4.) Von ersten Dates und wackligen Boards

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Der große Tag war endlich da: ich hatte mein Date mit Felix.

Also, vielleicht war das ja gar kein Date. Immerhin wollte er mich ja nur vom Longboarden überzeugen. Aber ich meine, das musste doch schon irgendwas bedeuten, oder? Nervös fuhr ich mir durch die Haare und strich ein paar Haarsträhnen aus meinem Gesicht. Ich war von der ganzen Sache immer noch nicht begeistert, schließlich habe ich ja schon erwähnt, wie ungeschickt ich bin, aber ich freute mich unglaublich ihn wiederzusehen. Nur deswegen würde ich mich überhaupt auf dieses Ding stellen.

Seit einer halben Stunde stand ich nun vor meinem Kleiderschrank und starrte meine Klamotten an. Es war ein warmer März Tag deswegen zog ich eine dunkle Strumpfhose und eine schwarze Hotpants an. Da mein Oberkörper aber so gut wie immer fror, entschied ich mich für einen dunkelroten Pulli. Vielleicht nicht das beste Outfit für ein Date, aber ich fühlte mich wohl und das war doch das wichtigste. Meine langen, braunen Haare waren gelockt, da ich sie über Nacht zu einem Dutt zusammengebunden hatte und sie hingen mir über meine rechte Schulter. Jetzt noch ein bisschen Schminke um meinen Schlafmangel zu verbergen und ich war so gut wie fertig- und ich meine jetzt nicht nervlich. Da war ich schon lange fix und fertig! Denn ich war so aufgeregt, dass ich die ganze Nacht kein Auge zumachen konnte.

Mein letztes Date war viel zu lange her und ich wusste schon gar nicht mehr, wie ich mich am besten verhalten sollte. Wahrscheinlich nett und süß und nicht peinlich. Innerlich stöhnte ich. Das würde ich nie hinbekommen! Der Blick auf die Uhr verriet mir, dass es 13:30 Uhr war. Wenn ich pünktlich sein wollte, musste ich jetzt los. Noch schnell etwas Parfüm und ich machte mich auf den Weg.

Ich bin kein Fan von klassischen Dates, wie Kino oder Essen gehen, da die Stimmung immer angespannt ist und man gezwungen wird, sich um jeden Preis zu unterhalten. Man sitzt sich stundenlang gegenüber, kann nicht weg und muss irgendwas von Hobbies, Arbeit oder Haustieren erzählen. Alles Dinge die völlig unpersönlich waren. Ich mochte es viel lieber wenn man sich in ungezwungener Umgebung näher kam, über Dinge lachte oder angeregt diskutieren konnte. 08/15 war wirklich nicht meins. Deswegen war ich froh, dass wir Longboardfahren üben würden, denn da würde sich ein Gespräch ganz von alleine ergeben. Und wer weiß, vielleicht gefällt mir Longboarden sogar. Der Typ, der mir das beibringen wollte, gefiel mir auf jeden Fall schon mal.

Pünktlich um 14:00 Uhr kam ich am Skatepark an, konnte Felix jedoch nirgendwo entdecken. Deshalb setzte ich mich erst mal auf eine Bank, beobachtete die Skater und ließ mir die Sonne ins Gesicht scheinen. Wie ich diese Wärme den Winter über vermisst hatte. Bei den Skatern sah das Alles so einfach aus. Selbst die schwersten Tricks. Nie im Leben kann ich auch nur auf dem Brett stehen bleiben. Hin und wieder stürzte einer von ihnen, was mir nur noch mehr Angst machte. Aber vielleicht kam Felix auch gar nicht mehr, denn mittlerweile war es schon 14:30 Uhr. Genervt ließ ich meinen Kopf in den Nacken fallen. War ja klar, dass das zu schön war, um wahr zu sein. Als ob sich Felix wirklich für mich interessiert hätte.

Ich wollte grade aufstehen und gehen, da sah ich wie Felix auf seinem Board um die Ecke schoss. Verdammt konnte der schnell fahren. Schon von Weitem sah er mich entschuldigend an. "Es tut mir wirklich leid Amy, ich wurde aufgehalten." Ein leichtes Grinsen huschte über mein Gesicht. Es lag also nicht daran, dass er mich nicht treffen wollte.

"Stress im Laden?", fragte ich nachdem er mich kurz umarmte. Er sah mich nur verwirrt an. "In welchem Laden?" "Na in dem Longboardladen in dem du arbeitest?" Nun war ich selbst verwirrt. "Da hast du wohl was falsch verstanden, ich arbeite da nicht, ich bin nur so oft da, deswegen kenne ich mich mit dem Boards und dem Lager aus."-super das fängt ja gar nicht peinlich an. "Als was arbeitest du dann?", lenkte ich das Gespräch in die übliche 08/15 Bahn. -das wird ja immer besser: gerade das, was ich eigentlich so hasste, leitete ich nun selbst ein. Aber in Felix Nähe konnte ich einfach nicht ich selbst sein. Fehlt nur noch, dass ich ihn nach Hochzeit und Kindern frage. "Meine Arbeit, ist nicht so einfach zu erklären. Wenn wir mal mehr Zeit haben erklär ich's dir aber gerne, lass uns heute lieber Longboard fahren"

Felix erklärte mir geduldig, wie man sich aufs Board stellte, welchen Fuß man zum Pushen benutzte und wie man Kurven fuhr. Dann sollte ich es selbst versuchen. Ich stellte mich auf's Board und sofort hatte ich alles vergessen, was er mir erzählt hatte. Ich blieb stocksteif auf dem Board stehen und bewegte mich keinen Zentimeter. Den Plan mit dem süß, nett und nicht peinlich sein, hatte ich somit erfolgreich ignoriert.

Um mich zu ermutigen, meinte Felix "das sieht doch schon super aus! Mach genau so weiter." Ich blickte ihn ungläubig an "Felix ich weiß, dass ich bescheuert aussehe. Du musst mich nicht anlügen." "ach Quatsch bescheuert sieht das wirklich nicht aus, vielleicht ein bisschen ungeschickt aber nicht blöd. Eher süß tollpatschig" -hat er gerade echt süß gesagt? Ich versuchte mich in seine Richtung zu drehen, wobei das Board anfing zu rollen. Perplex ruderte ich mit den Armen. Zum Glück hielt Felix nun meinen Arm fest und zog mich langsam über den Platz. Longboardfahren machte ja wirklich Spaß. Oder es lag einfach an Felix, der mir die ganze Zeit so nah war.

Ich genoss seine Berührungen und wir sahen uns öfter in die Augen und lächelten uns an. Nach ein paar Runden fühlte ich mich sicher genug ohne Felix Hilfe zu fahren. Was sich jedoch als Fehler rausstellen sollte.




Heute mal ein etwas längeres Kapitel zur Feier der 160 Reads :D (Danke dafür!) mir ist heute echt viel eingefallen und das wollte ich Euch natürlich nicht vorenthalten. Ich hoffe es gefällt Euch.

Was ist schon ein Happy End?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt