9.) Die Entschuldigung

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Patrick schickte mir am nächsten Tag nochmal die genaue Adresse mit Stockwerk und Name. Ich freute mich riesig ihn wiederzusehen, jede Ablenkung war mir recht. Da er meinte, es wäre eine normale Party, zog ich mich auch nur normal an. Eine graue skinny Jeans und ein rotes Shirt mit Spitze. Meine Haare band ich zu einem hohen Zopf zusammen.

Kurz nach 21:00 Uhr stand ich vor Palles Tür. Zu Partys sollte man ja nie genau pünklich kommen. Seltsamerweise hörte ich weder Stimmen noch Musik aus seiner Wohnung. Anscheinend kannten die anderen diesen Rat auch, denn niemand schien da zu sein. War ich immer noch zu früh? Ich klingelte und sofort erschien ein fröhlicher Patrick "Hey, cool dass du gekommen bist, immer herein spaziert in die gute Stube!" "Bin ich zu früh?". Er sah mich irritiert an. "Wieso solltest du?" "Naja, keine Gäste, keine Musik? Oder haben sich plötzlich alle in Luft aufgelöst?" Eine Sekunde lang schien es so, als wüsste er nicht was er sagen sollte, doch dann stammelte er: "Achso das meinst du. Ähm die müssten jetzt jede Sekunde kommen. Geh einfach schon mal den Flur durch ins Wohnzimmer. Ich hol noch dieses Ding aus der Küche." Ich sah ihn skeptisch an. "Siehst übrigens gut aus!", rief er noch und verschwand in einem Zimmer.

Etwas verunsichert blieb ich im Flur stehen. Was machte ich eigentlich hier? Ich kannte ihn doch überhaupt nicht? Was wenn er so ein kranker Perverser ist? Oder ein gesuchter Serienkiller? Er sah zwar total nett und lustig aus, aber vielleicht war das nur Tarnung? Vielleicht wollte er nur noch sein Beil aus der Küche holen und dann Hackfleisch aus mir machen.

Ist doch eh komisch dass er mich "zufällig" gestern getroffen hat.

Ich wollte grade gehen, da hörte ich ein Husten aus dem Wohnzimmer und Schritte. Die Tür ging auf und ich verstand gar nichts mehr. "Was machst du hier?!"

"Hey Amy, können wir reden?" Felix stand vor mir im Flur. Seine Schultern und sein Kopf hingen zu Boden und plötzlich wirkte er, obwohl er so groß war, unglaublich klein. "Was soll das hier? War das alles nur ein Trick?" Ich versuchte ruhig zu bleiben. "Du hast ja nicht auf meine SMS geantwortet und irgendwie musste ich ja nochmal mit dir reden. Das ist alles ganz anders gelaufen wie es sollte. Wenn ich darf, erkläre ich es dir. Wenn nicht, geb ich dir nur das Video und du kannst gehen."

Achja... das Video, das wir im Zoo gemacht hatten. Wortlos ging ich an ihm vorbei ins Wohnzimmer und setzte mich auf die Couch. "Ok dann erzähl mal."

"Ich wollte dir nicht das Gefühl geben, dass ich mich für dich schäme oder sonst irgendwas. Ich hab einfach ein Problem mit großen Menschenmassen. Vor allem mit Leuten in meinem Alter. Ich fühle mich dann nicht wohl und will so schnell wie möglich weg. Deswegen hab ich dich nicht geküsst. Glaub mir, es war wirklich nicht wegen dir. Manchmal wünschte ich, ich wäre jemand anderes." Ich blickte ihn lange an. Seine Augen strahlten Ehrlichkeit aus und ich konnte nicht anders, als ihm zu glauben. Am liebsten hätte ich ihn gefragt warum er Angst vor vielen Menschen hatte, aber Felix machte den Eindruck als wollte er darüber nicht weiter reden. Und ich wollte den Moment nicht kaputt machen. Ich war einfach nur unheimlich glücklich, dass es nicht an mir lag und wir uns ausgesprochen hatten. Nie hat sich jemand so ins Zeug gelegt, um sich bei mir zu entschuldigen. "Und Palle war nur der Lockvogel oder wie?", fragte ich schließlich und musste ein wenig Schmunzeln: Er war wirklich kein guter Lügner. "Naja er hat mir erzählt, dass ihr euch neulich vor der Haustür getroffen habt und er wollte wissen, ob ich dich kenne. Als dann dieses blöde Missverständnis passiert ist, hab ich ihn gebeten, mit dir zu sprechen. Die Idee mit der falschen Party war allerdings von ihm."

Wie aufs Stichwort steckte dieser jetzt seinen Kopf durch die Tür. "Alles wieder in Butter?" Beide schauten mich fragend an. Ich blickte erst zum einen, dann zum andren und musste dann einfach lachen. "Ja alles wieder ok. Aber auf die Party hatte ich mich schon ein bisschen gefreut" "Kein Ding ich sag schnell allen Bescheid und dann starten wir eine spontane Hausparty!" Und schon war Patrick verschwunden."Und du bist wirklich nicht mehr sauer auf mich?", fragte Felix als wir wieder allein im Zimmer waren. "Ich war wirklich verletzt wegen dem Tag, aber nein ist schon gut. Ich versteh ja jetzt, warum du so reagiert hast." Ein erleichtertes Seufzen entwich Felix

Trotz, dass wir uns wieder vertragen hatten, war ich weiterhin unsicher, wie ich mich ihm gegenüber jetzt verhalten sollte. Würden wir uns nach der Party nie wieder sehen, oder würden wir uns jetzt öfter treffen? Vor lauter Nachdenken fing ich automatisch an, auf meiner Lippe zu kauen. Felix bemerkte das, legte seine Hand an mein Kinn und zwang mich somit, ihn anzusehen. "Lass das", flüsterte er beruhigend und küsste mich genau auf die Stelle, auf der ich rumgekaut hatte. Sofort vergaß ich alle meine Gedanken und konnte nicht anders, als ihn noch mal zu einem längeren Kuss zu mir heranzuziehen.

Egal was das zwischen uns beiden war, es gefiel mir.


Hey ihr Lieben, endlich wieder ein bisschen Romantik. Keine Sorge das wird ab jetzt zunehmen. Seid gespannt ♥ Kommentare und Kritik sind gern gesehen

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