Sie atmete ein. Flach, schwer, doch mit der Zeit die verrann schließlich immer langsamer und nicht mehr so gehetzt. Mit der Gewissheit der verstreichenden Sekunden schien das Brennen nachzulassen, das grausige Kribbeln das ihre Beine und Arme befallen hatte, wie eine Horde Ameisen wich langsam zurück wie die Flut und die Ebbe sich schleichend abzuwechseln wussten. Sie traute sich dennoch nicht, sich zu rühren oder einen neuen Fluchtversuch zu wagen. Momente lang, Minuten vielleicht, die vorüber zogen- oder nur Sekunden? Sie konnte die Zeit nicht bemessen, in der sie regungslos verharrten. Als ob Jäger und Beute sich erst dem Ende der Hatz und der Situation gewahr werden, es verarbeiten mussten, dass dieses Spiel um ein Leben dem Anschein nach nun so abrupt sein Ende gefunden hatte.
Blätter bauschten um sie herum, rieselten um ihre Schultern und kitzelten unangenehm an ihrer Wange und ihrem Hals. Es kitzelte, kribbelte und Luke war sich nicht sicher- wollte auch nicht daran denken – on nicht vielleicht Getier hier im Laub herumkrabbelte. Der Baumstamm der den Sturz abgefangen hatte ragte direkt neben ihnen auf wie die signifikanten Klippen in der Nähe der Insel der Verlorenen. Trockene Zweige unter dem Laub bunter Blätter knackten verräterisch, sobald sie nur ein wenig ihre Position zu verlagern suchte und der Druck auf ihrem Körper ließ sie ihre Gliedmaßen nervös anspannen um einen Weg zu suchen, sich vielleicht doch zu befreien. Doch das Gewicht des Piraten, der sie schon im Stand um mehr als einen Kopf überragte, drückte sie unnachgiebig in den Boden des Waldes, der sie wenigstens nicht hart wie Stein aufgefangen hatte.
Dennoch pochte ihr Fleisch an mehr als einer Stelle vor Schmerz, wo sich Steine oder Äste in dem Sturz hineingedrückt und zweifellos selbst unter der Kleidung ihre Spuren hinterlassen hatten. Kratzspuren, selbst Risse in ihrem Fleisch und Blutergüsse würden mit der Zeit heilen. Neben dem tödlichen Schatten über ihr war das alles nebensächlich. Dem Kapitän, welche die Hölle selbst wieder ausgespuckt haben sollte- und der über ihr genauso regungslos verharrte, als müsste auch sein Puls erst wieder absinken. Aufgestobene Wellen, die rauschend aneinandergeschlagen waren und nun nach dem tosenden Sturm langsam wieder Ruhe einkehren musste, damit die Wellen in der gewohnt rhythmischen Manier an den Strand rollen konnten. Und so lag die Stille zwischen ihnen. Nicht mehr als regungsloses Harren, Klopfender Herzschlag und tosen ihres Pulses in ihren Ohren, während sie dem Kapitän entgegen starrte, auf dessen Züge die Schatten vorüber schlichen wie Gespenster.
Unter schwerem Atem lagen ihre Augen auf ihm. Hadernd, ungewiss, zögernd. Sie war seiner Klinge entkommen, hatte ihr Leben auf Todes Schneide balanciert, als sie aus dem Fenster gesprungen war und sie dort nicht mehr vom sicheren Tod trennte, als das glitschige Seil. Sie war gerannt, bis ihr die Beine schwach wurden – und dennoch hatte er sie nun erwischt.
Ah, sie wollte aufschreien vor Frustration! Wäre es nicht ihr Leben, das sie hierbei verspielt hatte- sie hätte vielleicht eine verquere... Freude, beinahe SPAß dabei empfinden können. Das Leben schmeckte sehr viel intensiver, wenn man es nicht sitzend auf einem gepolsterten Sesselchen aus einem feingeschliffenen und goldbepinselten Kristallglas kostete.
War es nicht viel süßer, wenn man Morgentau von Blättern trank, Honig aus dem Bienennest stahl und den Preis eines Bienenstiches dafür in Kauf nahm? So schmeckte das Leben am besten: Direkt, unverdünnt, in allen Facetten.
Wäre er nicht wer er war, würde sie nicht diese finstere Gewissheit haben, dass sie vielleicht keinen Morgen erlebte- sie hätte ihn frech grinsend zu einer Revenge herausgefordert, um erneut mit ihm um die Wette zu laufen. So jedoch schluckte sie schwer und zog schließlich an ihren Handgelenken, um diese zu befreien- vergeblich. Hook war stärker als sie und solange er ihre Hände in festem Griff behielt, würde sie weder an ihren Säbel an ihrem Gürtel kommen, noch an das Messer das sie bei sich trug.
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A Neverland Tale - HOOKED (de)
Fantasy** Nur eines kann den Untergang Neverlands noch verhindern: In den finsteren Zeiten, in denen das Licht eines Sterns erlischt, muss ein neuer gefunden werden! ** Neverland - eine Welt, in der einfach alles möglich war, solange man es sich nur erträu...