mein Kopf schrie mich innerlich an, es nicht zu tun, aber mein Körper tat genau das Gegenteil.

Der Rest lief wie in einem Film ab. Ich hatte das Gefühl gar nicht aktiv dabei zu sein, sondern nur ein Zuschauer meines eigenen Lebens zu sein. Kelly hatte es geschafft mich ins Bett zu bekommen. Und auch wenn ich es eigentlich nicht wollte, ich machte mit. 

Ich schlief mit Kelly. Und das, obwohl ich nur hergekommen war, um die Sache zu beenden. Viele würden jetzt den Hormonen oder dem Alkohol die Schuld geben und sagen "Ich bin auch nur ein Mann", aber ich nicht. Ich wusste, dass das einzig und allein meine Schuld war und dass ich ein riesen Arsch war. Mit leeren Augen starrte ich durch Kelly durch während sie sich auf mir bewegte. 

Ich hatte Amy betrogen, das wurde mir jetzt klar. 

Amy - das Mädchen das ich liebte.

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